Rheinbreitbach – Lautstarke Karnevalspartys und im selben Gebäude eine Unterkunft für Geflüchtete? Wie das zusammen gehen soll, schien Ende letzten Jahres noch ein Rätsel. Das Problem: wegen fehlenden Wohnraums hatte die Verbandsgemeinde Rheinbreitbachs Bürgersaal zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert – und der gehört zum selben Gebäudekomplex wie die Hans-Dahmen-Halle, Austragungsort nahezu sämtlicher, großer Karnevalsveranstaltungen im Ort.
Was tun? Schon ihre Sessionseröffnung am 11.11. hatten die Jecken nicht wie gewohnt im Bürgersaal feiern können, sondern diese kurzerhand in den deutlich kleineren Pfarrsaal verlegt. Ob man für die großen Saalveranstaltungen eine Lösung finden würde – unklar. Vereinzelt machte sich Unmut breit: nach zwei abgesagten Karnevalssessionen nun schon wieder Einschränkungen, Probleme, gar eine Absage? Es folgten intensive Gespräche zwischen Verbandsgemeinde und Karnevalsgesellschaft, viel Abstimmung; letztlich stand ein Konzept, das für den Karneval einige Anpassungen bedeutet, für die Menschen im Bürgersaal aber gleichzeitig den bestmöglichen Schutz ihrer Privatsphäre bietet.
Anders als in den Jahren vor Corona wird der Eingang nun nicht am Parkplatz liegen (Haupteingang bleibt geschlossen), sondern seitlich von der Westerwaldstraße aus erfolgen und mit Pavillons so gestaltet, dass Wartezeiten bei schlechtem Wetter (oder Raucherpausen) keine Unannehmlichkeiten bedeuten. Da auch die sanitären Einrichtungen der Halle gesperrt sind, wurden vor dem Eingang beheizbare Container aufgestellt, die ein vergleichbares Maß an Komfort bieten.
Und die Flüchtlinge? Derzeit bietet Rheinbreitbachs Bürgersaal Obdach für gut 40 überwiegend aus Syrien stammende Männer und Frauen. Der frühzeitigen Ankündigung von Karnevalsveranstaltungen in der angrenzenden Hans-Dahmen-Halle und Gesprächen dazu folgte Ende Januar ein gemeinsames Kennenlerntreffen zwischen KG-Vorstand und Flüchtlingen sowie Bürgermeister Roland Thelen und Vertretern der vor Ort zuständigen Security-Firma. In lockerer Atmosphäre wurde gemeinsam die bereits festlich dekorierte Halle begangen. Dabei versprachen der Erste Vorsitzende der KG, Michael Frings, und Geschäftsführer Andreas Nagel allen Flüchtlingen, die wollen, freien Eintritt für die beiden Hauptveranstaltungen an Weiberfastnacht (RPR1-Radioparty) und am Karnevalssamstag (Live-Konzertabend „Jeck op Live“).
Als im Anschluss ein LKW mit der ersten großen Getränkelieferung für die am 3.2. anstehende Prunksitzung eintraf, boten gleich mehrere Flüchtlinge spontan ihre Hilfe beim Ausladen an. KG-Mitglieder und Flüchtlinge packten gemeinsam an, um diesen ersten Karneval nach der Pandemie zu einem großen, unvergesslichen, besonderen Fest zu machen!