björn haupt
Björn Haupt, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef

„Wir alle sind mit Herzblut Feuerwehrleute. Das ändert sich sicher nicht“.

Nach dem Feuer in Niederpleis: Fragen an den Pressesprecher der Bad Honnefer Feuerwehr, Björn Haupt

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Rhein-Sieg-Kreis/Niederpleis/Bad Honnef – Bei einem Löscheinsatz in Niederpleis sind gestern eine Feuerwehrfrau und ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Zunächst wurden sie vermisst, dann wurden sie tot aufgefunden. Auch Einsatzkräfte des Löschzugs Bad Honnef waren Sonntag vor Ort. Pressesprecher Björn Haupt antwortete auf von Honnef heute schriftlich eingereichte Fragen:

Honnef heute: Die Bad Honnefer Feuerwehr war gestern in Niederpleis ebenfalls vor Ort. Mit welchem Auftrag?

Björn Haupt: Im Rahmen der sogenannten Alarmgruppe Rhein-Sieg wurden zusätzliche Kräfte aus mehreren Kommunen alarmiert. Aus Bad Honnef fährt bei dieser Alarmierung das HLF des Löschzuges Bad Honnef. Der eigentliche Auftrag ist in der Regel noch nicht sofort klar. Das kann Verstärkung an der Einsatzstelle sein, oder auch den Grundschutz in einer Kommune sicherstellen, deren Einsatzkräfte geschlossen im Einsatz sind. Wir sollten als erstes den Bereitstellungsraum anfahren.

Wie haben Sie/ihre Kolleginnen und Kollegen den Einsatz mit seinen schrecklichen Folgen erlebt?

Ich kann an dieser Stelle ausnahmslos für mich sprechen. Jeder hat andere Empfindungen, andere Verbindungen zu den Einheiten und somit auch ein anderes Erlebnis. Es passieren häufig schlimme Dinge und mit denen wird man auch in Einsätzen konfrontiert. Hier sind allerdings zwei „Familienmitglieder“ verunglückt, das hat eine ganz andere Qualität. Somit geht man auch anders an solch einen Einsatz heran.

Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Löschgruppe nach Einsatzende noch einmal zusammengekommen und haben über den Tag gesprochen?
Nach dem Einsatz unmittelbar noch nicht, wir werden dies aber in den Abendstunden heute machen.

Wenn man unmittelbar beteiligt ist: Welchen Einfluss hat der Tod der Kollegin und des Kollegen auf die Psyche und welchen auf die Motivation, weiterhin solche Risiken ehrenamtlich einzugehen?

Auch hier kann ich nur für mich sprechen. Man ist sich der Gefahren durchaus bewusst, dennoch war das bisher immer sehr weit weg. Im Sommer 2021 sind bei der Flut linksrheinisch im RSK auch Kameraden zu Tode gekommen. Das war schlimm. Aber in diesem Fall waren wir deutlich näher dran. Und es war im Gegensatz zur Flut ein Einsatz, wie es viele gibt. Die persönliche Motivation kann man jetzt noch nicht beurteilen. Das wird die Zeit mit sich bringen. Wir alle sind mit Herzblut Feuerwehrleute. Das ändert sich sicher nicht.

Glauben Sie, dieser Vorfall wird manche davon abhalten, sich bei der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren?

Nein, das glaube ich nicht. Die Gefahr ist bei den Einsätzen ein ständiger Begleiter. Daher lernen wir sehr früh und sehr intensiv damit umzugehen, sie frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Der tragische Unfall aus Niederpleis ist zum Glück in dem Ausmaß eine Seltenheit.

Es heißt, es habe Verpuffungen gegeben, die die Betroffenen in Schwierigkeiten gebracht haben. Wie muss sich das ein Laie vorstellen?

Zum Einsatzgeschehen selber möchte ich keine Angaben machen, da mir nur Bruchstücke bekannt sind. Das wäre nicht seriös. Allgemein gesprochen: Eine Verpuffung ist eine Art Explosion, allerdings nicht ganz so massiv, also eine schlagartige Verbrennung eines Stoffes mit einer entsprechenden Druckwelle und Brandausbreitung. Sie ist schwer bis gar nicht vorhersehbar. Ob hier eine Verpuffung stattgefunden hat, kann ich nicht bestätigen.

Die Feuerwehr wird solche Szenarien sicherlich regelmäßig proben. Gibt es so etwas wie eine oberste Regel, die die Aktiven für solche Fälle verinnerlichen sollten?

Wenn wir selber in eine solche Situation geraten, ist es ja eigentlich schon zu spät. Wir werden von Anfang der Ausbildung an auf Vermeidung von Gefahren bzw. die frühe Erkennung und den vorsichtigen Umgang mit ihnen trainiert. „Gefahren der Einsatzstelle“ ist in jedem Modul der Grundausbildung ein wichtiger Teil und wird im späteren Übungsdienst immer weiter vertieft.
Die Grundregel ist, dass wir uns nicht in unkalkulierbare Gefahr bringen. Ist die Gefahr für die Einsatzkräfte zu groß, wird ein anderer Weg gewählt oder der Rückzug befohlen. Das alleine verhindert aber keine Unfälle, wie gestern geschehen.

Müssten Maßnahmen getroffen werden, um ehrenamtlich tätige Feuerwehrleute auch in solchen Fällen noch besser abzusichern?

Aus meiner Sicht ist das Niveau der Ausbildung in den Feuerwehren sehr hoch. Der Materialstandard in Bezug auf Sicherheit entwickelt sich massiv weiter. Die Feuerwehr Bad Honnef ist hervorragend ausgerüstet. Wir verfügen über moderne Schutzkleidung und Einsatzmaterial. Die Unfallzahlen gemessen an der Anzahl Einsätze sind zum Glück sehr niedrig. Also nein, ich denke wir haben sehr gute Standards, müssen aber am Ball bleiben und diese kontinuierlich weiterentwickeln.

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