Frust beim Einzelhandel! Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster hat gestern endgültig entschieden, dass die Läden in Nordrhein-Westfalen an den Vorweihnachtssonntagen sowie am Sonntag nach Neujahr geschlossen bleiben müssen.
Der Centrum e.V. hatte wohlweislich bereits alle Anträge zu verkaufsoffenen Sonntagen zurückgezogen. „Dafür bekamen wir von einigen Seiten Schelte!“, berichtet heute Centrum-Chef Georg Zumsande. Offensichtlich war die Entscheidung aber richtig.
Wie es um den Bad Honnefer Einzelhandel im Allgemeinen und wg. Corona im Besonderen zurzeit bestellt ist, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Bestimmte Branchen haben nach eigener Aussage die schwierige Zeit bisher gut überstanden, andere wiederum dürften weniger zufrieden sein. Die Wirtschaftswoche hat besonders den „Einzelhandel mit Nonfood-Produkten wie Bekleidung, die komplette Gastronomie sowie die Reise- und Veranstaltungsbranche von Hotels und Fluglinien bis hin zu Messebauern“ als Problemfelder ausgemacht.
Umso wichtiger ist gemeinsames Handeln der Geschäftsleute. Doch was früher im Tal in den Händen des Centrum e.V. gut aufgehoben war, scheint heute mit mehr oder weniger Orientierung vonstatten zu gehen. Was nicht verwundert. Denn der Centrum e.V. muss sich nach der Verabschiedung von Walter Löbach neu aufstellen und hängt vielleicht ein bisschen zwischen den Stühlen. Zu wünschen wäre jedenfalls, dass hier bald positive Nachrichten zu vernehmen sind. Befragt man stadtferne Menschen zu Bad Honnef, bekommt man schon mal zu hören: „teuer“ und „Martini Markt“. Das spricht gegen ein gutes Image und für die Innenstadtgemeinschaft.
Die Rolle der Stadt beim Stadtmarketing, zudem ja auch Aegidienberg gehört, ist für Außenstehende (vielleicht nicht für alle) nicht so ganz klar. Das Kiezkaufhaus müht sich um Positionierung, tritt aber trotz einiger PR-Erfolge vermutlich weiterhin auf der Stelle. Nach wie vor legt es auch keine Zahlen vor. In Rhöndorf hat sich wohl ein eigenes Netzwerk gebildet, das mit vereinten Kräften die Corona-Krise überstehen will und über Aegidienberg weiß der Konsument marketingtechnisch eigentlich recht wenig. Jedenfalls im Tal.
„Frau Brackelsberg organisiert „Winterleuchten“ und Jürgen Kutter dekoriert mit Edeltannen und seinen Eisenengeln die Innenstadt an markanten Punkten“, kommuniziert heute Georg Zumsande per Mail und auf Facebook taucht plötzlich eine Anzeige „Winterleuchten“ auf. Sie verkündet für alle vier Adventswochenenden wahres Spektakel – in der City: Leuchtendes Fachwerk, Lichterspektakel, Weihnachtsklänge, Winteraktionen, Weihnachtsdeko und auch lange Öffnungszeiten. Oben prangt das Lebensfreude-Logo, unten das Logo eines unterstützenden Unternehmens. Vom Centrum e.V. ist da nichts zu sehen. Wie kann das sein?
Man kann der Bad Honnefer Wirtschaft nur wünschen, dass sie auch unter Marketinggesichtspunkten bald wieder Fuß fasst und die viel beschworene Einheit lebt. Schließlich hat sie eine Verantwortung gegenüber ihren Kundinnen und Kunden. Anderenfalls wäre langsam Klarheit angesagt. Vielleicht gibt es junge, engagierte Unternehmen in der Stadt, die Interesse hätten, ein zentrales Marketingnetzwerk für Bad Honnef aufzubauen. Es wäre nicht mehr als fair, ihnen die richtigen Signale zu senden.
Bis dahin sollte zumindest der Wunsch von Georg Zumsande in Erfüllung gehen: „Haltet die Langen Samstage bis 18 Uhr geöffnet und bleibt optimistisch. Es gibt ein Leben nach Corona und das scheint endlich absehbar!“
Die Wirrheit beim Stadtmarketing hoffentlich bald auch.