Königswinter/Köln – Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Anfangsverdachts einer falschen Eidesstattlichen Versicherung. Die Ermittlungen beziehen sich auf Einlassungen einer ehemaligen Mitarbeiterin im Generalvikariat im Erzbistum Köln in einem Zeitungsinterview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Das Erzbistum will prüfen, „ob gegen die ehemalige Mitarbeiterin im Generalvikariat, die seit vielen Jahren an einer anderen Stelle eingesetzt ist, arbeitsrechtliche Schritte eingeleitet werden müssen“.
Nun veröffentlichte der leitende Pfarrer der Katholische Kirchengemeinden im
Sendungsraum Königswinter, Markus Hoitz, eine Stellungnahme. Darin wirft er dem Erzbistum die Verbreitung von „fake news“ vor.
Stellungnahme des leitenden Pfarrers zu den Vorgängen um Kardinal Woelki und der Mitarbeiterin des Generalvikariates, die dem Kölner Stadtanzeiger ein Interview bzgl. des Wissens Woelkis um Missbrauchstäter gegeben hat.
Die in den Medien genannte Mitarbeiterin des Generalvikariates, Frau Hildegard Dahm, ist seit Juni 2019 die Verwaltungsleitung im Seelsorgebereich „Königswinter am Oelberg“. Ne- ben dem leitenden Pfarrer ist sie für alle Bereiche der Verwaltung und Personalführung zu- ständig, damit sich der Pfarrer bevorzugt den pastoralen Fragen widmen kann. Beide bilden quasi eine Doppelspitze in der Führung des Seelsorgebereiches. Als Verwaltungsleitung ist sie jedoch nicht beim Kirchengemeindeverband angestellt, sondern beim Erzbistum. Im dortigen Generalvikariat hat auch ihr direkter Dienstvorgesetzter seinen Sitz.
Seit 2019 habe ich Frau Dahm als eine sehr kompetente, engagierte und loyale Mitarbeiterin kennen- und schätzen gelernt. An ihrer Arbeit können sowohl das Seelsorgepersonal, als auch die übrigen Mitarbeitenden der Kirchengemeinden spüren, dass ihr die Kirche ein Herzensanliegen ist.
Von 2013 bis 2017 war sie als Assistentin des Personalchefs tätig und hatte folglich sehr detailliertes Wissen über die Inhalte der Personalakten, besonders die der Priester. Sie weiß z.B. sicher mehr über das, was über mich in meiner Personalakte steht, als ich selbst. Wäh- rend unserer nun dreijährigen guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit hat sie nie auch nur Andeutungen darüber gemacht, was sie über einzelne missbrauchsverdächtige oder des Missbrauchs überführte Priester des Erzbistums von ihrer damaligen Arbeit her weiß.
Ohne hier näher auf die Sachverhalte einzugehen – das ist Sache der Staatsanwaltschaft – ist es für jeden problematisch etwas zu wissen, von dem sonst niemand etwas wissen darf – ausser den entsprechenden Vorgesetzten. Dann zu erleben, dass diese Vorgesetzten nicht handeln – das führt zu einer enormen psychischen Belastung. Und für einen Menschen, dem die Kirche am Herzen liegt, ist das doppelt problematisch: psychisch und geistlich.
Frau Dahm war äußerst loyal, als sie den Erzbischof in der anstehenden Frage um ein Gespräch gebeten hat. Auf diese Bitte hat sie keine Antwort erhalten und ist auch nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Das ist gegenüber der Arbeitnehmerin äußerst illoyal. Als Pfarrer oder sonstiger Chef kann ich es mir nicht leisten, einem ehrenamtlich oder hauptamtlichen Mitarbeitenden nicht die Gesprächsmöglichkeit zu eröffnen, wenn er oder sie darum bittet – egal wie das Gespräch dann ausgeht. Die „Seelen- und Gewissensnöte“ eines Mitarbeitenden muss ich unbedingt wahr- und ernstnehmen – egal was dann an der Sache tatsächlich dran ist. Ansonsten bin ich als Seelsorger und auch als Bischof fehl am Platz.
Die Stellungnahme des Erzbistums ist bedauerlich und im Ergebnis so wenig überzeugend. Der Sprecher des Erzbistums wirft Frau Dahm sogar indirekt vor, an einem organisierten Komplott gegen den Erzbischof teil zu haben. Dies sowie die Anschuldigungen, die der Sprecher des Erzbistums gegenüber Frau Dahm erhebt – sind jedoch letztlich nichts anderes als Unterstellungen: fake news. Es geht wohl mehr darum Frau Dahm zum Bauernopfer zu machen, damit die tatsächlich Verantwortlichen ihr Fell retten können. Arbeitsrechtliche Schritte werden ihr angedroht.
Als „Bruder im Glauben“ kann ich es nicht zulassen, dass so mit meiner „Schwester im Glauben“ umgegangen wird – nur weil sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube werden lassen will. Und ich bewundere ihren Mut, an die Öffentlichkeit gegangen zu sein.
gez. Markus Hoitz
Katholische Kirchengemeinden im
Sendungsraum Königswinter
c/o Siegburger Str. 10, 53639 Königswinter
leitender Pfarrer Markus Hoitz 11. November 2022