Bad Honnef – „Was ist eigentlich beim Bau einer Schule zu beachten?“ Das fragten sich die 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die der Einladung der CDU Bad Honnef gefolgt waren.
Es war eine illustre Runde aus Schulleitungen, Architekten, Kommunalpolitikern und Vertretern von Stadtverwaltungen aus Bad Honnef und der Region, die in der Aula des Haus Rheinfriedens zusammenkamen oder sich per Videolivestream über ihre Smartphones und Rechner zuschalteten. Sie alle folgten gebannt dem Vortrag von Dr. Karl-Heinz Imhäuser, Vorstand der Montag Förderstiftung aus Bonn und renommierter Experte für pädagogische Architektur sowie Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen im Bereich Schulbau und Inklusion.
Jonathan Grunwald, stellvertretender Vorsitzender des CDU-Stadtverbands und Initiator der Veranstaltung, machte eingangs deutlich, warum das Thema so wichtig ist, denn Bad Honnef stünde mit der notwendigen Erneuerung des Siebengebirgsgymnasiums vor einer der größten Investitionen der Stadtgeschichte. „Eine Herausforderung, aber auch eine Chance, „unser SIBI“ zu einer modernen und zukunftsfähigen Schule zu entwickeln, die nicht nur schicke Sanitäranlagen aufweist“, so Grunwald.
Annette Hillebrand, langjährige Elternvertreterin, erläuterte anschließend die spezifische Schullandschaft in Bad Honnef und die Problematik, dass seit vielen Jahren hohe Summen in die Reparatur des SIBI gesteckt würden, die Stadt aber dennoch um eine umfängliche Sanierung oder gar einen Neubau nicht herumkommen werde. „Da müssen Stadtrat und Verwaltung baldmöglichst eine zukunftsfähige Entscheidung treffen, dabei darf aber auch nichts übers Knie gebrochen werden“, so Hillebrand weiter, die sich bei der anstehenden Kommunalwahl selbst um einen Sitz im Stadtrat bewirbt.
In seinem lebhaften Vortrag erläuterte Dr. Imhäuser, dass man bei Schulen in sehr langen Lebenszyklen von 50 Jahren und mehr denken müsse. Das sei aktuell eine riesige Herausforderung, denn die Pädagogik unterliege einem extremen Wandel – Schule, wie wir sie aus den letzten Jahrzehnten kennen, sei passé, insbesondere habe das klassische Klassenzimmer ausgedient. An seine Stelle träten offene Lernlandschaften und Räume von variabler Größe und Nutzung. „Vieles, was wir von Schule kennen, ändert sich gerade rapide“, so Imhäuser. Man erkenne einen Wandel der Pädagogik: Weg vom klassischen Vormittagsunterricht (8 bis 13 Uhr) hin zur Ganztagsschule bis 16 oder 17 Uhr, oder sogar darüber hinaus, und die Digitalisierung ergänze Tafel und Pult durch digitale Tools, erweitere Lernwelten und eröffne völlig neue Möglichkeiten. „In einer „augmented mixed reality“ kann man ein Chemielabor auch rein virtuell betreiben“, schwärmte Imhäuser.
Auf großes Interesse stieß Imhäusers Empfehlung, Schulen als Quartiersmittelpunkt zu verstehen und schulische Infrastruktur (Säle, Räume, Cafeteria, Sportanlagen, Pausenhöfe und Plätze) auch außerhalb der Unterrichtszeiten als vielfältige Aktions- und Begegnungsmöglichkeiten für die Stadtgesellschaft zu nutzen. Anhand zahlreicher Pilotprojekte aus dem In- und Ausland veranschaulichte er, dass diese Ideen bereits erfolgreich umgesetzt werden, auch in unserer Region, z.B. im Projekt „Bildungslandschaft Altstadt Nord“ der Stadt Köln. Dies bestätigte auch Dr. Doris Bell, Moderatorin der anschließenden Diskussion in ihrer Eigenschaft als Elternvertreterin der erzbischöflichen Gesamtschule St. Josef, denn viele Ideen der Montag Stiftung und von Karl-Heinz Imhäuser würden nach Aussage des Schuldirektors Stefan Rost beim Neubau von St. Josef bereits aufgegriffen.
„Aber was kostet so etwas? Können wir uns das als Kommune überhaupt leisten?“, fragten die Zuhörer und bekamen die eindeutige Antwort: Ja! Imhäuser bestätigte, dass aus seiner Erfahrung innovative Schulbaukonzepte nicht teurer sind als herkömmliche Schulbauten. Seine Stiftung bietet interessierten Kommunen Unterstützung in Form eines Planungsbaukastens und begleitet auf Wunsch auch die Beteiligungsverfahren während der Planungsphasen. Eine gute Perspektive auch für Bad Honnef und das SIBI, so Michael Lingenthal, Vorsitzender der CDU Bad Honnef, der dem Referenten herzlich dankte und anregte, Imhäusers Ideen in den Stadtrat und in die Schulkonferenz zu tragen.
Wer die spannende Veranstaltung verpasst hat, kann die Videoaufzeichnung des Vortrags und der Diskussion auch weiterhin über die Facebook-Seite der CDU Bad Honnef abrufen.
Ein Beitrag der CDU Bad Honnef