Sehr geehrte Damen und Herren,
angesichts der in Teilen der Medien geradezu überschwänglichen Berichte über die geheimnisvolle neue „Dachmarke“ von Bad Honnef möchte ich nochmals einen Aspekt in Erinnerung bringen, der etwas in den Hintergrund zu treten scheint: die geplante „Ergänzung“ des historischen, offiziellen Stadtwappens um ein Herz.
Ich empfinde es als bemerkens- und bewahrenswert, dass „meine“ Stadt über ein Identifikationsmerkmal verfügt, das seit Jahrhunderten in seinen Kernelementen unverändert die Zeitläufte überdauert hat. Als historisch interessiertem Menschen ist es für mich großartig zu sehen, wie sich die Kontinuität der Stadtgeschichte durch die Symbolik des von Johann I. von Löwenburg im 13. Jahrhundert erstmals geführten Wappens mit dem rot-silber geschachteten Schild und dem fünflätzigen, blauen Turnierkragen nachvollziehen lässt. Bad Honnef kann stolz darauf sein, ein historisch fundiertes Wappen zu haben – und kein künstliches Phantasieprodukt, wie manch andere Stadt. Dabei sei bemerkt, dass die in diversen Beiträgen zitierten, angeblich vielfachen Veränderungen des Stadtwappens in der Vergangenheit nie dessen Kern antasteten. Dies lässt sich z.B. deutlich am Portal des 1894/95 erbauten Alten Rathauses nachprüfen.
Hinzu kommt, dass mir trotz meines Marketing-Hintergrunds unklar ist, warum eine Stadtmarketing-Kampagne die gleichzeitige und dauerhafte Änderung eines historisch begründeten Stadtwappens erforderlich machen sollte. Die Stadt Köln wirbt für sich beispielsweise effektiv und professionell mit dem Symbol der stilisierten Doppelturmfassade des Doms – und führt daneben in Bewahrung ihrer Geschichte das bei Stadt, Bürgerschaft und Vereinen verankerte und ebenfalls im Mittelalter begründete Wappen mit 3 Kronen und 11 schwarzen Flammen. Es bedarf meiner Überzeugung nach keiner großen Phantasie um sich auszumalen, welche Reaktionen es bei den Kölnern auslösen würde, wenn jemand „ihr“ Wappen zugunsten einer „emotional aufgeladenen“ Marketing-Kampagne dauerhaft verändern und eine der Kronen durch ein Herzchen ersetzen wollte. Freuen würden sich vermutlich nur die Düsseldorfer – über ein schönes Thema für die nächste Karnevalssession.
Über die Sinnhaftigkeit, Wirkungskraft und Kosteneffizienz der märchenhaft-emotional angelegten Dachmarkenkampagne für Bad Honnef wird zu urteilen sein, wenn das ganze Märchen erzählt ist. Die Perspektive eines Herzchens im offiziellen Wappen „meiner“ Stadt ist mir persönlich jedoch etwas zuviel der „Emotionalität“…
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Alfter