Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Vom 01. September bis zum 30. November konnten Radfahrer in Deutschland wieder über das Radklima in ihren Städten und Gemeinden abstimmen. Heute stellte der ADFC die Ergebnisse vor. Bad Honnef und Königswinter fielen krachend durch und befinden sich mit Noten von unter 4.5 unter den letzten 20 der Städte von 20.000 bis 50.000 Einwohner.
Das dürfte kein Wunder sein. Statt auf eine fahrradfreundliche Innenstadt konzentrierten sich in Bad Honnef Stadt und Politik auf ein Parkraumbewirtschaftungskonzept, das zum Vorteil der Geschäfte Platz für kaufkräftige Kundschaft schaffen und zudem Geld ins Stadtsäckel spülen soll. Radfahrer finden hingegen im öffentlichen Raum kaum abstellsichere Plätze für ihre Drahtesel, obwohl es ein Leichtes wäre, beispielsweise aus einigen Autoparkplätzen Radparkplätze zu machen. Fehlende Radwege und schlechte Straße sorgen zusätzlich dafür, dass nicht mehr Verkehrsteilnehmer auf die umweltfreundliche Mobilität umsteigen. Folgerichtig bewerteten die Klimatestteilnehmer die Fahrradförderung und die Oberflächen der Radwege mit 5,0, Abstellanlagen mit 4,8.
Auch in Königswinter steht das Automobil im Vordergrund. „Wie die Touristenstadt Königswinter den Radverkehr an der Uferpromenade sperren kann, aber den Autoverkehr beibehält, das bleibt ihr Geheimnis“, so Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC im Rhein-Sieg-Kreis. Viele Städte im Kreis versäumen laut ADFC die Möglichkeit, vorhandene Feld- und Wirtschaftswege zu einem Radverkehrsnetz zu verbinden und setzen auch in den Kernstädten vorrangig auf den Autoverkehr, kritisiert Lorscheid. Der Landesbetrieb Straßen.NRW müsste viel mehr Radwege entlang von Landstraßen bauen, auf denen es immer wieder zu tödlichen Unfällen kommt, wie zuletzt in Bornheim und Königswinter.
Insgesamt fällt der Fahrradklimatest im Rhein-Sieg-Kreis schlecht aus. „Die Hoffnung, dass sich die Talfahrt des Kreises durch den Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Städte, Kreise und Gemeinden stoppen oder sogar umkehren lässt, hat sich bisher leider nicht erfüllt“, bedauert Lorscheid.
Fast 2100 Radfahrer haben das Fahrradklima in der Region bewertet. Nur Meckenheim, das seit Jahrzehnten gezielt den Radverkehr fördert und über ein durchgehenden Radverkehrsnetz verfügt, hat mit der Note 2,96 ein auch im bundesweiten Vergleich gutes Ergebnis erreicht und landet damit auf Rang 4 der bundesweit 311 Städte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern. Ebenfalls erfreulich: Trotz seiner ländlichen Lage und vielen Ortsteile schlägt sich Euskirchen mit der Note 3,66 erfreulich gut und kommt auf Platz 15 der 106 Städte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohnern. In dieser Kategorie schafft es Troisdorf nur noch auf Platz 65 (Note 4,08) und Sankt Augustin auf Platz 71 (4,12). „Die Entwicklung der einstigen Vorzeigestadt Troisdorf stimmt wirklich traurig. Nachdem das Programm ,Fahrradfreundliches Troisdorf‘ einst so viele Früchte trug, ruht sich die Stadt auf den Lorbeeren aus“, kritisiert Lorscheid.
Bonn ist mit seinem Ziel, bis 2020 Fahrradhauptstadt in NRW zu werden, krachend gescheitert. Im Fahrradklimatest belegt die Stadt unter den 39 Großstädten mit mehr als 200.000 Einwohnern mit der Note 4,22 nur Rang 26.
Die Ergebnisse der 14 Städte und Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis werden Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster, ADFC-Kreisvorsitzende Annette Quaedvlieg und ADFC-Verkehrsexperte Peter Lorscheid und am Donnerstag, 11.4.2019 um 16 Uhr im Kreishaus Siegburg, Raum Swist, vorstellen.