Bad Honnef | Viele reden oftmals viel – manche tun etwas. Bestes Beispiel: Der Junggesellenverein Selhof „Einigkeit macht stark“. Seit 1784 besteht die Gruppe und hat sich ziemlich emanzipiert.
Denn wo Junggesellen drauf steht sind mittlerweile auch Junggesellinnen drin. Damit haben die Selhofer Männer einen Anachronismus überwunden, der mit Tradition heute nicht mehr zu erklären ist – noch vor dem Papst, der jetzt auch damit beginnt, den Frauen in der Kirche einen neuen Stellenwert zu geben.
Kirche und Junggesellenverein stehen in einer engen Beziehung. Die fränkischen Selhofer Vorfahren haben den Heiligen St. Marti zum Schutzpatron erchoren. Und um diesen Namen dreht sich in dem „Bayern Bad Honnefs“ viel. So ist neben der Martinuskirmes die erst kürzlich wieder renovierte St. Martinskapelle ein wichtiges Symbol für den Ort. Klar, dass auch die Schule St. Martinusschule heißt.
Da der Mensch in allem immer erst einen Sinn sehen muss, beruht die Gründung des Vereins auf einem dramatischen Vorfall: 1784 wurden große Teile Selhofs durch einen Brand zerstört. Da waren kräftige Männerhände für den Wiederaufbau gefragt – der Junggesellenverein war geboren.
Auch heute sehen die Frauen und Männer um den Vorsitzenden Thorsten Brodesser ihre Aufgabe nicht so sehr in der Brautschau, sondern im sozialen Handeln und der Geselligkeit. „Wir wollen uns noch mehr für Selhof einsetzen“, sagt Schriftführer und Maikönig Christoph Braun. Das hat nicht nur mit Traditionen zu tun sondern mit Verantwortung. Denn stirbt die Ortskultur, der Zusammenhalt der Bürger und Vereine, dann wird die Zukunft frostig sein.
Der JGV engagiert sich vielfältig: So ist er nicht nur für das Maibaumaufstellen zuständig, auch bei der Durchführung der Kirmes packen die Frauen und Männer tatkräftig mit an. Wenn Feste zu gestalten sind, stehen sie an vorderster Front. „Das ist für uns wie für alle Selhofer Vereine eine Selbstverständlichkeit“, so Thorsten Brodesser, „wir sind eine schlagfertige Truppe“.
Am 5. Oktober ein absoluter Höhepunkt: Dann steigt im Saal Kaiser die Oktoberfest-Party mit Haxn, Festbier und den Festspielen.
An einem Spleen halten die Junggesellen nach wie vor fest: der Versteigerung der Maikönigin. Und das sogar auf amerikanisch. Kaum zu glauben, dass sich ein stolzer Herr ver- oder ersteigern ließe. Wenns auch nicht selten hinterher zu einer richtigen Beziehung führt – in der dann die Frauen eh die Hosen an haben.
Übrigens suchen die JunggesellInnen noch Sponsoren für Krawatten und Schals. Wer den JGV bei seinen gemeinnützigen Aktivitäten unterstützen möchte, kann sich bei Thorsten Brodesser melden. Hemden mit Logo stiftete bereits die Firma Jumastick.