Bad Honnef – Anders als der BUND ist der VCD, Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, der Auffassung, dass die Konzerte auf der Insel Grafenwerth stattfinden sollen. In einem Brief an den Landrat des Rhein-Sieg-Kreises und den Bürgermeister der Stadt Bad Honnef nennt er für seine Auffassung Argumente.
Der VCD arbeitet nach eigener Aussage „seit 1986 als gemeinnütziger Umweltverband für eine umwelt- und sozialverträgliche, sichere und gesunde Mobilität. Dabei wird er von über 55.000 Mitgliedern und Spender/-innen unterstützt. Als ökologischer Verkehrsclub fördert er ein sinnvolles Miteinander aller Verkehrsmittel. Der VCD versteht sich als die Interessensvertretung für alle umweltbewussten mobilen Menschen und ist gleichzeitig das ökologische Korrektiv in der Verkehrspolitik“.
Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,
seit Wochen verfolgt der VCD, Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, aufmerksam die Diskussion um die für Anfang Juni geplanten Konzerte auf der Insel Grafenwerth in Bad Honnef.
Als Umweltverband vertreten wir im Gegensatz zum BUND die Position, dass die Konzerte auf Grafenwerth stattfinden sollen, und nennen dazu die folgenden fünf Argumente.
1. Aus VCD-Sicht spricht für die Nutzung der Insel, u.a. auch für Konzerte, ihre sehr gute Erreichbarkeit: Grafenwerth liegt fußläufig zur Endhaltestelle der Stadtbahnlinie 66 bzw. zum Bahnhof Bad Honnef, so dass sie von den Besuchern umweltfreundlich und nachhaltig erreicht werden kann. Ein alternativer Standort mit ähnlicher Qualität ist im Raum Bad Honnef nicht zu finden. Z.B. über „Bonnticket“ gebucht, ist die An- und Abreise sogar kostenlos. Die Klosterruine Heisterbach im benachbarten Königswinter, bei der am folgenden Wochenende ebenfalls ein Open-Air-Konzert stattfinden soll, ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr viel mühsamer zu erreichen.
2. Die Insel dient seit rund 170 Jahren (!) der Bevölkerung vor Ort und im weiten Um-kreis unseres Ballungsraumes Rhein/Sieg-Bonn-Köln für Erholung und Freizeitaktivitäten, darunter auch für Konzerte. Jetzt dagegen zu argumentieren, weil dann „junge Spechte aus ihrem Nest fallen könnten“ („Lokalzeit“ 25.05.2022), ist absurd, denn so könnte man gegen jede Open-Air-Veranstaltung argumentieren.
3. Schutzinteressen sollten zwar bei der „konzeptionellen Neuaufstellung der Insel“ durchaus eine Rolle spielen, sind aber in ein angemessenes Verhältnis zu Erholungs- und Freizeitbedürfnissen zu setzen. Naturschutzaspekte und Freizeitaktivitäten sind also sachgerecht miteinander abzuwägen. Das derzeit sehr aggressive Auftreten des BUND dient aber leider nicht diesem Anliegen.
Der VCD bietet der Stadt Honnef und Veranstaltern an, bei künftigen Veranstaltungen im Hinblick auf die umweltfreundliche Erreichbarkeit von Grafenwerth beratend, u.a. für entsprechende Vermarktungsaktivitäten, zur Verfügung zu stehen.
4. Open-Air-Aktivitäten in unserem Ballungsraum „vor Ort“ sind für den VCD grund-sätzlich zu begrüßen, weil sie Kulturveranstaltungen gerade solchen Bevölkerungskreisen attraktiv präsentieren, die sonst nicht zu solchen Veranstaltungen gehen, und bei Veranstaltungen in unserem Raum keinen großen Verkehrsaufwand bei ihrem Besuch erfordern.
Grafenwerth bietet sich wegen seines Inselcharmes insbesondere für die geplante Reihe „Klassik auf der Insel“ an (Konzert am Pfingstsamstag mit dem jungen Colin Pütz und dem Kölner Kammerorchester): Warum dafür z.B. ins Münsterland oder nach Schleswig-Holstein zu entsprechenden Veranstaltungen reisen, wenn es dafür auch bei uns solch hervorragend geeignete Orte gibt?
5. Menschliche Aktivitäten sind immer mit gewissen Eingriffen in die Umgebung verbunden: Das gilt auch für Ausbaumaßnahmen z.B. im Verkehrsbereich. Es ist bezeichnend, dass man seitens des BUND schon heute kritische Stimmen zur für die rechtsrheinische Rheinuferbahn notwendigen Rheinquerung nördlich Lülsdorf hört, obwohl dieses eines der wichtigsten Projekte der Verkehrswende in unserer Region darstellt. Auch das zeigt, wie wenig der BUND bei solchen Interessenskonflikten zukunftsorientiert abwägt.
Der VCD bittet daher Rhein-Sieg-Kreis und Stadt Honnef dringend darum, die zu Pfingsten geplanten Konzerte auf Grafenwerth zu ermöglichen und für die naturschutzrechtlichen Genehmigungen bzw. gegebenenfalls für einen korrigierenden Beschluss des Oberverwaltungsgerichts zu sorgen.
Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Karl-Heinz Rochlitz, stv. Vors. VCD Bonn / Rhein-Sieg / Ahr