Ist der Bürgerentscheid am 6. Januar 2019 über das Planungsvorhaben „Neues Wohnen“ auch für die Wähler in Aegidienberg und in den zwölf dazugehörenden Ortsteilen von Interesse? „Auf jeden Fall“, sagt Guido Oberhäuser, Initiator der Gemeinschaft Lebendiges Honnef und fügt hinzu: „Die Wähler sollten sich nicht davon beirren lassen, dass im Januar über den Fortgang der Planung um eine mögliche Wohnbebauung in der Bad Honnefer Tallage entschieden wird. Diese Frage geht uns alle an und betrifft auch die Bürgerinnen und Bürger in den höher gelegenen Stadtteilen. Schließlich leben wir alle in einer Stadt.“
Letztlich gehe es bei dem Bürgerentscheid um die Frage, ob die Stadt Bad Honnef insgesamt offen sei für Einwohnerwachstum und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, der den Verbleib und den Zuzug junger Familien überhaupt erst möglich mache. Mehr Einwohner bedeute auch mehr Steuereinnahmen, beispielsweise mehr Kunden für den Nahversorger Bad Honnef AG und eine bessere Auslastung der städtischen Infrastruktur, hebt die Gemeinschaft in einer Stellungnahme hervor. Dies alles würde sich zugunsten der Einwohner in allen Stadtteilen auswirken.
Zur Entscheidung stehe darüber hinaus auch die Frage, ob die weitere Stadtentwicklung mit der Ausweisung von zusätzlichem bezahlbarem Wohnraum vorrangig in den Höhenlagen stadtfindet oder gerecht und gleichmäßig auf das gesamte Stadtgebiet, also auch auf die Tallage, verteilt wird, so die Gemeinschaft Lebendiges Honnef. Zwar sei der jüngst erfolgte Neubau von sechs Mehrfamilienhäusern durch die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GWG in Aegidienberg durchaus zu begrüßen. Doch gerade deswegen sei es „nicht hinnehmbar, dass schon allein die Prüfung, ob zusätzlicher Wohnungsbau auch im Tal möglich ist, von einer hauptsächlich von Anwohnern getragenen Initiative verhindert wird. Hier geht Gemeinwohl vor Eigennutz“, sagt Oberhäuser.
Vielmehr brauche ganz Bad Honnef zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum, um die dringend benötigte Verjüngung der Einwohnerschaft voranzutreiben. Bereits jetzt drohe aufgrund der demografischen Entwicklung eine Verödung der Innenstadt. Schulen, Kindertagesstätten, Vereine und weitere städtische Einrichtungen, wie zum Beispiel die Musikschule und die Bücherei, seien bei weiter rückläufigen Schülerzahlen in ihrem Bestand gefährdet, heißt es in einer Erklärung der Gemeinschaft.
„Bad Honnef bleibt eine Stadt im Grünen“, betont Gerlinde Neuhoff. Die Mitstreiterin der Gemeinschaft Lebendiges Honnef hebt hervor, dass die Planung nicht, wie häufig vermutet, den als Park gestalteten Stadtgarten betrifft, sondern eine weiter nördlich gelegene und weitestgehend verwilderte Brachfläche. In jedem Fall aber bleibe es dabei, dass Bad Honnef zu 60 Prozent aus Wald bestehe, so Neuhoff.
Zusätzlicher Wohnraum in zentrumsnaher Tallage habe darüber hinaus den Vorzug kurzer Schul- und Arbeitswege. Statt mit dem Auto könnten Schulen, Arbeitsplätze und Geschäfte mit dem Rad oder zu Fuß erreicht werden, sagt Neuhoff. Luftverschmutzung durch Abgase und Feinstaub werde so vermieden. Darüber hinaus biete das Grundstück zwischen dem Stadtgarten und der Straße Am Spitzenbach eine ideale Anbindung an die Stadtbahn-Linie 66. „Es ist also aus ökologischen Gründen und auch unter dem Aspekt einer gleichmäßigen Stadtentwicklung zu begrüßen, dass Wohnungsbau nicht nur für die Berglagen oder den Honnefer Süden angedacht wird“, stellt Neuhoff fest.
Beim Bürgerentscheid geht es konkret um die Frage, ob der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan „Neues Wohnen Alexander-von-Humboldt-Straße/Am Spitzenbach/B 42“ aufgehoben werden soll. Gibt es eine Mehrheit für „Ja“, ist der Planungsprozess für den möglichen Bau von neuen bezahlbaren Wohnungen unmittelbar gestoppt. Die „Gemeinschaft Lebendiges Honnef“ wirbt daher für ein „Nein“. Nur damit wird ein Planungsstopp verhindert und nur dann kann geprüft werden, ob und unter welchen Bedingungen Wohnungsbau auf dem Gelände nördlich des Stadtgartens in Frage kommt. „Bereits jetzt ein Stoppschild aufzubauen, bevor alles gründlich recherchiert ist, das wäre grob fahrlässig“, betont Guido Oberhäuser, Initiator der Initiative.
Text und Foto: Initiative “Lebendiges Bad Honnef”
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