Es bricht alten Sozialdemokraten das Herz, wenn sie über den Zustand ihrer Partei nachdenken. Tränen fließen, erinnern sie sich an Persönlichkeiten wie Willi Brandt, Annemarie Renger, Herbert Wehner …
Wut kocht hoch, wenn ihnen Schlagzeilen wie „Kanzler in Kaschmir“ durch den Kopf gehen. Schröder. Der war sogar laut Spiegel seinerzeit der bedeutendste Kunde der Firma Brioni in Deutschland.
Auch Grüne und ehemals Super-Linke wie Joschka Fischer und Jürgen Trittin stiegen zu Zeiten ihrer Macht plötzlich von Turnschuhen und Karohemden auf stylisches Design um. – Kleider machen wohl doch Leute.
Politisch haben zwischen SPD und Grünen die Machtverhältnisse gewechselt. Im Bund massiv, im Land dramatisch. Bekam die SPD bei der Landtagswahl 2017 noch 31 Prozent der Stimmen, würde sie laut Infratest dimap aktuell (Stand 11/2019) nur noch 20 Prozent bekommen. Die Grünen hingegen würden von 6,4 Prozent auf 23 Prozent zulegen. Schon bei der Europawahl positionierten sie sich in Bad Honnef als zweitstärkste Kraft.
Nun stehen Kommunalwahlen an. Bei den Bad Honnefer Grünen hat die Fraktionsvorsitzende Dr. Gabriele Clooth-Hoffmeister ihren „Hut in den Ring geschmissen“. Bei der SPD ist Hoffnungsträger Guido Leiwig ausgestiegen. Ein Schock für die SPD. Oder vielleicht doch eine glückliche Fügung?
Beide Parteien wollen den amtierenden Bürgermeister Otto Neuhoff ablösen. Da liegt es nahe, nicht gegeneinander zu kandidieren, sondern sich gemeinsam auf die Kandidatur einer Persönlichkeit festzulegen – wie es in Königswinter geschehen ist, wo sich SPD, Grüne und die Königswinterer Wählerinitiative auf den Kandidaten Lutz Wagner verständigt haben.
Es wäre den Wählern schwer zu vermitteln, beim selben Ziel erst einmal miteinander zu streiten, um dann einheitlich in eine mögliche Stichwahl zu gehen.
Sicherlich wären die Sozialdemokraten bei den derzeitigen Machtverhältnissen (auch in Bad Honnef) gut beraten, die Chance, die ihnen Guido Leiwig – gewollt oder ungewollt – durch seinen Verzicht auf Grund beruflicher Veränderungen eröffnet hat, zu nutzen und klug und weise auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten. Auch wenn es weh tut. Es kommen bessere Zeiten. Oder wie heißt es: Der Weg ist das Ziel!
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