Bad Honnef – So schön die Bad Honnefer City auch ist – der Leerstand an Geschäften betrübt. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit. Denn dort, wo sonst atmosphärische Weihnachtsdeko zu sehen war, steht man heute vor Schaufenstern mit Schildern wie „Zu vermieten“.
Richtig etwas entwickelt hat sich im Stadtmarketing in der City in den letzten Jahren nichts. Sieht man einmal von dem Kommunikations- und Medienzentrum „Aliceon“ im ehemaligen Retz-Bürofachgeschäft ab. Dort sind aber auch nur die Lichter an, weil der Inhaber eher idealistischen Interessen folgt und (noch) nicht wirtschaftlichen. Schade und unverständlich, dass dieses in der Region einmalige Angebot in das Stadtmarketing nicht stärker integriert wird.
Der Centrum e.V., der ja eigentlich ein großes Interesse an der Innenstadtzukunft haben sollte, führt zwar seine Veranstaltungen wie Martini Markt, Kaminzimmer, Schlemmerabend etc. erfolgreich durch, wofür ihm Anerkennung gebührt, aber darüber hinaus und visionsmäßig hält er sich eher zurück. Von dem Verein Lebendige Stadtmitte, der 2020 unter Beteiligung der Stadt gegründet wurde, hört man auch nicht allzu viel.
Was in Bad Honnef besonders fehlt ist ein Konzept, das den Bürgerinnen und Bürgern, Gästen, Touristen, Konsumenten erklärt, wofür die Bad Honnefer City eigentlich steht, was sie will, was sie anbietet. Wie gibt sie sich zu erkennen, womit wirbt sie, wie lautet der Slogan, wo ist das Markenlogo?

Mehr scheint sich zurzeit in Königswinter zu tun. Das gastronomische Angebot ist von seiner Vielfalt spätestens seit Eröffnung des Kaufmannladens ziemlich gut aufgestellt und macht auch jungen Menschen Angebote; mehrere Geschäfte werden demnächst in der Altstadt öffnen, teilweise mit pfiffigen Ideen; die Kulturszene boomt, besonders dank dem kulturbuero nr5. Irgendwie erinnert diese Entwicklung ein klitzekleines bisschen an die Quirligkeit, Vielfalt, Internationalität, Kreativität der Portobello Road von früher. Natürlich wird es auch in Köwi weiterhin Probleme geben, aber ein Hauch von Aufbruchstimmung ist durchaus zu spüren.
Eigentlich haben sich PolitikerInnen in früheren Zeiten gerne zur interkommunalen Zusammenarbeit bekannt. Ein großer Befürworter war beispielsweise der damalige FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Quink. Zwischendurch gab es sogar schon einmal den Begriff „Stadt Siebengebirge“ für Bad Honnef und Königswinter. Wäre eine interkommunale Zusammenarbeit nicht auch beim Stadtmarketing denkbar? Könnte es Vorteile für die Region haben, wenn sich beide Kommunen mit ihrem Stadtmarketing unter einem Label wie „Stadt Siebengebirge“ oder einem anderen zusammentun, ihre Besonderheiten, Einzigartigkeiten und vielfältigen Angebote herausarbeiten und markentechnisch aufbereiten? Was spricht dagegen?
Nicht nur die Bad Honnefer Innenstadt braucht neuen Schwung, eine Vision. Da liegen zwei attraktive Städte mit viel Potenzial dicht nebeneinander. Diese Chance sollte genutzt werden.