Bad Honnef | Vor sieben Wochen sperrte die Bezirksregierung aus Sicherheitsgründen die Arbeit in den Weinbergen unterhalb des Siegfriedfelsens. Heute wurde nun in Düsseldorf ein Lösungskonzept erarbeitet. Demnach sollen sich das Land, die NRW-Stiftung, der VVS, der Kreis, und die Städte Königswinter und Bad Honnef an der Finanzierung beteiligen.
Die Runde in Düsseldorf dauerte nur zwei Stunden. Dann konnten Bürgermeister, Winzer, Staatssekretäre, Vereinsvorsitzende und auch der Vertreter des BUND nach Hause fahren. In ihren Aktentaschen hatten sie eine Finanzierungsverteilung und Bedingungen als Grundlage für die Rettung der Weinberge. Unter anderem müssen sich die Gutachter nächste Woche auf geeignete Maßnahmen und die zu sichernden Flächen einigen, Verletzungen des Naturschutzes sind ausgeschlossen und die Sicherungsmaßnahmen sollen die Weinberge möglichst wenig tangieren.
Den größten Teil der Kosten übernehmen das Land und die Stiftung NRW, den kleinsten die Städte Königswinter und Bad Honnef. Sie teilen sich 15 Prozent der Gesamtkosten, deren Höhe zurzeit mit etwa 2. Mio. EUR angegeben werden. Der VVS soll mit 25 Prozent beteiligt werden, könnte seinen Anteil aber wohl durch den Verkauf von Grundstücken einbringen.
Zunächst soll nach Vorliegen aller Formalitäten in einer Sofortmaßnahme der Sicherungszaun angeschafft und installiert werden, damit die Winzer noch rechtzeitig die Trauben ernten können. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann die direkte Sicherung der Felsen vorgenommen werden.
Während Politiker wie Andrea Milz und Jörg Erich Haselier (beide CDU) von einem guten Tag für die Region sprachen, empfand Winzer Adolf Wilhelm Pieper die Runde in Düsseldorf eher als ein Geschachere. In der WDR-Sendung Lokalzeit Bonn sagte er, er fühlte sich an eine Pokerrunde erinnert, keiner wollte sich in die Karten gucken lassen.
Nun müssen die jeweiligen Gremien über die Beteiligungen entscheiden, damit die Winzer doch noch rechtzeitig ernten können. Wie die Lokalzeit berichtete, sei vor allem die Zustimmung der Mitglieder des Verschönerungsvereins ungewiss. Während des von Winzer Pieper beschriebenen Geschacheres soll Vorsitzender Lindlar zunächst eine geringfügige EUR-Beteiligung angeboten haben.
Warum sich nur das grüne Umweltministerium an der Finanzierung der Weinberglösung beteiligt ist eine Frage, die Ministerin Hannelore Kraft beizeiten beantworten sollte. Schließlich trägt die Arbeit der Winzer nicht unerheblich zu staatlichen Einnahmen bei – auch durch den Tourismus , während Arbeitsschutz und Erhalt der Arbeitsplätze Themen des Arbeitsministeriums sind. Insofern sind bei Andrea Milz‘ Äußerungen, die Region habe in Einigkeit Stärke bewiesen, zumindest partiell Zweifel angesagt.
Ebenfalls nicht ohne Zweifel ist Winzer Pieper, der in wenigen Wochen ernten muss. Er fragt sich, ob bis dahin wirklich alle behördlichen Auflagen erfüllt und praktischen Sicherungsmaßnahmen umgesetzt sind. Weiter belastet die Winzer, wie sich die Gutachter verständigen werden. Von ihrem Sachverstand hängt es ab, ob und wenn ja auf wie viel Grundstücksfläche die Winzer in den Weinbergen verzichten müssen, wenn sie denn als Sicherungszonen deklariert werden sollten.
Da davon auszugehen ist, dass die beiden Städte, das Land, der Kreis und die NRW-Stiftung ihren Beitrag zur Sicherung der Weinberge leisten werden, liegt es jetzt an den Mitgliedern des Verschönerungsvereins, ob das Kulturgut erhalten bleibt. Merkwürdig genug, denn der VVS ist Eigentümer des Problemfelsens.
Außerdem wirbt er um Mitglieder mit den Argumenten, dass die atemberaubenden Aussichten von abwechslungsreichen Wanderwegen nicht nur Erinnerung sein dürften sondern lebendiger Teil unserer Welt sein müssten und die Menschen am Rhein und ihre Gäste den Reichtum von Geschichte und Landschaft auch in Zukunft genießen können müssten.
Der VVS hat 1.730 Mitglieder und besitzt 850 ha Grundstücksfläche im zentralen Siebengebirge.