Bad Honnef – Seit knapp vier Wochen ist die Bad Honnefer Kita “Unterm Regenschirm” nach einem Bauschaden geschlossen – bis auf einen Anbau komplett. Eine – provisorische – Lösung gibt es seit dem 24. September: die Verteilung und Unterbringung der Kinder im Alter von neun Monaten bis zur Grundschulreife sowie der Erzieherinnen in dem später errichteten Kita-Anbau, dem Bunten Haus und dem Jugendbereich im Ev. Gemeindehaus.
Beginn und Ende der anstehenden Reparatur- und Bauarbeiten sind jedoch noch lange nicht in Sicht. Der stellv. Aufsichtsratsvorsitende des Trägers, der DIACOR Gesellschaft für diakonische Aufgaben mbH, Uwe Löttgen-Tangermann: „… die Reparatur ist nicht nur sehr teuer, sie dauert auch eine lange Zeit.“
Welche Auswirkungen hat diese Situation für die Betroffenen, die Eltern, Erzieherinnen und Kinder?
Es gibt Alltagsprobleme. Und es gibt Alltagsprobleme von Eltern. Chronische Übermüdung, Gefühle des Überfordertseins, niemals wirklich allein sein, Chaos in der Wohnung. Dazu: Fahrdienste zu Freunden, zu Kindergeburtstagen, zum Sport usw. Hat der Job Priorität? Oder die Familie? So häufen sich die Aufgaben, so entsteht das, was Zeitforscher “die Arbeit nach der Arbeit” nennen. Nur beginnt hier die Arbeit schon vor der Arbeit.
Monika W. (Name geändert), Mutter zweier Schulkinder und eines Kita-Kindes, das bisher im Familienzentrum “Unterm Regenbogen” untergebracht war und nun wieder als Kleinkind eine sog. Eingewöhnungsphase durchlaufen muss, fühlt sich “Corona zurückversetzt”, empfindet ihre und die Lage ihres Mannes wie im Lockdown. Jeden Tag ist ein Kind permanent zuhause. Beide Eltern sind berufstätig und wechseln sich im Home Office ab. Der Partner hat seine berufliche Arbeit reduziert. Unterstützende Verwandtschaft ist nicht eben in der Nähe. Einen Babysitter konnte die Familie nicht finden, “dazu war keine Zeit”. Dabei ist es “aktuell nicht möglich, etwas länger zu machen, es gibt immer wieder Unterbrechungen”. Die Kinder haben Hunger, wollen spielen, brauchen Aufmerksamkeit. “Telefonkonferenzen sind praktisch unmöglich.”
Monika W. betont, dass ihre eigene Familie noch relativ gut aufgestellt sei. Ihre Chefs, selbst auch Väter, seien verständnisvoll. Andere Eltern hingegen hätten Präsenzpflicht.
Bleibt das alles in den Kleidern stecken oder hat die aktuelle Lage auch energetische und emotionale Wirkungen? W.: “Ich bin total durch, habe nicht mehr so viel Energie.”
Monika W. betont aber auch, wie “liebevoll die Ersatz-Kita uns aufgenommen hat” und äußert uneingeschränktes Lob für Stefanie van Eckeren und Christina Gilbert, die beiden Leiterinnen sowie das pädagogische Personal der Basis-Kita “Unterm Regenbogen”: “Sie haben alles wunderschön eingerichtet und kooperieren mit uns Eltern auf eine wunderbare Weise”.
Der Zusammenhalt mit der Kita-Leitung, dem Kita-Personal und den anderen Eltern sei “großartig, man merkt, dass sie unsere Kinder lieb haben.” Und ein weiterer positiver Effekt: “Man ist nicht allein.”
Den Eltern der Kita “Unterm Regenbogen” hat nahezu zeitgleich neben dem Komplettausfall der Einrichtung auch die neue Gebührenordnung für Kitas und OGS zugesetzt. “Wir haben das Gefühl, dass die Verwaltung nicht besonders pro-aktiv gehandelt hat. Man hat uns gesagt, man könne ja kündigen.” Das sei vielleicht unglücklich formuliert worden, aber deshalb nicht minder unangenehm und habe etliche Eltern einfach enttäuscht.
Nun wolle man konstruktiv und gemeinsam daran arbeiten, eine tragfähige und nachhaltige Lösung für die Kinder hinzukriegen. Der größte Wunsch aus Elternsicht: “Dass eine Lösung von der Stadt vorrangig behandelt, dass das Anliegen priorisiert wird”.
Heino Gröf
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