Stadt Siebengebirge | Dienstag schlägt die Stunde der Wahrheit. In Königswinter tritt die Mitgliederversammlung des VVS zusammen und entscheidet über die Höhe des Vereinsbeitrags zur Rettung der Weinberge. 500.000 Euro soll der VVS als Eigentümer des Siegfriedfelsens aufbringen. Der Vorstand ist dagegen. Viele Mitglieder kündigten bereits ihren Austritt an, sollte die MV gegen die geforderte Summe stimmen.
Mehrfach hat sich Vorsitzender Hans Peter Lindlar dafür stark gemacht, das Geld nicht zu zahlen. Der Vorstand selbst hat sich nur zu einer Nicht-Fisch-Nicht-Fleisch-Lösung durchringen können. Er will sich mit einem „nicht unerheblichen Betrag“ an der Rettungsaktion beteiligen. Angeboten wurden bislang 5.000 bis 10.000 Euro. Das hält der Grünen-Sprecher Burkhard Hoffmeister für eine Provokation. Er will am Dienstag seine Position vor der Versammlung erklären.
Sehr zurückhaltent verhielten sich zur Weinbergrettung bislang SPD, FDP, BÜRGERBLOCK und CDU. Lediglich CDU-Mitglied Jörg Erich Haselier kümmerte sich hier um die Winzer – allerdings eher als Vorsitzender des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf. Heute meldete sich die SPD zu Wort und erwartet vom VVS die Übernahme seiner Verantwortung und die anteilige Zahlung der Sicherungsmaßnahmen am Siegfriedfelsen. Er soll die vereinbarten 500.000 Euro für die Sicherungsmaßnahmen am Siegfriedfelsen zur Verfügung stellen. Es sei kein gutes Signal, so Guido Leiwig, dass die Öffentlichkeit bis jetzt keine Stellungnahme des Vorsitzenden Peter Lindlar zu dieser Frage gehört habe. „Wo bleibt sein Bekenntnis zur Verpflichtung des VVS den Weinbau gemeinsam zu retten? Und wo bleiben die öffentlichen Appelle der Parteifreunde von Lindlar, die sich bisher gerne als Weinbergretter in Szene gesetzt haben?“, fragt er.
Das gelte für die Rhöndorfer Ratsmitglieder der CDU genauso wie für die CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Milz. Sie alle könnten ihrem Parteifreund und ehemaligen Regierungspräsidenten längst öffentlich Druck gemacht haben, damit dieser endlich Farbe bekennt und seine Verantwortung übernimmt. „Lindlar habe durch seine Vereinsführung, die eine rechtzeitige Abstimmung unmöglich machte, eiskalt in Kauf genommen, dass die Winzer über die Klinge springen“, sagt Guido Leiwig. Nur die großartige Solidarität der Bürgerinnen und Bürger und „Heinzelmänner“ in beiden Städten, die ehrenamtlich die Weinlese auf beiden Hängen erledigt haben, konnte das Schlimmste verhindern. Lindlar habe auf Zeit gespielt.
Und seine Rechnung sei bisher aufgegangen. Der VVS habe sich rausgehalten und die Schadensbegrenzung hätten andere übernommen, so die SPD.
Alle anderen hätten längst ihre Hausaufgaben gemacht. Laut Guido Leiwig habe die SPD Bad Honnef „ohne Medien-Tam-Tam“ zu Beginn der Krise die beiden Landtagsabgeordneten Dirk Schlömer und Achim Tüttenberg zu einem Ortsbesuch nach Rhöndorf geholt. „Beide haben im Schulterschluss mit Wally Feiden erfolgreich im Landtag die verantwortlichen Stellen während der Sommerpause mobilisiert und schlussendlich den SPD-Finanzminister überzeugt, sich mit einem erheblichen Anteil an dem regionalen Rettungsprojekt zu beteiligen.“ Hier wurde „keine wirkungslose Showpolitik gemacht, sondern gehandelt“.
Leiwig fordert die lokalen CDU-Politiker auf, ihren Einfluss vor Ort geltend zu machen und ihren Parteikollegen Lindlar im Vorsitz des VVS von seiner Verpflichtung gegenüber dem Siebengebirge überzeugen. Sollte das nicht gelingen, würde nicht nur der Weinbau weiter um seine Existenz zittern müssen. Auch der VVS müsste um sein öffentliches Ansehen in der Region, ernsthaft bangen, so Guido Leiwig.