Bad Honnef – Nicht mehr lange und es jährt sich der Tag, an dem das Bad Honnefer Cura-Krankenhaus seine Geburtsstation dicht machte. Seit dem 1.2.2021 steht in keinem Ausweis eines neugeborenen Kindes mehr: Geboren in Bad Honnef.
Trotz vieler Proteste, Petitionen und Interventionen blieb die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH hart: Eine andere Entscheidung mache wirtschaftlich keinen Sinn. Seitdem müssen werdende Mütter eine lange Reise nach Bonn oder Troisdorf antreten. Oder Neuwied. Denn auch für den Einzugsbereich hinter der Landesgrenze in Rheinland-Pfalz hatte die Cura-Geburtsstation einen hohen Stellenwert. Für Eltern, die in Rheinbreitbach, Unkel, Erpel und Umgebung wohnen und sich auf Nachwuchs freuten, war die Cura-Geburtsstation die erste Wahl. So verwunderte es auch nicht, dass die Eltern Andrea Behrendt und Carsten Krause aus Unkel die Aktion „Rettet die Geburtshilfe Bad Honnef“ ins Leben riefen. 10.000 Bürgerinnen und Bürger zeichneten bei zwei Petitionsaufrufen mit ihren Namen.
Kämpften mit anderen für den Erhalt der Geburtsstation:
Andrea Behrendt und Carsten Krause
In der Zwischenzeit hat das Engagement der Bürgerinnen und Bürger und vor allem der Hebammen nicht nachgelassen. Im Juni 2021 wurde der Verein „Geburtshilfe und Familiengesundheit“ in Bad Honnef als Reaktion auf die Schließung der gynäkologischen und geburtshilflichen Cura-Station ins Leben gerufen. Ziel ist die Gründung eines Geburtshauses für den südlichen Rhein-Sieg-Kreis und den nördlichen Kreis Neuwied. Dort soll Frauen mit risikoarmen Schwangerschaften zusammen mit ihren Partner:innen eine wohnortnahe Geburtshilfe ermöglicht werden und während der Schwangerschaft und Geburt eine vertrauensvolle Atmosphäre erfahren.
Nicht nur das: Mit einem Netzwerk, bestehend aus Hebammen, Beratungseinrichtungen bis hin zu ehrenamtlichen Akteur:innen, „möchte der Verein alle in der Geburtshilfe Tätigen in der Region vernetzen und Ausbildung, Qualifizierung, Weiterbildung wie auch Forschung in der Geburtshilfe stärken“.

Im November 2021 sollte im Kurhaus der „Tag für Geburtshilfe in unserer Region“ stattfinden, um auf das Thema Geburtshilfe und Versorgung von Frauen und Familien aufmerksam zu machen und über die Gründung eines Geburtshauses in Austausch zu treten. Wegen Corona musste diese Veranstaltung verschoben werden. Hingen referierte die Hebamme Daniela Erdmann zum Thema „Zufriedene Hebammen – zufriedene Familien. Wie Versorgung in einem Geburtshaus gelingen kann.“ im Bad Honnefer Maxx Hotel. Interessierte Hebammen aus Bad Honnef und den umliegenden Städten und Gemeinden kamen zu dem anderthalb Stunden dauernden Vortrag zusammen, um mehr über das Konzept eines Geburtshauses zu erfahren und die Vorteile einer wohnortnahen, individuellen und interventionsarmen Geburtshilfe zu diskutieren.
In Kürze wird auch die Website des Vereins unter der Domaine geburtshilfe-und-familiengesundheit.de online gehen.
In Bonn Runder Tisch Geburtshilfe
Auch in der Nachbarstadt Bonn tut sich was. Der Sozialausschuss der Bundesstadt hat am 12. Januar 2022 die Einrichtung eines Runden Tischs Geburtshilfe beschlossen weil immer mehr Geburtsstationen in den letzten Jahren geschlossen und die geburtsmedizinische Versorgung verschlechtert wurde.
Nun fordert die SPD-Kreistagsfraktion, dass die Initiative der Bundesstadt Bonn vom Rhein-Sieg-Kreis aufgegriffen wird und sich der Kreis am Runden Tisch aktiv beteiligt. Fraktionsvorsitzender Denis Waldästl: „Die Geburtshilfe endet nicht an Stadtgrenzen, sondern muss regional betrachtet werden.“ Der Rhein-Sieg-Kreis und die Bundesstadt Bonn bildeten nicht nur eine geographische Einheit, sondern zählten auch bei der Krankenhausplanung zu einem Versorgungsgebiet.
Damit Bewegung in die Angelegenheit kommt, hat die SPD-Kreistagsfraktion einen Antrag eingereicht, mit dem Ziel, dass es einen Runden Tisch Geburtshilfe Bonn/Rhein-Sieg gibt und die Expertinnen und Experten aus dem Rhein-Sieg-Kreis von Beginn an beteiligt werden. „Unser Ziel muss sein, kurz- und mittelfristige Maßnahmen aufzuzeigen, welche die Situation der Geburtsmedizin in der Region deutlich verbessern“, betont Waldästl. Die erfreulich ansteigende Zahl an Geburten dürfe für Familien nicht zur schwierigen Suche nach einem Entbindungsplatz führen, so der Kreistagsabgeordnete.