LeserInnenbrief

„Wo soll man denn hier in Honnef auch großartig anders hin?“

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„Grafenwerth ist der einzige Ort wo wir mit unseren Freunden mal abschalten können. Es ist gut, dass die Stadt uns diesen Ort, so wie er ist, bietet!“

„Schade, dass die Insel immer nur für Rheinspaziert und Rhein in Flammen genutzt wird um den Bürgern mal ein gemeinsames Event zu bieten.“

Das sind ein paar Beispielsätze, die ich von nicht nur einzelnen Personen häufig höre, wenn ich auf der Insel Grafenwerth meine Runden drehe. Nach zwei Jahren (!) Social Distancing und Pandemieleben wundert mich der Hunger der Bürger nach Angeboten auf der Insel umso weniger als vorher. Schließlich habe auch ich den größten Teil aller Sommer seit meiner Jugend hier verbracht und jährlich darauf hingefiebert endlich wieder ein bisschen Kultur in meiner Stadt zu erleben!

Als Musiker blutet mein Herz wenn ich mir nun anschauen muss wie unprofessionell und ignorant gegen sämtliche Kulturangebote auf unserer Insel vorgegangen wird.
Mehr als 2 Jahre lang wurden die Konzerte von u.A. Nick Mason (Ex-Pink Floyd), Patty Smith, Andreas Vollenweider und Colin Pütz nun aufgeschoben und mit „Vorfreude ist die schönste Freude“ in vielerleuts Kalender eingetragen.

Jetzt auf der Zielgerade beschließt Herr Achim Baumgartner, Sprecher der BUND-Gruppe Rhein-Sieg, mal einfach so für das Thema Kunst und Kultur eine No-Go-Area aus der Insel zu machen!

„Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen seien dort grundsätzlich nicht zugelassen.“ (siehe Generalanzeiger, 11.5.22)
Hab ich da was verpasst? Als ich die letzten Male dort auf der Bühne stand hat’s ja auch irgendwie funktioniert ohne das die Vogelnester aus den Bäumen fallen (von den Besucherzahlen des Freibades mal ganz abgesehen).

Und da waren die Konzerte nicht einmal bestuhlt für ein ausgewähltes Klientel, das bei einer Beschallung von 100db (siehe bund-rsk.de, Beitrag vom 27.5.22) das Konzert vermutlich freiwillig verlassen hätte!

So schön es auch wäre, aber Honnef ist nicht Wacken und die Veranstalter wissen das besser als Herr Baumgartner.

Das Gefühl, das hier vermittelt wird geht vielmehr in die Richtung, dass auch in Zeiten des Krieges Kultur „grundsätzlich nicht zulässig sei“.
Aber Hauptsache das Gymnasium Nonnenwerth muss dem Kapitalismus weichen, ohne dass sich dort eine Umweltfrage gestellt wird!

Der „Wunschtraum“ von Herrn Baumgartner ist ein unverschämter Eingriff in die Kunstfreiheit und richtet den Schaden nicht in der Umwelt sondern in der, von Corona schon gezeichneten Veranstaltungsbranche, bei Musikern, Cateringkräften, gemeinnützigen Vereinen wie dem Stadtjugendring Bad Honnef und nicht zuletzt bei den Bürgern Honnefs an. Und sind wir ehrlich:
Die Insel folglich zu einem Naturschutzgebiet zu machen und jeden Aufenthalt zu behindern wird auch an der einen oder anderen unaufgeräumten Parkbank nichts ändern!

Nach all den Jahren, die die Insel bereits an Besucherdruck erfahren hat und nach den zuletzt getätigten Bauarbeiten darf man davon ausgehen, dass sich die Natur an die Menschen gewöhnt hat. Hier werden schließlich keine Ölbohrungen durchgeführt.
Es wird regelmäßig gemäht, es werden Bäume gepflegt, es finden privat organisierte Aufräumaktionen statt. Honnef ist umgeben von Naturschutzgebieten und hat somit mehr als genug Ausweichfläche.

Die Insel Grafenwerth ist und war schon immer ein wichtiges Kulturzentrum der Stadt! Und das hat sie auch zu bleiben.

Kümmert Euch doch lieber mal um Nonnenwerth!

Linus Grün, Bad Honnef

1 Comment

  1. Lieber Linus Grün, danke sehr, Sie schreiben mir aus dem Herzen. Es hat den Anschein, dass sich der Sankt Augustiner Hr. Baumgartner zur Lebensaufgabe gemacht hat, den Honnefern die Insel zu verleiden. Ich habe in der Vergangenheit oft für den BUND gespendet, dies werde ich definitiv nicht mehr tun.
    Es wäre wirklich sehr schade, wenn die Konzerte nicht stattfinden können.

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