Bad Honnef – Die Bebauung rund um den Saynschen Hof bringt nicht nur Lärm und Einschränkungen mit sich – sie sollte auch Raum für Kreativität, Information und kulturelle Werbung bieten. Der über 40 Meter lange Bauzaun, der das Areal abgrenzt, wurde aufwendig gestaltet: Mit Illustrationen künftiger Wohnungen, kindgerechten Infografiken, Gucklöchern für neugierige Blicke auf den Baufortschritt – und einer sieben Meter langen Fläche, die Kunstschaffenden und Veranstaltern zur Verfügung steht. Eine innovative Idee, die Stadtentwicklung, Marketing und Kultur verbindet.
Doch kaum ist die Gestaltung abgeschlossen, wird sie schon mutwillig beschädigt – und das nicht von Vandalen, sondern von einem Unternehmen, das den Bauzaun als kostenlose Werbefläche missversteht. Mehrere Plakate wurden einfach über die eigens gestalteten Elemente geklebt. Immerhin: Die Gucklöcher blieben frei. Das ist jedoch ein schwacher Trost.
Marketing mit Respektlosigkeit?
Was als kreativer Beitrag zur Belebung der Innenstadt gedacht war, droht durch gedankenlose oder schlicht rücksichtslose Aktionen torpediert zu werden. Solch eine “wilde Plakatierung” sendet ein fatales Signal: Respekt vor fremder Arbeit, vor städtischem Raum und vor gemeinschaftlichem Engagement scheint zweitrangig, wenn es um das schnelle Anbringen eines Werbezettels geht.
Die Frage, die sich aufdrängt: War das so gedacht? Natürlich nicht.
Wenn der Wille zur Gestaltung erlahmt
Die Projektentwickler und die Stadt haben mit viel Aufwand und vermutlich auch mit nicht unerheblichen Kosten ein Konzept aufgestellt, das den Bauzaun zu mehr als nur einem Sichtschutz machen sollte. Dass nun Unternehmen diesen Raum ohne jede Rücksprache für eigene Zwecke nutzen, könnte schnell den Enthusiasmus der Verantwortlichen bremsen. Wer investiert weiter in kreative Öffentlichkeitsarbeit, wenn sie binnen Tagen überklebt wird?
Im schlimmsten Fall wird das Projekt eingestellt. Und das hätte nicht nur optische Konsequenzen: Kulturveranstalter verlören eine rare, prominente Werbefläche mitten in der City – und Passant:innen eine willkommene Abwechslung auf ihrem Weg durch die Baustellenlandschaft.
Ein Appell an die Stadtgesellschaft
Was es jetzt braucht, ist klare Kommunikation – und klare Regeln. Wer den öffentlichen Raum nutzt, sei es für Werbung oder Kunst, muss sich an Spielregeln halten. Und vor allem: an den Respekt gegenüber gemeinschaftlichen Projekten.
Es wäre bedauerlich, wenn ein einzelner Marketingakt den Anstoß gibt für eine Kettenreaktion der Gedankenlosigkeit – und eine gute Idee in einer Flut von Flyern untergeht.
Die Stadt hat die Chance, ein Bauprojekt mit kulturellem Leben zu füllen. Doch dafür braucht es nicht nur kreative Ideen, sondern auch eine Stadtgesellschaft, die solche Initiativen mitträgt – statt sie zu überkleben.
Diskussion