Bonn – Die Holocaust-Überlebende Helga Silbermann, geborene Marx, ist am 12. Dezember 2022 im Alter von 97 Jahren in New York gestorben, wie die Stadt jetzt erfuhr. Helga Silbermann wurde am 26. Mai 1925 in Bonn geboren. Sie wird allen, die sie kannten, mit ihrer herzlichen und zugewandten Art, in der sie auf Menschen zuging, in Erinnerung bleiben.
Helga Silbermann war die letzte aus der Gruppe der überlebenden jüdischen Bonner*innen, die in den Begegnungswochen nach Bonn kamen, die die Stadt zwischen 1981 und 2012 veranstaltete. In ihrer Dankesrede beim Empfang 1985 durch Bundespräsident Richard von Weizsäcker in der Villa Hammerschmidt sagte Helga Silbermann: „Der liebe Gott hat uns eine wunderbare Welt gegeben“ und ergänzte, damit hätten die, die vor dem Holocaust gerettet wurden, die große Aufgabe, menschliche Brücken zu bauen und Hass und Diskriminierung entgegenzutreten. Diesen Auftrag erfüllte Helga Silbermann in geradezu beeindruckender Weise.
Helga Silbermann musste für ihre erste Reise nach Bonn nach der NS-Zeit viel inneren Widerstand überwinden, aber dann kam sie doch viele Jahre regelmäßig zur Begegnungswoche. Sie war es auch, die sich im Namen der Gäste aus aller Welt im Gobelinsaal des Rathauses regelmäßig für die Einladung in ihre Heimatstadt bedankte, nicht ohne zu betonen, dass ihr erster Weg sie immer zum Beethovendenkmal auf den Münsterplatz führe, um „ihren“ Herrn Beethoven zu begrüßen.
Helga Silbermann berichtete im Laufe der Jahre vielen Bonner Schüler*innen, wie sie und ihre Familie in der NS-Zeit verfolgt wurden, und wie am 10. November 1938 ihr Großvater, der Synagogenvorsteher Louis Rollmann, eine Thorarolle aus der brennenden Synagoge am Rheinufer retten konnte. Im Alter von 14 Jahren gelang es ihr, dieses wertvolle Dokument bei ihrer Flucht 1939 über die Grenze in die Niederlande und dann in die Vereinigten Staaten mitzunehmen. 1985 schenkte Helga Silbermann die Thorarolle ihrer jüdischen Gemeinde in New York.