Bad Honnef – Der ÖPNV in Bad Honnef soll verbessert werden. Kernthemen: Angebotsverbesserung auf der Talachse, Anbindung Selhof, Buslinien nach Rheinland-Pfalz, Schnellbuskonzept, Optimierung Bergbereich.
Bezirksausschuss und Verkehrsausschuss tagten heute Abend gemeinsam im Ratssaal. Dr. Christoph Groneck aus dem Referat Wirtschaftsförderung und Strategische Kreisentwicklung beim Rhein-Sieg-Kreis, stellte das Buskonzept und die möglichen Bausteine vor.
Die Verwaltung empfahl ein Basiskonzept mit Mehrkosten für die Stadt von 100.000 EUR. Ein Vollausbaukonzept mit erweiterten Leistungen hätte die Stadt zusätzlich 500.000 EUR gekostet. Beschlossen wurde das Basiskonzept mit Ergänzungen, die von CDU, Bürgerblock und FDP vorgeschlagen wurden. Zusätzliche Mehrkosten insgesamt: 170.000 EUR.
Auf Grundlage des Verwaltungsvorschlags soll eine neue Stadtbuslinie Rhöndorf – Stadtzentrum – Bad Honnef Süd – Rheinbreitbach – Unkel/Linz entstehen. Die Fahrzeiten sollen mit der Stadtbahnlinie 66 und dem DB-Verkehr verknüpft werden. Im Basispaket enthalten ist montags bis freitags bis 20.30 Uhr ein Zeittakt von 20 Minuten. Abends und am Wochenende soll die Linie stündlich verkehren. Nach dem teureren Konzept wären bei einer 20-, bzw. 30-minütigen Taktung Anschlüsse an alle Fahrten der Linie 66 möglich, was die SPD als Variante favorisierte.
Die Einführung einer neuen Kleinbuslinie in Selhof soll das Problem der großen Busse in den engen Straßen des Ortsteils lösen und mit einem 30-Minuten-Takt die Qualität der Verbindung zur City und zur Stadtbahn erhöhen. Möglich wäre eine erweiterte Linienführung im 60-Minuten-Takt, beispielsweise bis ins Gewerbegebiet oder auch Rhöndorf, wovon Groneck allerdings abriet. Er halte eine kürzere Zeittaktung für attraktiver. Die genaue Streckenführung soll mit den Selhofer Bürger*innen abgestimmt werden.
Im Bergbereich soll die Linie 562 einen direkten Linienweg ohne Stichfahrten nach Hövel und Wülscheid erhalten und zu einer Schnellbuslinie Bad Honnef/Windhagen weiterentwickelt werden. Während Aegidienberg und Hövel mit der Linie 560 weiterhin angebunden bleiben sollen, brauchen Orscheid und Wülscheid ein neues Bedienkonzept. Infrage käme laut Groneck die Einrichtung einer lokalen Linie Wülscheid – Orscheid – Rottbitze – Aegidienberg (561n) mit Integration des Aegidienberger Grundschulverkehrs. Fahrtakt an allen Verkehrstagen für beide Linien: 1 Stunde.
Einen grenzüberschreitenden Linienverkehr Bad Honnef in Richtung Unkel will der Rhein-Sieg-Kreis mit dem Landkreis Neuwied und dem VRM abstimmen.
CDU, Bürgerblock und FDP sprachen sich für das Basiskonzept mit folgende Ergänzungen aus: Für die Kleinbuslinie in Selhof und die neue Linie 561 in Aegidienberg soll ein Wochenverkehr eingerichtet werden und die Weiterführung von Aegidienberg über Ittenbach nach Königswinter umgesetzt werden – bei Kostenbeteiligung der Stadt Königswinter.
Sozialdemokratin Kerstin Salchow hätte gerne eine bessere Taktung gesehen, vor allem wegen der Jugendlichen vom Berg. Gemessen an der Bedeutung der Mobilität in der Zukunft hätte sich SPD-Frau Gisela Zierau lieber das volle Programm gewünscht und nicht nur ein Basiskonzept.
Christian Krause von den Grünen forderte schon aus Umweltgründen eine optimale Zeittaktung. Dauere es zu lange, würden alle wieder mit dem Auto fahren. Außerdem müsse seiner Meinung nach in Selhof das Gewerbegebiet in die Linienführung des Kleinbusses eingebunden werden. Stefan Scharfenstein vom Bürgerblock indes bescheinigte den Selhofern, dass sie es mit ihrer Unterschriftensammlung gewesen seien, die „Bewegung in die Sache“ gebracht hätten, was den Grünen Burkhard Hoffmeister zu der Aussage animierte, Selhof sei (mobilitätsmäßig – d. Red.) „verteidigt“ worden.
Da der Kleinbus voraussichtlich ein Dieselfahrzeug und kein E-Bus sein wird, regte Michael Lingenthal (CDU) an, wegen umweltfreundlicher und zukunftsweisender Mobilität Kontakt zu an innovativen Projekten interessierten Autoherstellern aufzunehmen.
Der Rat entscheidet in seiner voraussichtlich letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 20.8.2020, ob das Buskonzept, wie heute von den Ausschüssen beschlossen, umgesetzt wird oder ob es doch noch beispielsweise zu einer jugendfreundlicheren Abend- und Wochenendtaktung kommen wird.