Bad Honnef – Ohne Ehrenamtler sähe es in Bad Honnef nicht so gut aus. Jetzt setzt auch die Wirtschaftsförderung solche Idealisten ein – beispielsweise beim Projekt Kiezkaufhaus.
Das dümpelt seit ein paar Jahren vor sich hin, kostet den Steuerzahler viel Geld und den Bürgermeister sicherlich Nerven. Einig waren sich Verwaltung und Politik im Januar 2020, „dass der damalige Status (Januar 2020) nach Abschluss des Förderprojekts unbefriedigend war“. So steht es in einer Verwaltungsmitteilung an den Stadtrat.
Dennoch: Das wichtigste strategische Ziel im Zeitalter der Digitalisierung ist für die Verwaltung die Stärkung des sozialen Zentrums und der Erhalt der Gemeinschaft. Und diese Zielsetzung sei in den nächsten drei bis fünf Jahren eng verknüpft mit der Gründung des Kiezkaufhauses. Grundvoraussetzung für den Erfolg sei ein relevantes Angebot mit entsprechender Nachfrage, so die Verwaltung. Neu: Nicht nur örtliche Händler sind jetzt für das Kiezkaufhaus interessant, sondern auch regionale Partner.
[the_ad id=“104090″]Mit Corona begann offenbar für das Kiezkaufhaus eine neue Zeitrechnung. Um den stationären Einzelhandel vor Ort zu stützen, wurde Mitte März eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe „unter Mithilfe eines ehrenamtlichen, erfahrenen Vertrieblers“ ins Leben gerufen. Sie suchte unter anderem nach neuen digitalen Vertriebswegen für die Händler und für Kunden nach Gelegenheiten, „sicher und bequem von zu Hause aus Einkäufe zu tätigen“, so die Verwaltung.
Ein Maßnahmepaket enthielt nicht nur die Aufnahme in ein kostenloses Branchenverzeichnis, Gebührenfreiheit in diesem Jahr bei der Einrichtung eines digitalen Schaufensters mit oder ohne Shop, die Produktion von Imagefilmen zu vergünstigten Konditionen oder auch die Bereitstellung des Lieferservice per Lastenrad zu vergünstigten Konditionen – auch für Nicht-Kiezkaufhaus-Händler.
Die Bilanz nach drei Monaten „sehr intensiver Arbeit“ mit den Zielgruppen habe gezeigt, dass mehr „Relevanz“ in das digitale Angebot gebracht worden sei. Mittlerweile habe man auch eine Vollauslastung beim Lieferservice erreicht, der „zusätzlich für soziale Zwecke der Corona-Versorgung“ erweitert worden sei. Vor allem Angehörige von Risikogruppen und Personen in häuslicher Quarantäne hätten so versorgt werden können, erklärt die Verwaltung.
Weitere Ergebnisse:
- 37 digitale Schaufenster, neun zusätzliche Shops
- rund 150 registrierte Kunden
- durchschnittlich 15 Lieferfahrten pro Woche
- mehr als 500 ausgelieferte Produkte
- fast 8000 Websitebesucher
Fazit der Autoren: Nach 3 Monaten Corona sind die ursprünglichen Zielsetzungen für die Entwicklung des mittel- bis langfristigen Projekts – Stand jetzt – übertroffen:
- Die Relevanz des Angebots ist da.
- Der Lieferservice ist ausgelastet und hat einen wertvollen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung in der Krise geleistet.
- Die Akzeptanz und Bekanntheit in der Bevölkerung ist daher jetzt gegeben.
Um den Erfolg nicht versanden zu lassen, soll nun der Grundgedanke einer lokalen Online-Plattform aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Die Idee: eine neue vitale Plattform, „die auch über die Beziehungen zwischen Kunden und Händlern hinaus das Beziehungsgeflecht einer Stadt widerspiegelt“.
Helfen soll dabei eine „One-Smart-City-App“ (OSCA), die zurzeit von der Deutschen Telekom entwickelt wird. Bad Honnef gehört zu den Pilotkommunen. Letztlich setzt die App auf „dynamische, standortbasierte Services. Der Nutzer konfiguriert die Inhalte nach seinen persönlichen Interessen und erhält nutzerbasierte Hinweise auf aktuelle Veranstaltungen, Freizeitangebote oder Einkaufsmöglichkeiten“.
Zur Umsetzung und Finanzierung führe die Stadt erste Gespräche mit Fördermittelgebern, so der Hinweis in der Verwaltungsvorlage.
Ratssitzung, 26.6.2020, 18 Uhr, Kurhaus