Bad Honnef | Die Herren der Bezirksregierung kamen am Mittag im Regen und überbrachten eine böse Nachricht. Ab sofort dürfen die Mitarbeiter von Weingut Pieper und Weingut Broel aus Sicherheitsgründen nicht mehr in die Weinberge.
Zu groß sei die Gefahr einer Verletzung durch Steinschlag, entschieden die Kölner Beamten. Und informierten sicherheitshalber vorab auch NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider.
„Wir stehen vollkommen unter Schock“, so Winzer Karl-Heinz Broel. Der ganze Jahrgang ist gefährdet, wir können nur die Hände in den Schoß legen“. Und auch Felix Pieper, Junior-Chef des gleichnamigen Weingutes Pieper, ringt nach Worten: „Wenn wir nicht bald unsere Arbeit aufnehmen können, geht der gesamte Jahrgang kaputt. Das wären Verluste im sechsstelligen Bereich“.
Für beide Winzer steht die Existenz auf dem Spiel: „Das ist keine Frage“, so Karl-Heinz Broel. Was kann er machen? „Ich bin immer noch nicht richtig handlungsfähig, so hat mich das getroffen“.
Trotzdem haben sich die Winzer zu einer Krisensitzung zusammengesetzt. Nur: Die Möglichkeiten sind begrenzt. „Felix Pieper: Uns wurde gesagt wir können Widerspruch einlegen, der würde dann auch in einem Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht verhandelt.“ Problem: Dieses Prozedre würde acht bis zehn Tage in Anspruch nehmen. Bis dahin sind die Weintrauben kaputt. Gerade jetzt bei diesen Temperaturen reifen sie sehr stark und bedürfen einer erhöhten Pflege. Der Befall von Insekten tut ein übriges.
Für die Winzer kam die Sperrung vollkommen unvorbereitet. Felix Pieper zu honnefshopping.de: „Die Stadt Bad Honnef und der VVS hatten uns noch nicht einmal über die Gutachten des Geologischen Instituts unterrichtet. In dem Gutachten wurde auf die Gefahren weiteren Steinschlags hingewiesen.
Einen großen Vorwurf macht Pieper denn auch der Stadt Bad Honnef. „Das Problem ist doch nun schon jahrelang bekannt, immer wieder wurde uns gesagt, für Sicherungsmaßnahmen haben wir kein Geld.“ Anders lief es in Königswinter. Dort wurden vor zwei Jahren 800.000 EUR investiert, um den Eselsweg sicher zu machen. „Warum geht das bei uns nicht?“ fragt Pieper sauer.
Auf 180 ist auch der Vorsitzende des Bürger- und Ortsverein Rhöndorf, Jörg Erich Haselier. Er hat sich besonders für eine Problemlösung eingesetzt und auch darauf hingewiesen, dass es unterhalb des Siegfriedfelsens seit Hunderten von Jahren Steinschlag gibt. Er fordert Warnschilder, wie das in anderen gefährdeten Regionen auch der Fall sei. Dann könne jeder auf eigene Gefahr die Wege unterhalb des Felsens betreten.
Bei der Bezirskregierung und der Stadt Bad Honnef war am Nachmittag niemand mehr zu erreichen.
Wie unterschiedlich die Bezirksregierung die Gesundheit der Menschen bewertet, zeigt, dass das Betretungsverbot für die Winzer selbst nicht gilt.
Lesen Sie auch Hunff und Honff: Wenn die Beamten zweimal klingeln