Bad Honnef | Plötzlich waren sie weg, die Talente vom FV Bad Honnef und SV Rheinbreitbach. Scouts aus Köln und Leverkusen hatten wieder ganze Arbeit geleistet und den jungen Fußballern den Himmel auf Erden versprochen. „Dabei schafft es nur einer von Hundert in die Bundesliga“, weiß Udo Hillebrand, Jugend-Chef beim HFV. Das Problem: Die vermeintlichen Profis sind frustriert und die heimischen Vereine verloren ihre Leistungsträger, die sie mit viel Aufwand gefördert hatten. Damit soll jetzt Schluss sein.
Um dem Leistungsport gerecht werden zu können, wollen die beiden Traditionsvereine ihre Talente nicht nur zu „Stars“ machen, sondern auch im Seniorenbereich von ihnen profitieren. Anders ist es nicht möglich, sich in einer oberen DFB-Liga zu behaupten. HFV-Präsident Lothar Paulsen: „Unser Etat ist begrenzt. Wenn wir höherklassig spielen wollen, müssen wir neue Wege gehen.“
Das soll nun geschehen. Gemeinsam mit dem SV Rheinbreitbach hat der HFV den Jugendförderverein Siebengebirge gegründet. Ein mehr oder weniger inspirierendes Logo gibt es auch. Am Samstag stellten die Vereine das Konzept im Beisein von Bürgermeister Otto Neuhoff und Heinz Schmitz von der Verbandsgemeinde Unkel vor.
HFV-Jugendvorstand Dr. Stephan Goeckeler gestand zunächst ein, dass anders als in der Politik ein Zusammengehen von Rot/Grün „sicherlich bei uns etwas gewöhnungsbedürftig ist“. Für Bürgermeister Otto Neuhoff war jedoch sofort klar, dass besondere Umstände besondere Maßnahmen erfordern: „Ich finde es vorbildlich, dass Rot und Grün hier zusammenfinden. Und das auch noch länderübergreifend.“
Jugendcoach Gert Hartmann vom SV Rheinbreitbach fasste die Gründe zusammen, warum der Zusammenschluss eine Chance ist. Man wolle so die Abwanderung talentierter Spieler verhindern, sinkenden Spielerzahlen entgegenwirken, den Wettbewerb im Spieler- und Funktionsträgerbereich eindämmen. Schließlich gehöre man „faktisch“ zum selben Stadtgebiet und habe als – geografisch betrachtet – Randvereine mit zusätzlichen Probleme zu kämpfen. Personelle, sachliche und finanzielle Ressourcen sollen gebündelt werden. Unterm Strich erhoffen sich beide Vereine eine Förderung des Breiten- und Leistungssport und überhaupt den Erhalt der Stammvereine, vor allem im Seniorenspielbereich.
In der Praxis findet zukünftig Leistungssport im JFV und Breitensport in den Stammvereinen statt. Dabei zählen die U19 (A), U17 (B), U15 (C1), U14 (C2), U13 (D1), U12 (D2) und U11 (E) zum Leistungskader.
Die Mannschaften des JFV nehmen am Spielbetrieb des Fußballverbands Mittelrhein teil, Spieler des JFV sind weiterhin Mitglieder ihrer Stammvereine und für U19-Spieler besteht ein Zweitspielrecht. Höher fällt der Beitrag aus, dafür wird der Mitgliedsbeitrag, der im Stammverein bezahlt wird, angerechnet.
Udo Hillebrand gab bekannt, dass der JFV bereits im Juni mit dem Probetraining beginnen will und dass noch Trainer gesucht würden. Eine Mädchenmannschaft ist im Jugendförderverein zurzeit nicht vorgesehen.