Bad Honnef – Während Einzelhändler unter Bedingungen ab Montag wieder ihre Geschäfte öffnen können, muss das Gastgewerbe weiterhin die Türen zuhalten. Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband), fordert für die Branche ein Rettungspaket. Nur so ließen sich eine Pleitewelle nie gekannten Ausmaßes und Massenarbeitslosigkeit verhindern.
An erster Stelle stehe dabei die Einführung der reduzierten Mehrwertsteuer für gastronomische Umsätze ab dem ersten Tag der Wiedereröffnung. „Mit sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer könnten die nicht unerheblichen Umsatzausfälle aufgrund der dann einzuhaltenden Abstandsregelungen ein wenig kompensiert werden – und das völlig unbürokratisch, antragslos und sofort wirksam“, erläutert Zöllick. Der reduzierte Satz würde zudem mittelfristig helfen, aufgenommene Kredite auch tilgen zu können. Im Abhol- und Liefergeschäft, das derzeit von einigen Unternehmen angeboten wird, würden bereits sieben Prozent Umsatzsteuer gelten. „Wir brauchen jetzt dringend Maßnahmen, die Perspektiven eröffnen und Mut machen“, so Zöllick.
Außerdem fordert der DEHOGA-Chef neben der steuerlichen Entlastung die Bildung eines Rettungs- und Entschädigungsfonds für das Gastgewerbe. „Es darf nicht sein, dass Deutschlands Gastgeber nur mit einer hohen Verschuldung aus der Krise gehen, sollten sie sie überhaupt überstehen, und keine Entschädigung erhalten“, so Zöllick. Hier müss schnellstens ein Rettungsfonds mit direkten Finanzhilfen für die Betriebe geschaffen werden. Andere Branchen hätten in weitaus weniger dramatischen Situationen hohe staatliche Unterstützungsleistungen erhalten.
Sollten die Hilfen nicht oder zu spät fließen, befürchtet Zöllick, dass Tausenden kleinen und mittelständischen Betrieben die Luft ausgehe.
Besonders heftig dürfte der Stillstand des gastronomischen Gewerbes auch die Siebengebirgsregion treffen. Hier stiegen die Zahlen der Touristen in den letzten Jahren kontinuierlich, auch in Bad Honnef. Von dieser Entwicklung profitiert naturgemäß nicht nur das Hotel- und Gastgewerbe, sondern auch der Einzelhandel. Müsste die Gastwirtschaft noch stärker unter Corona und den Folgen leiden, würde sich das auf einen großen Teil der Bad Honnefer Wirtschaft auswirken.
Hart trifft es Häuser, in die Neuunternehmer viel Arbeit und Geld gesteckt haben, sowie Alteingesessene, die Kredite oder Erspartes für Investitionen einsetzen wollten. „Nun muss ich das Geld für den Lebensunterhalt verwenden, statt für Renovierung und Modernisierung“, so ein Betroffener. Und auch die geplanten Einnahmen durch Veranstaltungen im Rahmen des Beethovenjubiläumsfestes müssen wohl stark heruntergerechnet werden. Viele Klein- und Großveranstaltungen wurden bereits abgesagt.
Um den Schaden nicht noch größer werden zu lassen, bieten Gastwirte Gutscheine an, verkaufen Essen auf Bestellung und liefern selber aus. Hilfe kommt dabei von anderer Stelle. Das Rheinbreitbacher Unternehmen SehenDesign stellt speziell für Restaurants einen kostenlosen Onlineshop zur Verfügung.
Die Stadt Bad Honnef gibt Unternehmen nun die Möglichkeit, auf meinbadhonnef.de Adressen und weiterführende Links zu hinterlegen. Ergänzend stehen mit honnefer-veedel.de und shop-rheinland.de weitere Portale zur Verfügung, auf denen sich Bad Honnefer Unternehmen präsentieren und und über ihre Angebote informieren können.
Zumindest digital dürfte die Stadt somit Hilfsangebote zur Verfügung stellen, die in der Region ihresgleichen suchen.