Bad Honnef – Seit Wochen regiert im Bad Honnefer Stadtwald der Harvester. Die dort von Menschen angelegte Fichtenlandschaft leidet unter dem Klimawandel, konkret unter dem Borkenkäfer. Gegen ihn ist die Fichte machtlos. Die landeseigenen Forstbetriebe sind nun dabei, rund 20.000 Fichten von einer Fachfirma mit schwerem Gerät entsorgen zu lassen. Die Stämme werden verkauft. Zum Beispiel nach China. Anschließend soll die Fläche neu aufgeforstet werden.
Der BUND begrüßt, dass im Stadtwald ein neues Waldentwicklungskonzept aufgelegt werden soll, „zumal die bestehenden Vorgaben des Projektentwicklungsplanes für das Naturschutzgroßprojekt chance.7 für den Stadtwald aktuell eben nicht umgesetzt und erfüllt werden“, so Achim Baumgartner, Sprecher des BUND Rhein-Sieg-Kreis in einem Brief an die Fraktionen im Bad Honnefer Stadtrat. Der Projektentwicklungsplan stelle das FFH-Maßnahmenkonzept für das FFH-Gebiet Siebengebirge dar „und diesem Bewertungsmaßstab für die Prüfung der Zulässigkeit der Kahlschläge entsprechen die Kahlschläge objektiv nicht“.
Aktuell würden sich laut Baumgartner die befassten Verwaltungen bei der Interpretation der Zulässigkeit auf sehr dünnem Eis bewegen, auch wenn das VG Köln dem gefolgt sei. Das Verwaltungsgericht Köln lehnte vor kurzem einen Eilantrag des BUND ab, mit dem dieser die laufenden Fällarbeiten in den Fichtenbeständen des Stadtwaldes Bad Honnef beenden wollte. Weder vom Verfahren noch von der Sache her seien die Forstarbeiten zu beanstanden, befand das Gericht.
Trotzdem rät der BUND-Sprecher der Verwaltung und den Bad Honnefer Politikern, fachlich und politisch zu hinterfragen, ob der Einschlag die richtige Therapie für den Stadtwald ist. „Die Entscheidung, was wo wie eingeschlagen wird, sollte Inhalt der Abstimmung im neuen Waldentwicklungskonzept sein. Ein vorweg genommener Einschlag setzt bereits gravierende und entscheidende Vorgaben für die weitere Entwicklung, so dass dadurch der Entscheidungsspielraum zu Gunsten einer nachhaltigen Waldentwicklung ganz wesentlich – und wie wir meinen, sehr nachteilig – eingeengt wird“, so Baumgartner.
Mit einem Kahlschlag würden Hochwasserabfluss und Stickstofffreisetzung ansteigen, somit würde eine spätere Naturverjüngung erschwert. Das Totholzmaterial als wertvolle ökologische Gestaltungsmasse sei dann bereits abgefahren und Bodenschäden seien bereits gesetzt. Baumgartner: „Ein Konzept, dass wesentliche Vorentscheidungen bereits als Setzung mitbringt und sozusagen alle Fehler schon gemacht hat, ehe ein Diskurs einsetzt, lässt wenige Spielräume für eine positive Weiterentwicklung oder die Diskussion um die bessere Lösung.“
Der BUND-Sprecher macht darauf aufmerksam, dass die Ziele „Naturverjüngung“, „Bodenschutz“, „Erhalt der (auch toten) Fichten“ keine Sonderpositionen des BUND seien, „sondern aus Sicht des Ökosystemschutzes breit fachlich getragen und z.B. auch vom Bundesamt für Naturschutz vorgetragen“ würden. Diesen Zielen stehe allerdings ganz wesentlich das wirtschaftliche Ertragsinteressen zur Nutzung des Fichtenholzes entgegen.
Die Fichte ist keine Zielbaumart im FFH-Gebiet Siebengebirge, erklärt Baumgartner, es gebe insofern kein naturschutzfachliches Interesse, „diese Baumart durch (zweifelhafte) Schutzmaßnahmen über die Zeit zu bewahren bzw. durch Kahlschläge der Fichte massive Schäden am Ökosystem in Kauf zu nehmen“. Kahlschläge ab 2 ha Größe seien auch im Forstgesetz nicht ohne Grund kein Instrument der guten forstlichen Praxis.
In der heutigen Ratssitzung wird ein Sachstandsbericht zur Situation des Stadtwalds gegeben. Beginn 18 Uhr, Ratssaal.
Beitrag vom 23.8.2019
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