Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Wer in den kommenden Monaten im Siebengebirge unterwegs ist, wird sich beim Anblick einer Wanderschafherde vielleicht in längst vergangene Zeiten versetzt fühlen: Ausgerüstet mit einem Hirtenstock wandert Schäfer Johannes Bois mit seiner Herde aus rund 200 Schafen und 20 Ziegen durch das Naturschutzgebiet. Sein Auftraggeber ist Chance7, das interkommunale und vom Bund geförderte Naturschutzgroßprojekt des Rhein-Sieg-Kreises und der Bundesstadt Bonn.
Am frühen Samstagmorgen haben Wanderschäfer Johannes Bois und seine Herde die Rheinaue verlassen und sich auf den Weg in Richtung Ennert gemacht.
Der Einsatz des Wanderschäfers ist Teil eines flächenübergreifenden Pflegekonzepts. Ziel ist die Entwicklung eines zusammenhängenden Biotopverbundes im Chance7-Projektgebiet. Hier finden sich artenreiche und naturschutzfachlich bedeutsame Flächen wie zum Beispiel ehemalige Steinbruchgelände, Weinbergsbrachen, Heideflächen und feuchte Waldwiesen. Die Bereiche sollen zum Beispiel für streng geschützte wärmeliebende Reptilienarten dauerhaft offengehalten werden.
Bettina Molly, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bonn, erklärt: „In einer stark vom Menschen beanspruchten Landschaft gehört das Vernetzen von Lebensräumen zu den Hauptaufgaben des Naturschutzes. Wir müssen Arten ausreichende Wander- und Ausbreitungsmöglichkeiten geben, um funktionsfähige Lebensräume mit einer hohen Artenvielfalt zu erhalten.“