Rhein-Sieg-Kreis | Welche Wege müssen Personen mit Demenz und ihre Familien gehen, um erforderliche Hilfen zu finden? Unterstützungsangebote sind zwar vorhanden, werden aber oft erst spät oder gar nicht genutzt.
In acht europäischen Ländern – in Deutschland in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt – werden daher zurzeit persönliche Interviews mit Personen mit Demenz und ihren Angehörigen geführt. „ActifCare“ heißt das multinationale Projekt. In Deutschland wird es von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Der Rhein-Sieg-Kreis ist Kooperationspartner der Martin-Luther-Universität. ActifCare steht für „Access to Timely Formal Care“, was so viel bedeutet wie „zeitgerechter Zugang zu professioneller pflegerischer Unterstützung“.
Ziel von ActifCare ist es, herauszufinden, was die Nutzung professioneller Hilfen für Familien erleichtert oder erschwert und wie sich die Unterstützung auf die Familien auswirkt. „Menschen mit mittlerer und fortgeschrittener Demenz erhalten oft keine passgenaue Versorgung und Begleitung. ActifCare möchte dies ändern“, berichtet Paul Mandt von der Koordinierungsstelle Gerontopsychiatrische Versorgung des Rhein-Sieg-Kreises. Mit den Befragungen wird das Missverhältnis zwischen den Bedürfnissen der Menschen mit Demenz sowie ihrer Angehörigen und der Inanspruchnahme von Unterstützung untersucht; auch werden Unterschiede hinsichtlich der Zugangsmöglichkeiten zu professioneller Unterstützung erfasst.
„Der Rhein-Sieg-Kreis befürwortet diese Studie und möchte sie mit diesem Aufruf zur Teilnahme unterstützen“, erläutert Paul Mandt.
Teilnehmen können Menschen mit Demenz in einem frühen bis mittlerem Stadium, die noch keine berufliche Pflege in Anspruch nehmen, also keine Hilfestellung bei der Ernährung, Köperpflege, Mobilität oder Medikamentengabe erhalten. Hauswirtschaftliche Dienstleistungen, zusätzliche Betreuungsleistungen oder Tagespflege sind jedoch möglich. Es sollte eine nahestehende Bezugsperson, also ein Familienmitglied, Freund oder Nachbar, vorhanden sein, zu dem die Person mit Demenz mindestens einmal wöchentlich Kontakt hat.
Die wissenschaftliche Befragung findet zu drei Zeitpunkten in persönlichen Gesprächen statt: zu Beginn, nach sechs und nach zwölf Monaten. Fragen zur Lebensqualität, zu den Bedürfnissen, Auswirkungen der Demenz und Nutzung von Hilfsangeboten stehen im Mittelpunkt der circa zweistündigen Gespräche. Mit einigen wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird darüber hinaus ein intensiveres Gespräch geführt.
Die Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen oder abgebrochen werden! Die persönlichen Daten werden absolut vertraulich behandelt und anonymisiert; ein Rückschluss auf die Person ist nicht möglich.
„Mit ActifCare soll eine Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen erreicht werden“, wirbt Paul Mandt für eine Teilnahme an der Studie.
Informationen zum Projekt „ActifCare“ gibt es beim Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises, – Der Landrat -, Paul Mandt – Koordinierungsstelle Gerontopsychiatrische Versorgung, Kaiser-Wilhelm-Platz 1, 53721 Siegburg, Telefon 02241/ 133043, E-Mail: paul.mandt@rhein-sieg-kreis.de, oder direkt bei der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Astrid Stephan MScN, Wiss. Mitarbeiterin, Telefon 0345/5574404, Handy 01573/7954122, E-Mail: astrid.stephan@medizin.uni-halle.de, http://www.actifcare.eu.
(hei)