Bad Honnef – Jahreswechsel! Viele werden das neue Jahr mit guten Vorsätzen beginnen. Vielleicht möchten manche mit dem Rauchen aufhören, weniger in die Vorurteilsfalle tappen oder wirklich ihren Nächsten mehr Liebe schenken. Mit das Beste, was gelingen könnte, wäre sich von Facebook zu verabschieden oder von Twitter und Co. Die Zukunft wird so herausfordernd sein, dass wir uns auf solchen Kommunikationsirrwegen nicht länger bewegen sollten.
Vor uns liegt eine existenzielle Entscheidung: Demokratie oder Diktatur – Freiheit oder Unterdrückung. Die Entwicklung in der Ukraine ist diesbezüglich wegweisend.
Wir werden uns aber auch mit der technischen Entwicklung auseinandersetzen müssen, die unser Leben gravierend beeinflussen wird: künstliche Intelligenz.
KI befähigt Maschinen dazu, mit menschenähnlicher Intelligenz zu verstehen, zu handeln und zu lernen. Nun denken wir einmal an die Intelligenz von D. Trump, J. Bolsonaro, W. Putin und ähnlichen Subjekten. Bekommen Sie auch Angst?
Bei der Staatenethik ist immer die Rede von Freiheit und Gleichheit. Sogar in der Verfassung der russischen Föderation stehen Floskeln wie … die Rechte und Freiheiten des Menschen, den inneren Frieden und die Eintracht bekräftigend, die historisch entstandene staatliche Einheit wahrend, ausgehend von den allgemein anerkannten Prinzipien der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker …
Warum klappt es nicht mit den Rechten und der Freiheit, dem inneren Frieden und der Eintracht – und das nicht nur in Russland? Am Ende bestimmen die Mächtigen. Am Ende regiert das Geld.
Wir wissen, dass der Kapitalismus, also das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das auf Gewinnmaximierung, auf Wachstum basiert, gescheitert ist. Die Gesellschaften müssen sich ernsthaft um Alternativen bemühen – wenigstens um Updates.
Und das alles kann durchaus im Kleinen beginnen. In der Kommune. Würde man beispielsweise alle Entscheidungen am Nutzen für die Umwelt und das Gemeinwohl orientieren, käme man im Großen dem Anspruch von Freiheit und Gleichheit vermutlich näher, als das bisher der Fall ist.
Das hört sich einfach an. Ist es natürlich nicht. Aber gedanklich ein Anfang. (Hh)
„Gemeinwohl-Ökonomie“ (GWÖ) – Eine mögliche Lösung?
Von Heino Gröf
„Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ So steht es geschrieben in unserer Verfassung, dem Grundgesetz (Artikel 14 Abs. 2). Man glaubt es kaum. Und so steht es übrigens auch in den allermeisten nationalen Verfassungen dieser Erde.
80 qm Wohnfläche, zum Preis von 500.000 €. Knapp das 700-fache übersteigt ein Manager-Gehalt heute das durchschnittliche Einkommen abhängig Beschäftigter. Wasser wird knapp. Die Privatisierung macht das Bahnfahren, die Nutzung von Energie, das Telefonieren teurer.
Willkürlich ausgewählte Beispiele aus unser aller Alltag. Jeder kennt das.
In der Theorie des Wirtschaftens werden seit einigen Jahren allerdings zunehmend mehr Stimmen laut, die ein Umdenken, ein modifiziertes Wirtschaftssystem fordern. Zusammengefasst lauten die Denkmodelle dieser Ökonomen: weniger Rendite, oberste Priorität soll das Gemeinwohl sein.
Eines, vielleicht das interessanteste Modell ist die „Gemeinwohl-Ökonomie“ (GWÖ), entwickelt von Prof. Christian Felber (Österreich).
Ihr Ziel ist es, von einer kapitalistischen, auf Wachstum und Profit ausgerichteten Wirtschaftsweise zu einem ökonomischen Modell zu kommen, bei dem das Gemeinwohl an erster Stelle steht.
Das Hauptinteresse ist es, die Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt durch rein profitorientiertes Wirtschaften zu beenden. Wichtiger als das Wachstum sollen Schutz und Erhalt unseres Planeten, der Menschenwürde und eines friedlichen Zusammenlebens auf demokratischer Basis sein.
Utopie? Spinnerei? Wohl kaum. Immerhin wächst die Zahl der Unternehmen und Kommunen in Deutschland, so aktuell die Stadt Köln, die GWÖ-zertifiziert sind, rasant an. Selbst die Europäische Kommission hat einen sog. „letter of intent“ verabschiedet und prüft die GWÖ-Auditierung von Teilen ihres Haushaltes.
Honnef heute wird in einer kleinen Serie dieses Wirtschaftskonzept vorstellen. Was heißt „Gemeinwohl“? Sollen Unternehmer künftig keine Gewinne mehr machen dürfen? Wie wird ein solches unternehmerisches Wirtschaften gesteuert und kontrolliert? Dazu mehr in den nachfolgenden Ausgabe.