Sportfunktionäre entsetzt – Mitglieder sollen Beitragserhöhungen zahlen, obwohl keine konkreten Zahlen vorliegen

Bad Honnef | Die Sommerferien sind noch nicht zu Ende und politisch brennt bereits die Luft. Wenn es zu keiner Einigung mit dem Rat kommt, wollen die Sportvereine auf die Straße gehen und demonstrieren. Warum?

Im Juni 2013 hat der Rat die Erhebung von Bewirtschaftungskosten für den Sporthallenbetrieb in Bad Honnef beschlossen. Kurz darauf erhielten die Vereinsvorstände ein Schreiben der Stadtverwaltung, in dem angekündigt wurde, dass die Nutzer städtischer Sporthallen noch für das verbleibende Jahr 2013 einen Bewirtschaftungskostenanteil in Höhe von 20.000 EUR aufbringen sollen – umgerechnet etwa 5 EUR pro Hallenstunde. Das Geld ist für den Nachtragshaushalt vorgesehen.

Schnell formierte sich Protest. Heute wollten die Sportfunktionäre bei der Vorstandssitzung des Sportverbandes Bad Honnef (svb) das weitere Vorgehen abklären. Anwesend waren auch Bürgermeisterin Wally Feiden und die Vorsitzende des Sportausschusses Petra Kansy.

svb-Vorsitzender Karl-Gert Hertel präsentierte Zahlen. So müsste zum Beispiel jedes  Mitglieder des Hockey-Clubs Bad Honnef (HCH) 36 EUR pro Jahr mehr bezahlen, um diese Erhöhung auszugleichen. Bei den Mitgliedern des TV Eiche stiege der Jahresbeitrag um 12.05 EUR, beim ATV Bad Honnef-Selhof um 15 EUR. Bei einer zehnprozentigen Beitragserhöhung könne man davon ausgehen, dass 20 Prozent der Mitglieder austreten würden. Außerdem müsse die Erhöhung in einer Mitgliederversammlung beschlossen werden. Das sei rückwirkend sowieso nicht machbar. Hertel: „Bad Honnef ist eine Sportstadt, die Beteiligung an den Bewirtschaftungskosten würde den Sport kaputtmachen.“

Wilhelm Strohmeier, Sprecher des Runden Tisches des Sports und Vorstandsmitglied des HCH, ärgerte sich, weil die Eigenleistungen der Vereine überhaupt keine Berücksichtigung fänden. Abgesehen von den ehrenamtlichen Tätigkeiten verschlinge die Pflege des eigenen Rasenplatzes jährlich schon zwischen 15.000 und 18.000 EUR. Er kündigte an, dass sein Verein nichts zahlen werde.

Auch die Argumentation, in anderen Kommunen müssten sich Sportvereine an den Kosten beteiligen, fand kein Verständnis. Strohmeier erninnerte daran, dass die Sportvereine dort als Ausgleich Zuschüsse erhielten. In Bad Honnef habe man sich aber verständigt, darauf zu verzichten, als Gegenleistung sollten Vereine dafür keinerlei Entgelte entrichten müssen.

Dünn wurde die Luft für Bürgermeisterin und Ausschussvorsitzende, als sie die Berechnungsgrundlage offenlegen sollten. CDU-Frau Kansy ging gleich in Verteidigungshaltung und klärte auf, dass ihrer Fraktion bis heute noch nicht die genauen Zahlen der Bewirtschaftungskosten vorlägen. Ihnen sei von der Verwaltung der Betrag von 5 EUR genannt worden, daran hätten sie sich bei der Abstimmung orientiert. Kansy: „Hätten wir die Beträge gewusst, wäre die Diskussion ganz anders geführt worden.“

Fest steht: Der Sport soll für die Personalkosten der Stadtbücherei und der Musikschule mit aufkommen. Da es sich hierbei um freiwillige Leistungen handelt, können sie nicht als Pflichtleistung in den Haushalt eingebracht werden. Alternative: Bücherei und Schule schließen oder ebenfalls ehrenamtlich betreiben. Feiden: „Haben wir überlegt, macht aber keinen Sinn“.

Richtig dramatisch wurde es, als Wally Feiden eingestehen musste, dass es immer noch keine konkreten Zahlen gibt. Dafür seien Urlaubszeit und Krankheiten verantwortlich. Vollkommen platt waren die Sportfunktionäre, als die Bürgermeisterin mitteilte, dass die Kommunalaufsicht das Hauhaltssicherungskonzept bereits genehmigt hat. Mit anderen Worten: Die geschrieben Zahlen haben Gültigkeit, eine Veränderung ist mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen. Hans-Josef Hinsenkamp, stv. Vorsitzender des TV Eiche: „Auch wenn bei einer neuen Berechnung geringere Beträge herauskämen, müsste der Bad Honnefer Sport die 20.000 EUR in diesem Jahr aufbringen. So kann man doch nicht miteinander umgehen.“

Otto Neuhoff, Vorsitzender der Tischtennisfreunde Bad Honnef (TTF), wunderte sich über das Organisationschaos, fand es unmöglich, dass der Rat Beschlüsse fasst und fiktive Zahlen als Grundlage nimmt. „Ich höre aus alldem, dass über vieles nicht richtig nachgedacht wurde“, so der Konzernmanager.

Konkret wurde Kuno Höhmann, Vorsitzender des Wassersportvereins Bad Honnef (WSVH). Als Unternehmensberater sei er in der Lage, die Betriebskosten der Stadt um 10 bis 30 Prozent zu senken. Dabei würde er sogar auf einen Teil seines Honorares verzichten. Was er bräuchte, sei ein Auftrag. Ein anderer Vorschlag war die Einführung eines Sport-Euros.

Für kommenden Donnerstag hat die Bürgermeisterin den Vorstand des svb ins Rathaus eingeladen um gemeinsam zu beraten. „Was macht das jetzt noch für einen Sinn, es ist doch eh nichts mehr zu ändern“, resümierte Hans-Josef Hinsenkamp.

Trotzdem will  Karl-Gert Hertel der Einladung folgen. Danach soll entschieden werden, ob der Bad Honnefer Sport auf die Straße geht. Allerdings: Wohin dann des Weges?

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