Otto Neuhoff ist jetzt Bürgermeister – Bürgermeister der Herzen. Anders ist es nicht zu erklären: Der beste lokale Berufspolitiker, Sebastian Wolff, kam erst gar nicht in die Stichwahl. Der neutralste, Guido Leiwig, hatte gestern keine Chance gegen ON. Die Wahlkampfthemen waren bei allen Kandidaten sehr ähnlich. Woran soll der eindeutige Entscheid sonst gelegen haben – wenn nicht am guten Gefühl?
Ihre Dialog-Strategie, Herr Neuhoff, war der eigentliche Knaller. Natürlich wird im Alltag Ihre Vision der Kommunikation schnell an Grenzen stoßen. Aber dem Honnefer gefällt das, wenn ihm jemand zuhört. Und körperlich waren Sie beim Volk wesentlich präsenter. Hier zeigte sich beim routinierten Berufspolitiker Wolff und dem „zugezogenen“ Leiwig die Distanz zu Wählerin und Wähler. Natürlich scheuten auch die nicht den persönlichen Kontakt. Kamen aber emotional offensichtlich nicht so an.
Und Sie tauchten immer mit einer großen Gruppe von Wahlhelfern auf. Auch so etwas macht Eindruck. Das ist etwas anderes, als alleine oder zu zweit an Haustüren zu klingeln. Als Wähler hat man den Eindruck: Da sind welche, die wollen etwas bewegen.
Subjektiv litt im Wahlkampf vor allem die SPD unter einem nicht überzeugenden Gemeinschaftsgefühl. Und dass die CDU gespalten ist, wurde in der letzten Woche aufs Neue demonstriert.
Warum wurden Sie eigentlich Kandidat, Herr Neuhoff? Wollten Sie ursprünglich wirklich Bad Honnef retten? Sie haben einen guten Job und nagen auch nicht am Betteltuch. Bei Ihren vielen Unterstützergruppen liegt es nahe anzunehmen, dass Sie als Parteiloser für den Job interessiert wurden, in Bad Honnef etwas zu bewegen. Denn mit den Parteien hat es hier nie so richtig geklappt. Meistens wg. Klüngel.
Der wird wahrscheinlich ihre größte Herausforderung sein.
Sie sind Bad Honnefer, sind hier geboren und haben sich als hunffsches Stallkind positioniert. Haben mit dem die Grundschule besucht, mit dem Abitur gemacht, mit dem in der Band gespielt. Schon gestern Abend beim Händeschütteln erinnerten sich einige, dass sie mal mit Ihnen Weißt Du noch …? gespielt haben.
In Bad Honnef gibt es einflussreiche Interessengruppen. Die werden in Zukunft nicht nur Ihre Bäd Honnef-Konzerte öfter besuchen, sondern gleichfalls den Lobbyraum im Rathaus.
Auch das kränkelnde Rathaus leidet ja nicht an nicht vorhandener Fachkompetenz. Da arbeiten sogar ganze Familien- und Freundschaftsdynastien, die richtigerweise nur eines im Sinn haben: Bad Honnef soll eine familienfreundliche Stadt sein.
60 Prozent von 40 Prozent der Bad Honnefer Wahlberechtigten trauen Ihnen zu, mit diesen Umständen sensibel und erfolgreich umzugehen. Nun steigen Sie ein ins Boot, denken Sie daran, dass man Geld nicht essen kann und sorgen Sie für eine einzigartige Lebensqualität in Bad Honnef. Denn nur wer sich vom Einerlei abhebt, wird auch hinter den sieben Bergen wahrgenommen. So gesehen: Bleiben Sie Bäd Honnef.