Die Lage ist ernst. Das Klima verändert sich. Will das jemand leugnen?
Die Wissenschaft sagt: Es ist später als fünf vor zwölf. Politik ist sich uneins. Es gibt Schnellschüsse wie „Klimanotstand“. Was eigentlich nichts bedeutet, außer: Freiwillige Selbstverpflichtung. Kommunen erkennen offiziell an, dass es eine Klimakrise gibt und mehr getan werden muss, um sie zu begrenzen.
Bad Honnef hat den Klimanotstand nicht ausgerufen, die Grünen wollen aber den Antrag einbringen, „ein kommunales Klimaschutzkonzept durch ein Klimaschutzmanagement zu erstellen“. Die CDU Königswinter kündigt an, einen Antrag für die Aufstellung eines Maßnahmenkataloges für den Klimaschutz im Stadtgebiet Königswinter stellen zu wollen.
Das Thema ist also in den Rathäusern angekommen. Aber wie ernst gehen die Stadtverantwortlichen damit um?
Später als fünf vor zwölf bedeutet doch eigentlich eine radikale Kehrtwende, weg von allen Aktionen, die irgendwie das Klima negativ beeinflussen können. Beide Städte, Königswinter wie Bad Honnef, sind davon aber weit entfernt. Das beweisen allein die Bauvorhaben. In Bad Honnef verschärft sogar ein Parkraumkonzept die Klimakrise, indem Anlieger oftmals viele Schleifen fahren müssen, um einen Parkplatz zu finden, weil sie in ihrer Zone nicht mehr dauerhaft parken dürfen.
Nun die Insel.
Es fällt schwer, ein Konzept, wie die Stadt es vorgelegt hat, für nicht attraktiv zu halten. Wer in lauen Sommernächten auf warmen Stufen am Rheinufer bei einem Gläschen Wein in den Sternenhimmel gucken kann, dem wird vermutlich das Herz höher schlagen. Wer im Biergarten sitzt und seine Kinder glückselig auf neuen Spielflächen spielen sieht, wird nicht weiter von einer kinderfreundlichen Welt träumen müssen. Und wer statt auf Asphalt auf Kies oder Lehm spaziert, wird denken: Klasse, Natur pur!
Dennoch: Hat der BUND nicht recht, wenn er fordert, Fauna und Flora radikal zu schützen? Bietet die Inselentwicklung einen ökologischen Mehrwert oder entspricht sie nur einem menschlichen Spaßanspruch? Schützt sie die Natur oder fördert sie nur wirtschaftliches Wachstum? Wie soll das Klima sich verbessern, wenn in funktionierende ökologische Räume eingegriffen wird, um mehr Menschen anzulocken?
Auch wenn Ersatzanpflanzungen angekündigt sind – wie lange benötigen grüne Neuanlagen, bis sie klimatisch den Wert haben, wie der aktuelle Bestand? Und: Ziel der Inselauffrischung soll es ja eben sein, dass mehr Menschen nach Bad Honnef und auf die Insel kommen. Ist das im Sinne der Grafenwerther Tierwelt?
Später als fünf vor zwölf – Umweltschutz ist verdammt schwierig. Und sollte vor allem nicht zu einem Hetzthema gegen Andersdenkende werden. Wir sind alle gefragt, uns um Lösungen zu bemühen.