Eindeutige Forderungen, die Grüne und SPD am Donnerstagabend im Rat stellten: Weniger Konzerndenke, mehr Gemeinwohl. Empfänger dieser Botschaft war Bürgermeister Otto Neuhoff. Jener Bürgermeisterkandidat, der 2014 von den Grünen ins Rennen geschickt wurde und die heute seine schärfsten Kritiker sind.
Haben sie mit ihrer Kritik recht? Jedenfalls haben sie es mit verbockt, dass sie, trotz Wahl ihres Kandidaten, weiterhin Oppositionspolitik betreiben müssen, obwohl sie gestalten wollen.
Als Teil der damaligen Allianz von CDU, FDP und Grünen blockierten sie seinerzeit die Politik der damaligen Bürgermeisterin Wally Feiden und waren somit Teil des Problems, dass es in Bad Honnef nicht richtig weiterging. SPD-Frau Feiden konnte schon rein rechnerisch keine Mehrheiten für ihre Vorstellungen von Stadtentwicklung finden.
Heute besteht die „Allianz“ aus CDU, Bürgerblock und FDP. Mit dem Unterschied, dass Otto Neuhoff mit dieser Macht im Rücken alles durchsetzen kann was er will. Und er will durchsetzen. Als Wirtschaftsmanager hat er das gelernt und praktiziert. Er wäre kein guter in diesem System, hätte er diese Ambitionen nicht.
Geht es nach Grünen und SPD, muss die Bürgerschaft im kommenden Jahr wohl entscheiden, ob sie einen „Konzernlenker“ an ihrer Spitze haben möchte, der immer wieder betont, das große Ganze im Blick zu haben, oder lieber einer Kandidatin/einem Kandidaten das Vertrauen ausspricht, die/der sich um die vielen einzelnen Zellen kümmert, die das große Ganze ausmachen – sozusagen einem/einer BürgermeisterIn statt einem Stadtmeister. Geht es den Lebenszellen nicht gut, wird es schlecht bestellt sein um das große Ganze – Investoren hin, Investoren her.
Die Welt dreht sich zurzeit mit enormem Tempo. Die Jugend nimmt politisch und gesellschaftlich allmählich immer mehr die Position ein, die ihr gebührt. In Finnland stehen vier Frauen unter 40 Jahre an der politischen Spitze des Landes (in Bad Honnef sind noch nicht einmal ein Drittel der Ratsmitglieder Frauen). In Deutschland sind die Grünen zweitstärkste Kraft. All diese mehr oder weniger extremen Entwicklungen machen Hoffnung auf neues Denken auch in Bad Honnef.
Sicher dürfte sein: Wer den Glockenschlag der Zeit nicht hört, wer nur aufs Mittelfeld der Generationen setzt, wer glaubt, die Badestadt könne wirklich Nizza – darf sich im September nicht wundern, wenn die Mehrheit anderer Meinung ist.
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