Bad Honnef – Nach zweijähriger coronabedingter Pause führten in diesem Jahr wieder alle unsere Schüler:innen der Jahrgangsstufe EF (Einführungsphase nach dem Eintritt in die Oberstufe) am Ende des ersten Schulhalbjahres in der Oberstufe, ein zweiwöchiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung in Bad Honnef oder in der näheren Umgebung durch.
Konkret bedeutet das dieses Mal, dass zwischen dem 16.01.2023 und dem 27.01.2023 111 Schülerinnen und Schüler unserer Schule in 61 verschiedenen sozialen Einrichtungen – meist in Bad Honnef und Umgebung – tätig waren. Die Schülerinnen und Schüler haben sich selbstständig um den Praktikumsplatz beworben, an dem sie für den Zeitraum des Praktikums ca. 38,5 Stunden pro Woche (plus Pausen) arbeiteten. Beispiele für soziale Institutionen sind verschiedene Behinderteneinrichtungen (z. B. Wohngruppe Hohenhonnef, Haus Rheinfrieden, aber auch Werkstätten in Bonn), verschiedene Altenheime (zwischen Bonn und Bad Honnef), Kindergärten und Grundschulen (zwischen Bonn und Asbach), das Krankenhaus in Bad Honnef, die AWO in Bad Honnef und verschiedene Jugendtreffs in und um Bad Honnef und Bonn, usw.
Den Jugendlichen sollen während des Sozialpraktikums Begegnungen und Erfahrungen in sozialen Bereichen ermöglicht werden, die sie in ihrem täglichen Umfeld nicht selbstverständlich machen. Diese Art von Erfahrungen können auch im Unterricht nicht (theoretisch) vermittelt werden.
In der Begegnung mit den in den verschiedenen sozialen Institutionen betreuten Menschen können die Jugendlichen erfahren, was es bedeutet, konkrete Hilfe zu leisten, die Schwächeren das Menschsein erleichtert oder sie in ihrer Entwicklung fördert. Im Sinne einer persönlichen Entfaltung in sozialer Verantwortung können die Jugendlichen einerseits Berührungsängste abbauen und gleichzeitig eine Wertschätzung sowohl gegenüber den in der Einrichtung Betreuten, als auch gegenüber den dort arbeitenden Menschen entwickeln.
Die Rückmeldungen der Schüler:innen sind durchweg positiv: In der Regel kommen unsere SchülerInnen nach dem Sozialpraktikum etwas erschöpft, aber zufrieden zurück: Sie sind es einerseits nicht gewohnt über so viele Stunden am Tag ständig in Bewegung und nicht nur geistig, sondern auch körperlich gefordert zu sein. Andererseits erfüllt sie aber das Gefühl, wirklich gebraucht worden zu sein und etwas Sinnvolles getan zu haben mit Stolz und Zufriedenheit. In manchen Fällen bleibt der Kontakt zu den Praktikumsstellen auch über das Praktikum hinaus bestehen.
Eine Betreuung der Jugendlichen durch die in der jeweiligen Jahrgangsstufe unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer sowie durch eine Ansprechperson innerhalb der gewählten Einrichtung gewährleisten, dass die Schüler und Schülerinnen ihre Erfahrungen besprechen können. Zu diesem Zweck besuchen die Betreuungslehrer der Schule die Schülerinnen und Schüler in der Einrichtung und führen dort Gespräche mit den Praktikanten sowie mit der Betreuungsperson von Seiten der Einrichtung. Zudem werden ausgewählte Erfahrungen und Erkenntnisse im Rahmen der Nachbereitung in einem Berichtsheft dokumentiert und reflektiert.
Das Sozialpraktikum ist fachlich wie organisatorisch primär an den Religions- und Philosophieunterricht angebunden. Neben der organisatorischen Vorbereitung geht es hier inhaltlich primär um Themen der Fachbereiche Anthropologie und Ethik. Aber auch entwicklungspsychologische Aspekte und gerontologische Aspekte finden Berücksichtigung.
Den Auftakt für die konkrete Vorbereitung des Praktikums 2023 bot im April 2022 eine große Veranstaltung für alle SchülerInnen und Schüler der damaligen 9. Klassen sowie der externen SchülerInnen, die im Sommer 2022 nach den Ferien von anderen Schulen an das Sibi kommen würden, in der Aula des Sibi, um den zukünftigen PraktikantInnen eine Orientierungshilfe bei der Praktikumsplatzsuche zu geben und um über die Formalia rund um das Praktikum zu informieren.
Aufgrund der sehr positiven Resonanz aus den letzten Praktikumsdurchgängen, sind auch in diesem Jahr wieder die SchülerInnen nicht nur innerhalb der regulären Lerngruppen in den Fächern Religionslehre und Philosophie auf das Praktikum vorbereitet worden, sondern haben am 10.01.2023 an einem Projektnachmittag teilgenommen. An diesem Nachmittag wurden die SchülerInnen in Gruppen nach Institutionen eingeteilt, in denen sie ihr Praktikum absolvieren würden (Altenheim; Behinderteneinrichtung; Grundschule; Kindergarten, Krankenhaus usw.). In diesen Gruppen wurden dann nicht nur die Erwartungen der SchülerInnen an das Praktikum besprochen, sondern es wurden konkrete Fragen und Probleme die verschiedenen Einrichtungen betreffend thematisiert. Diese Informationen wurden durch Gespräche und mit Hilfe von Texten, Dokumentationen und Präsentationsfolien vermittelt. Weiterhin waren an diesem Nachmittag einige Vertreterinnen der betreffenden Institutionen anwesend. Sie standen den SchülerInnen für Fragen zur Verfügung, haben aus der Praxis berichtet und auf besondere Herausforderungen im Rahmen des Praktikums hingewiesen.
Die Grundschulgruppen wurde von Frau Gilner, die an der Löwenburg-Grundschule Bad Honnef unterrichtet, unterstützt. Für die Kindergartengruppen war Frau Gilbert, eine Erzieherin aus dem evangelischen Kindergarten „Unterm Regenbogen“ als Expertin aus der Praxis da. Für die Altenheimgruppe stand wie schon seit mehreren Jahren Frau Raegener zusammen mit ihrer Kollegin Frau Scherner aus dem Altenheim Marienhof zur Verfügung (à hier wurde vor allem das Thema „Demenz“ behandelt) und für den Bereich Behindertenarbeit war Frau Lorent, vom Haus Hohenhonnef vor Ort. Der Bereich „Krankenhaus“ wurde durch Frau Steinrötter, die für die GFO Kliniken in Bad Honnef und Bonn tätig ist, vertreten und für den Bereich Jugendarbeit war Frau auf der Mauer vom Jugendtreff Aegidienberg Ansprechpartnerinnen aus der Praxis. Die Schülerinnen und Schüler, die ihr Praktikum in einer Montessori-Einrichtung absolvieren, wurden an diesem Nachmittag von Frau Weiß aus dem Montessori Kinderhaus „Die Wolkenburg“ vor Ort auf ihren Einsatz vorbereitet.
Angesichts eines solchen Lernens, wie es hier initiiert wird, ist die Erkenntnis der Notwendigkeit, Verantwortung für die Welt zu übernehmen, ein angestrebtes (Lern-) Ziel. Diese Verantwortung entspricht sowohl der christlichen als auch der humanistischen Forderung nach dem Dienst am Nächsten.
Mit der Durchführung des Sozialpraktikums möchte unsere Schule diese Forderung nicht nur theoretisch formulieren, sondern durch praktische Umsetzung auch eine Nachhaltigkeit in der Bewusstwerdung der sozialen Verantwortung eines jeden Einzelnen bei unseren Schülerinnen und Schülern erreichen.
Kirsten Emmerich, OStR‘, Koordinatorin für das Sozialpraktikum am Sibi und Lehrerin für die Fächer Englisch und Katholische Religionslehre