Bad Honnef – Fast 2100 Radfahrer haben das Fahrradklima in der Region bewertet. Nur Meckenheim, das seit Jahrzehnten gezielt den Radverkehr fördert und über ein durchgehendes Radverkehrsnetz verfügt, hat mit der Note 2,96 ein auch im bundesweiten Vergleich gutes Ergebnis erreicht und landet damit auf Rang 4 der bundesweit 311 Städte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern.
Durchgefallen ist Bad Honnef. Mit der Schulnote 4,5 schnitt das Nizza am Rhein als eine der schlechtesten Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis ab. Bundesweit kam Honnef von 311 vergleichbaren Städten auf Rang 301.
Heute stellten Dr. Peter Lorscheid (verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis) und Bernhard Steinhaus (Ortsgruppensprecher der ADFC-Ortsgruppe Siebengebirge) das Ergebnis im Rathaus vor. Erster Kommentar von Bürgermeister Otto Neuhoff: „Als leidenschaftlicher Fahrradfahrer bin ich natürlich sehr unglücklich über dieses Ergebnis.“
Warum die Wahrnehmung der Fahrradfahrer noch schlechter ist als vor zwei Jahren erklärt er sich unter anderem mit den vielen Baustellen. Hier stießen den Befragten besonders die Führung an Baustellen sauer auf. Mit 5,2 wurde dieses Kriterium am schlechtesten bewertet.
Aber auch das Fehlen von öffentlichen Fahrrädern, die Breite der Radwege, die Fahrradförderung und fehlende Abstellanlagen wurden bemängelt. Positiv sehen die befragten Bad Honnefer die geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung, die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und zügiges Radfahren.
Dass das Ergebnis für Honnef seit 2016 noch weniger schmeichelhaft ausfällt, liegt für Lorscheid auch an der Zunahme der Pedelecnutzer. Die Anzahl sei in die Höhe geschnellt und somit auch die Sensibilität für eine überzeugende Infrastruktur gestiegen. Aber auch die Neuregelungen für den Radverkehr auf der Königswinterer Rheinpromenade habe seiner Meinung nach das Honnefer Ergebnis negativ beeinflusst.
Neuhoff will nun prüfen lassen, wie man in der nächsten Zeit mit Einzelmaßnahmen die Wahrnehmung positiv beeinflussen kann und wie strukturell der Stellenwert des Radfahrens in Bad Honnef verbessert werden kann. Im Oktober soll auch das Radkonzept beim Land eingereicht werden, um Fördermittel zu erhalten.
Dürfen eigentlich Fahrräder auf Autoparkplätzen abgestellt werden?
Dr. Georg Wilmers, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Bonn/Rhein-Sieg für den linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg Kreises, hat dazu eine klare Meinung: „Öffentliche PKW-Parkplätze sind Teil von Straßen und Wegen, die dem Gemeingebrauch gewidmet sind. Wenn sie als Parkplätze gekennzeichnet sind (mit den Schildern, die dafür in der Straßenverkehrsordnung vorgesehen sind), dürfen dort nur Fahrzeuge parken. Ein Fahrrad ist auch ein Fahrzeug, darf also grundsätzlich dort parken.“ Wenn Parkscheibe oder Parkschein erforderlich sein, gelte das aber auch für ein Rad.
Könne man allerdings sein Rad problemlos auch woanders als auf einem Autoparkplatz parken, müsse man die Möglichkeit in Anspruch nehmen. Wilmers: „Problemlos wäre es nicht, wenn man an alternativen Stellflächen Fußgänger oder andere Verkehrsteilnehmer behindern würde oder Privatflächen nutzen müsste oder unzumutbar lange Wege zum Ziel in Kauf nehmen müsste.“
Da Fahrräder in der Regel auf Autoparkplätzen jedoch nicht angeschlossen werden können, wäre es für die Stadt vielleicht eine Überlegung wert, ein oder zwei Parkplätze zu Fahrradparkplätzen , eventuell sogar überdacht, umzuwandeln. Laut ADFC passen auf einen solchen Parkplatz 10 Fahrräder oder vier Fahrräder mit Anhänger.