Bad Honnef – Kultur ist in Deutschland üblicherweise eine freiwillige Leistung. Bedeutet: Reiche Kommunen leisten sich superteure Opernhäuser, klamme Kommunen überlegen gerade noch, ob sie die städtische Musikschule fördern sollen.
Andererseits schmücken sich Städte und Gemeinden gerne mit ihren kulturellen Angeboten, obwohl sie sie mit keinem EUR mitfinanzieren. Dort, wo öffentlich geförderte Kultur nicht stattfindet, übernehmen in der Regel Vereine oder an Kultur Interessierte ehrenamtlich und auf eigene Kosten diesen Job.
In den letzten zwei Jahren hat Corona dazu beigetragen, dass Kultur fast vollkommen aus dem Alltag verschwand. Die unbefriedigende Förderung der KünstlerInnen und VeranstalterInnen durch den Staat gab vielen am Kulturleben Beteiligten den Rest. Kulturstätten gaben auf, freischaffende KünstlerInnen suchten sich andere Jobs, um wenigstens weiterhin krankenversichert zu sein.
Bad Honnef ist ein klassisches Beispiel für eine Kommune, die sich gerne mit ihrem kulturellen Angebot schmückt, aber kaum in Kultur investiert. Insofern hält auch in der Badestadt viel ehrenamtliches Engagement das Image einer lebendigen kulturbegeisterten Gemeinde aufrecht. Gäbe es diese IdealistInnen nicht, wäre an der Landesgrenze tote Hose angesagt. Diesen Zustand würden dann auch keine Großkonzerte, wie sie auf der Insel geplant sind, retten. Nach einem Monat sind sie gespielt und tauchen allenfalls noch in Erinnerungen auf. Nachhaltigkeit so gut wie keine.
In Bad Honnef ist Kultur eng verknüpft mit der Wirtschaftsförderung, obwohl das eine mit dem anderen rein gar nichts zu tun hat. Kultur hat – abgesehen von der Seelentiefe – einen Bildungsauftrag. Wirtschaftsförderung kann sich allenfalls der Kultur bedienen, darf sie aber nicht steuern.
Kartenvorverkauf:
Bad Honnef, Brunnencafé, Kirchstr./Hauptstr.
Bad Honnef-Aegidienberg, Café Schlimbach, Aegidiusplatz
Online: eventime-light.de (zzgl. Gebühr)
Abendkasse: geöffnet ab 18.30 Uhr.
Vorbestellungen: 02224-1237227 oder info@zeughaus-kleinkunst.de
Während offensichtlich die meisten Parteien strategische Kulturarbeit in Bad Honnef aufgegeben haben oder sich erst gar nicht an sie herantrauen, sorgt die CDU immerhin dafür, dass das Thema Kulturförderung keine allzu dicke Staubschicht ansetzt. Allen voran Ratsmitglied Dr. Christian Kunze. Kunze schaffte es – gemeinsam mit seinen MitstreiterInnen – nach Jahren sogar, dass die Stadt 20.000 EUR für den Kulturbereich einsetzen will. Nun geht es darum: Wie wird das Geld eingesetzt?
Eine direkte finanzielle Unterstützung von KünstlerInnen hält die CDU-Fraktion nicht für zielführend. Nähere Recherchen bei Künstlern und in der Kulturszene hätten ergeben, dass Land und Bund den Kulturbereich inklusive Einzelkünstler in der Corona Zeit massiv unterstützt hätten und dies auch bei den Künstlern in Bad Honnef bekannt gewesen sei. Blicke man in die einzelnen lokalen Kulturbereiche wie Bildende Kunst, Musik, Literatur etc.
hätten sich keine Hinweise auf wirtschaftliche Probleme von Einzelpersonen ergeben.
Wohl eine kühne These. Außer Betracht gelassen hat die CDU hier aber auch die Infrastruktur, also die VeranstalterInnen und die Veranstaltungsorte sowie das Thema Gagenzahlungen, Gema, Versicherungen … Kommen KünstlerInnen von auswärts, fallen neben einer gerechten Entlohnung auch Unterbringungskosten, Beköstigung etc. an. Feste Gagen sind nur in seltenen Fällen vereinbar, da nie vorauszusehen ist, wie viele BesucherInnen kommen werden. Also läuft es in der Regel auf eine prozentuale Aufteilung hinaus. Ist der Besuch schlecht, wars das mit der Wirtschaftlichkeit und die KünstlerInnen fahren mit kleinem Verdienst nach Hause.
Seit einiger Zeit steht die Forderung nach einem Grundgehalt für KünstlerInnen im Raum, was auch dem Trend entgegenwirken könnte, dass professionelle oder semiprofessionelle MusikerInnen einen Teil ihres Lebensunterhaltes mit Hutauftritten bestreiten müssen um über die Runden zu kommen – was auf Dauer nicht unbedingt zu einer selbstbewussten Kulturarbeit beitragen dürfte. Und Musikgenießer würden sich die Frage stellen, warum sie Eintritt für ein Konzert bezahlen sollen, wenn sie es für einen Heiermann (oder weniger) fast umsonst auf der Terrasse der nächsten Gastwirtschaft erleben können.
Andere Kommunen gehen bei der Wertschätzung lokaler Kultur offensichtlich anspruchsvollere Wege. So macht die CDU auf die Nachbarstadt Unkel aufmerksam, die sich mit massiver Unterstützung des Landes als „Kulturstadt Unkel“ positioniert habe. Auch Königswinter hätte sich mit der Erstellung eines Kulturentwicklungskonzepts und der Formulierung von Leitlinien zur Kulturförderung auf den Weg gemacht.
Im interkommunalen Standortwettbewerb spiele Kultur eine zunehmend bedeutendere Rolle und werde zum festen Bestandteil des Stadtmarketings und der Förderung der Lebensqualität, was auch in Bad Honnef geschehen müsste, schreibt die CDU in ihrem Antrag für die kommende Ausschusssitzung am 07.06.2022 um 18 Uhr im Ratssaal. Geht es nach ihr, sollen die 20.000 EUR für ein Kulturentwicklungskonzept verwendet werden.
Kann man nur hoffen, dass Wirtschaftsförderung und Kulturförderung letztlich nicht doch in einen Topf geschmissen werden. – Alternativ könnte Bad Honnef darüber nachdenken, wie es zu erreichen ist, Kultur zu einer kommunalen Pflichtaufgabe zu machen. Beispiel Sachsen.