Bad Honnef – Fast schon trotzig bleiben die Bad Honnefer Grünen bei sattsam bekannten Positionen, die sie gemeinsam mit der SPD im Stadtrat vertraten. Weit entfernt von konstruktiver Mitarbeit an Konzepten produktiver sozialer Diversifikation vertun die Grünen die Chance, in Kooperation mit bewährten Visionären einen Wettbewerbsvorteil für den Standort (Arbeitstitel „Die Bäderstadt“) zu generieren. Was doch zweifelsfrei bedenkenswert wäre.
Es geht um die schlichte, großflächige, raumgreifende und vielgeschossige Bebauung in der City, die Bad Honnef vom betulich pittoresken Ort von gestern mit einem Schlag zur urbanen Perle adeln könnte. Ohne ollen Schnickschnack, ohne Begrünung oder Fachwerk. Wie berichtet hatte die CDU am 8. März proklamiert: „Die geplanten Projekte sind für die Entwicklung unseres Stadtzentrums und die Erhaltung seiner hohen Qualität von entscheidender Bedeutung.“ (CDU-Erklärung, 8. März)
Die CDU benennt des Pudels Kern: „Der Antrag von SPD und Grünen, 25% der Wohnungen als geförderten Wohnungsbau festzuschreiben, gefährdet… die Zukunft der Innenstadt erheblich.“ (selbige PE vom 8.3.)
Statt den Ball aufzunehmen stänkerten die Grünen: Hohe Qualität der City? Billigläden wie Tedi oder Kodi dürfen die hochwohlgeborene Kundschaft nach dem einen Euro fragen, weniger Privilegierte bleiben draußen. Geht es um die Vermeidung von Garküchen für Bedürftige in leerstehenden Ladenlokalen? Zum gleichen Thema hatte der honnefheute-Herausgeber tief in die revolutionäre Mottenkiste gegriffen und den längst verstorbenen Sozialromantiker Franz-Josef Degenhardt bemüht: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern…“
Das ist boshaft. Wo es doch Lösungen gibt. Die CDU benennt ausdrücklich den Stadtgarten, Aegidienberg und den Honnefer Süden als geeignet für öffentliche Wohnungsbauförderung.
Und in der Tat: Spätestens beim dann gerodeten Stadtgarten könnte die Ökopartei ihr spezielles Wissen einbringen, denn da würden Synergien kreiert: Einerseits bekämen Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen ebenda Unterkunft, andererseits könnten sie gerade entlang der Schnellstraße effektiv Schadstoffe wie Feinstaub und chemische Substanzen wegatmen.
Die Sache ließe sich weiterdenken: definiert ausgeschriebene Social Areas, Lohfelder Straße für Jahreseinkommen bis 35.000 Euro (brutto), August-Lepper-Straße mit Limit 25.000 Euro, Aegidienberg auch für bemühte Mittelständler, Blümeling und Rhöndorfer Hanglage tabu für Normalos. Ein städtischer Postillion, der täglich um 21 Uhr zur Rückkehr in die sozialen Heimaten mahnt. Liebe Leute, lasst Euch sagen. Und ein Prüfauftrag zur Einführung von Gated Communities. Eine Werbebroschüre aus dem Rathaus.
Schon früher sorgten sich einst Bürgermeister aus Rhein-Sieg um den Ruf ihrer Gemeinden bei ungezügeltem Zustrom in den damals sogenannten „Sozialen Wohnungsbau“. Schamhaft kaschiertes Motto: Manche Orte haben Kanalratten, wir haben Kanalnerze.
Es wäre ein so mutiges wie ehrliches Revival fast vergessener Traditionen. Die CDU jedenfalls will kein „Gießkannenprinzip“ für öffentlich geförderten Wohnungsbau, nicht „in jeder Stadtlage“, denn dies „ignoriert die Wohnungsmarktlage“. Alles in derselben Presseerklärung vom 8.3., alles die reine bittere Lehre.
Insofern sollten sich die Honneferinnen und Honnefer schon um freundliches Verstehen bemühen. Es könnte zum Standortvorteil gereichen, zum einzigartig wahrhaften USP / unique selling point, wenn diese Stadt unter den 19 Kommunen des Kreises offen und ehrlich wirbt: „Wer reinkommt, ist drin.“ Zumindest in Kir Royal, Episode 1, erste Lektion klappte das schon vor 35 Jahren. – Gestern eben.
B. Hoffmeister