Bad Honnef – Die Wirtschaftsförderung der Stadt Bad Honnef steht unter Erfolgsdruck. Der Rat kürzte den Etat um 50.000 EUR, die CDU wünschte die Vorstellung eines Konzepts, mit dem vor allem die Innenstadt wieder den Weg in ruhigere Gewässer findet. Der Leerstand ist alarmierend, das Interesse der Kunden lässt zu wünschen übrig, zukunftsweisende Konzepte, wie sie etwa in der Bonner Friedrichstraße oder anderen Kommunen umgesetzt werden, sind nicht bekannt.
In der letzten Sitzung des Hauptausschusses hat Wirtschaftsförderin Johanna Liel ihr Konzept vorgetragen (Honnef heute berichtete). Die Stadt gab dazu heute eine Pressemeldung heraus. Die beginnt mit dem Liel-Zitat: „Um erfolgreich zu sein, muss man vor allem hartnäckig an den Themen dranbleiben, kurzfristige Erfolge sind angesichts der komplexen Zusammenhänge selten“. Dabei müssten die Prioritäten immer wieder auch an aktuelle Entwicklung wie die Pandemie oder die Energiekrise angepasst werden.
Die Neuausrichtung der Wirtschaftsförderung 2015, die es bis dahin praktisch nicht gegeben habe, war und sei geprägt von der Nachbelegung der Tagungsstätten und der Stärkung der Innenstadt durch Schaffung der fehlenden Großflächenangebote für Vollsortimenter und Drogerie sowie der Verbesserung der digitalen Infrastruktur. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Stärkung der Infrastruktur, sowohl im Sinne des Strukturwandels im Einzelhandel als auch für den Tourismus.
Die Agenda sei umfangreich, so der PM-Text, die Wirtschaftsförderung habe viel und bereichsübergreifend zu tun. Aufgezählt werden: Gewerbe- und Unternehmensansiedlung, Förderung der bestehenden Unternehmen, Standortentwicklung mittels Standort- und Stadtmarketing, die Entwicklung der Innenstadt als soziales Zentrum. Die Übernachtungszahlen im Tourismusbereich seien wieder auf ein gutes Niveau gestiegen, die Verweildauer habe sich von 2,2 auf 2,6 Tage verlängert.
Zahlreiche aktuelle Beispiele ließen sich in der Innenstadt finden, die die ausgegebenen Ziele bestätigen würden. So seien die Bebauung am Saynschen Hof, die Nachfolge und Nachnutzung der Leerstände in der Innenstadt als Projekte angestoßen worden. Um dem Leerstand effektiv begegnen zu können, werde die Stadt nun einen Förderantrag einreichen. Liel: „Die Abgabe des Förderantrages ist vorbereitet. Erforderlich war die Bereitschaft der Eigentümer, die Leerstände zu besonderen Konditionen bereitzustellen, die erst einmal herbeigeführt werden musste. Jetzt sind wir soweit und nutzen diese große Chance.“
In der Pressemeldung sieht die Stadt die Gründung des Vereins „Lebendige Stadtmitte“ als großen Nutzen. Für Bürgermeister Otto Neuhoff sei das ein wesentlicher „Meilenstein“. Die Gemeinschaft der Immobilieneigentümer unter einem Dach schaffe z.B. gute Voraussetzungen für die Nachbelegung freier Ladenflächen und damit für eine attraktive Innenstadt.
Auch der fachliche Aufbau und die inhaltliche Pflege der Internetseite sowie die Präsenz in den sozialen Medien gehöre zur kommunalen Wirtschaftsförderung und Standortvermarktung. An der Resonanz auf das Informationsangebot könne man sehen, „dass Besucherinnen und Besucher ebenso wie die Bad Honnefer Wirtschaft die Entwicklungen aufmerksam verfolgen“.
Große Erfolge sieht die Wirtschaftsförderung bei der Nachbelegung der Tagungsstätten, was Impulse für die Innenstadtentwicklung gesetzt habe. Erwähnt wird die Nachnutzung des Commundo durch die Fortbildungsakademie für Finanzen NRW (FortAFin). Im kommenden Jahr soll, ebenfalls unter Vermittlung der Stadt, die Oberberg Privatklinik im ehemaligen Katholisch-Sozialen-Institut ihren Betrieb aufnehmen „und das Profil der Stadt als Gesundheitsstadt schärfen“.
Bürgermeister Otto Neuhoff hält die Bestrebungen, Großflächen für den Lebensmitteleinzelhandel als auch Wohnraum zu schaffen, für „so realistisch wie noch nie.
Als weitere Erfolge verbucht die Stadt die Neuansiedlungen von Wirtgen und Limbach Flugmotoren in Rottbitze. Ebenso habe sie „durch tatkräftige Unterstützung“ dazu beigetragen, dass Hitachi Energy und die Bamaka AG an Bad Honnef gebunden werden konnten.
Noch sei das Konzept der Wirtschaftsförderung ein Entwurf, heißt es in der PM. Die Erkenntnisse der weiteren Bearbeitung sowie weitere Projekte und Maßnahmen in den kommenden Jahren sollen in das Gesamtkonzept münden, das im Herbst verabschiedet werden soll.
Ach Herrje, das glauben die wirklich, oder? Diese völlige Fehleinschätzung erinnert an den völlig verblendeten Erich Honecker kurz vor dem Mauerfall. Wie es damals weiterging ist bekannt.
Hört sich ja nach blühenden Landschaften an. Da kann man sich zufrieden zurücklehnen.
Ich möchte auch etwas von dem Zeug haben, dass der Verfasser dieser Pressemitteilung genommen haben muss. Eine rosarote Brille allein reicht da nicht.
Da wollen wir mal hoffen, dass sich der Meilenstein nicht als Sargnagel entpuppt.