Rhein-Sieg-Kreis | Viele Menschen sind zurzeit auf der Flucht vor Krieg, Gewalt, Zerstörung und Perspektivlosigkeit. Zu den harten Bedingungen und menschenunwürdigen Erlebnissen auf der Flucht sind Frauen und Kinder besonderen Gefahren durch Gewalt, Anstrengung, Mangel ausgesetzt. Oftmals ärztlich unversorgt und traumatisiert gelangen sie in Deutschland und auch in den Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises an.
Die medizinische Behandlung von Leib und Seele stellt die Beteiligten vor Herausforderungen.
Den dringenden Handlungsbedarf hat das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Rhein-Sieg-Kreises erkannt. Jetzt organisierte es in der Projektreihe „Grenzenlos gesund“ in Kooperation mit dem Sozialpsychiatrischen Kompetenzzentrum Migration südliches Rheinland (SPKoM) im Siegburger Kreishaus eine Fachtagung zu den gesundheitlichen Folgen von traumatischen Erlebnissen vor und während der Flucht sowie zu geeigneten Hilfsangeboten.
Jutta Bierwirth, die als psychologische Psychotherapeutin in Bonn arbeitet, legte dar, dass 50 Prozent aller Flüchtlinge Frauen und Mädchen seien. Die Praxis zeige, dass posttraumatische Belastungsstörungen bei Asylbewerberinnen und Asylbewerbern deutlich häufiger auftreten als bisher angenommen. Mögliche Symptome können Schlafstörungen, Abwesenheitszustände, Reizbarkeit oder Konzentrationsstörungen sein. Dabei schafften es Viele, das Erlebte aus eigener Kraft zu überwinden. Wichtig zunächst sei, dass alle an diesem Prozess Beteiligten an dem Geschehenen und seiner Verarbeitung nicht ständig eine Krankhaftigkeit betonten, sondern den Umgang damit auf ein normales Maß zurückführten.
Bei allen Referenten bestand Übereinstimmung, dass in einer Therapie die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Dolmetschern beziehungsweise mit Dolmetscherinnen einbezogen werden sollte. Dies machte auch noch einmal den dringenden Bedarf an Dolmetscherinnen und Dolmetschern deutlich.
Auf dem Podium waren Dr. Rainer Meilicke, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Antje Dinstühler, Leiterin des KI des Rhein-Sieg-Kreises, Ligita Werth von SPKoM, und Jutta Bierwirth, psychol. Psychotherapeutin, vertreten. Caritas, Diakonie und die Sozialpsychiatrischen Zentren im Rhein-Sieg-Kreis präsentierten ihre Flüchtlingsberatungsstellen sowie die LVR Klinik Bonn ihre interkulturelle Ambulanz. Über 100 ehrenamtliche und hauptamtliche Praktiker nutzten das Angebot zu Information und fachlichem Austausch.
Weitere Veranstaltungen zur Gesundheitsprävention von Migrantinnen und Migranten plant das KI. Fragen dazu beantworten Antje Dinstühler und die Mitarbeiterinnen des Kommunalen Integrationszentrums – KI – des Rhein-Sieg-Kreises, – Der Landrat -, Kaiser-Wilhelm-Platz 1, 53721 Siegburg, Telefon 02241/13-3066, E-Mail: integration@rhein-sieg-kreis.de. Aktuelle Informationen über Maßnahmen und Akteure in der Integration sind im Internet www.integrationsportal-rhein-sieg-kreis.de veröffentlicht. (hei)