Siebengebirge. „Die USA, die deutsch-amerikanische Freundschaft – das ist viel mehr als Trump und seine Politik.“ Dies deutlich zu machen, war Norbert Röttgen ebenso wichtig wie den drei jungen Stipendiaten aus den Vereinigten Staaten, die im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms ein Jahr in Deutschland ver-bracht haben.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Auswärtigen Ausschus-ses hatte Lauryn aus Georgia, Florencio aus Washington und Dalton aus Ken-tucky kurz vor ihrem Rückflug noch zu einem Gespräch eingeladen. „Wir hatten bei einem Besuch der jungen Amerikaner in Berlin Gelegenheit, miteinander zu sprechen“, so Röttgen. „Das Gespräch war so interessant, dass es mir wichtig war, es fortzusetzen.“
Darüber freuten sich auch die drei Austauschschüler, die ein erlebnisreiches Jahr hinter sich haben, in dem Sie die deutsche Sprache gelernt, viel über Deutschland erfahren und auch einige Überraschungen erlebt haben.
Die größten Überraschungen für die drei: „Dass die Deutschen so viele Kartof-feln essen. Und dass es so viele Ferien gibt.“
Dalton, der völlig ohne Deutschkenntnisse in das Jahr startete und sich heute wie auch die beiden anderen fließend unterhalten kann, war in seiner Heimat mit der Überzeugung abgereist, er „hätte eine Idee von Deutschland“. Heute stellt er fest: „Das stimmte nicht. Was ich im Kopf hatte, waren nur Stereotype.“ Welche das waren, darüber ist er sich mit Lauryn und Florencio schnell einig: Deutschland, das waren für die jungen Amerikaner vor ihrer Ankunft in ihren Gastfamilien: eine starke Wirtschaft und viele Regeln, die man einhalten muss. In Amerika spiele Deutschland in den Medien und in der öffentlichen Diskussion kaum eine Rolle, so dass man wenig Gelegenheit habe, sich ein differenziertes Bild zu machen. Das Fazit nach einem Jahr: „Die Deutschen sind viel lockerer, als wir dachten.“ Dazu beigetragen hat sicher auch der rheinische Karneval, der für alle drei neben Weihnachten ein Höhepunkt des Jahres war.
Welche Unterschiede sie politisch zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland sähen, wollte Norbert Röttgen wissen. Als Antwort erhielt er überra-schend klare Statements: Die Politik in Amerika sei viel stärker polarisierend als in Deutschland, diskutiert werde – auch in der Gesellschaft – viel konfrontativer. Das Lagerdenken sei wesentlich ausgeprägter. Und es sei viel schwieriger, „in der Mitte zu bleiben, beide Seiten zu sehen“. Dies werde auch in den Medien deutlich.
In Deutschland hätten sie ihre politische Meinung nicht geändert, aber gelernt, „toleranter zu sein, andere Meinungen stärker zu respektieren“, waren sich die drei einig.
Während Lauryn ihre berufliche Zukunft im Bereich von Kunst und Kultur sieht, könnten sich Dalton und Florencio (der zunächst zum Militär gehen möchte), vorstellen, Politiker zu werden. Worin sie ihre Aufgabe dann sehen, macht Hoff-nung und Mut: „Wir müssen unsere Probleme in Amerika lösen, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir Partner in der Welt haben.“
Als Abschluss des Gesprächs möchte Norbert Röttgen noch wissen, was für sie persönlich das Jahr in Deutschland gebracht hat und ob sie das Parlamentari-sche Patenschafts-Programm weiterempfehlen würden. Die Antwort darauf ist ein überzeugtes Ja. Und das Fazit: „Das Jahr in Deutschland hat uns Antwort gegeben auf die Fragen, woher wir kommen, wo wir sind und wo wir hinwollen. Wir wissen jetzt mehr über Deutschland, mehr über die USA und mehr über uns selbst.“ Schöner kann man es nicht ausdrücken.