Bad Honnef | Jeder weiß es: Die effektivste und würdevollste Flüchtlingshilfe ist die gesellschaftliche Integration und die Teilhabe am Arbeitsmarkt. Trotzdem dauert es Monate und in Einzelfällen Jahre, bis Asylbewerber Geld verdienen dürfen. Vielerorts wird ihnen gesellschaftliche Akzeptanz versagt. Dafür, dass Bad Honnef weiterhin eine integrationsfreundliche und -fähige Stadt bleibt, will die Bürgerstiftung sorgen.
Mit einem „Fonds zur Integration von Flüchtlingen“ unterstützt sie Einzel- und Gruppenprojekte, die das Ziel „Bildung und Integration“ verfolgen. „Immer wieder stoßen ehrenamtliche Helfer an finanzielle Grenzen. Das bremst oder verhindert gute Ideen und Initiativen“, sagt Dr. Gerlind Wisskirchen von der Bad Honnefer Flüchtlingshilfe.
300 Flüchtlinge leben zurzeit in der Stadt, so Gerlind Wisskirchen. Die Verwaltung geht davon aus, dass es im nächsten Jahr mindestens 1000 sein werden. „Wir müssen mittelfristig denken“, sagt die Ehrenamtlerin, die zusammen mit Thomas Böhnke zuständig ist für die Koordination der Bad Honnefer Helfer. „Wir haben nur eine Chance, wenn wir die Flüchtlinge integrieren. Dafür muss Geld in die Hand genommen werden“. Kommunales Geld stehe für solche Projekte nicht zur Verfügung, deshalb sei man auf Spenden angewiesen.
Fördergelder beantragen können in diesem Fall formal nur gemeinnützige Organisationen, so Annette Stegger, Mitglied im Stiftungsrat und zusammen mit Gerlind Wisskirchen Ansprechpartnerin (fluechtlingsfonds@buergerstiftung-badhonnef.de). Dennoch wurde ein Weg gefunden, wie auch Einzelpersonen die Flüchtlingshilfe unterstützen können. Annette Stegger: „Sie müssen nur einen gemeinnützigen Verein als Referenz vorweisen können, über dessen Konto die Zahlung erfolgt.“
Beispiel: Herr oder Frau Mustermann vom Fanclub des HFV hat die Idee, fußballbegeisterte Asylbewerber regelmäßig mit zu den Auswärtsspielen der Landesligamannschaft zu nehmen. Dafür müsste ein Fahrzeug angemietet werden. Da der Fanclub keine als gemeinnützig anerkannte Gruppe ist, wenden sich die Ideengeber an den HFV. Der stellt den Antrag und ein Konto zur Verfügung.
Toll: „Alles soll vollkommen unbürokratisch und schnell ablaufen“, bestätigt Stiftungsratsvorsitzender Hellmuth Buhr. Wie schnell? „Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, kann das Geld innerhalb von einer Woche ausgezahlt werden,“ versichert Annette Stegger. Ausschlusskriterien gibt es allerdings auch. So werden keine Langzeitprojekte oder Einzelfälle gefördert.
Obwohl der Fonds jetzt erst offiziell eingerichtet wurde, gingen bereits erste Spenden in Höhe von 1200 EUR ein. Und ein neues Stiftungsratsmitglied konnte auf diese Weise ebenfalls gewonnen werden.
Die Bürgerstiftung konnte schon einmal Summen zwischen 25.000 und 30.000 EUR ausschütten, so Hellmuth Buhr. Ob der Flüchtlingsfonds ein Erfolgsmodell wird, entscheiden die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen, die letztlich von einer gelungenen Integration enorm profitieren würden. Denn die in der Regel jungen, durch Gewalt vertriebenen Frauen und Männer können die Arbeitsplatzlücken ausfüllen, die auf Grund des demografischen Wandels sonst frei blieben, was die heimische Wirtschaft enorm benachteiligen würde. Ebenfalls ein Segen sind die Asylbewerber für das Sozialgefüge und die Entwicklung der Alterspyramide. Bad Honnef zählt im Rhein-Sieg-Kreis schon jetzt zu der Stadt mit dem höchsten Altersdurchschnitt.
Kontakt:
Dr. Gerlind Wisskirchen (0175/4021776), Annette Stegger (0160/5394754)
Spenden an:
Bürgerstiftung Bad Honnef
Stadtsparkasse Bad Honnef
IBAN DE19 38051290 0000111500
Verwendungszweck: FlüchtlingshilfeFolgende Aktivitäten sind förderfähig:
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Aktivitäten zur Bildung, zur rechtskonformen Beschäftigung oder Qualifizierung von Flüchtlingen.
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Aktivitäten zur Teilhabe am gesellschaftlichen, sozialen oder kulturellen Leben in Bad Honnef.
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Aktivitäten zur Vernetzung und Einbindung von Flüchtlingen in ihrer Nachbarschaft.
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Ehrenamtliche Begleitung von Flüchtlingen in der Wahrnehmung ihrer Rechte und Orientierungshilfen im Alltag.
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Aktivitäten zur Qualifizierung der in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich Tätigen, insbesondere mit Blick auf interkulturelle Kompetenzen.