Bad Honnef – Die Insel Grafenwerth ist sicherlich eine der größten Attraktionen, die die Stadt Bad Honnef zu bieten hat. Zurzeit wird sie für viel Geld aufgehübscht. Der Biergarten erlebt (hoffentlich) in diesem Jahr eine Renaissance und das schönste Schwimmbad der Region freut sich auf die ersten Gäste. Wegen Corona verzögert sich allerdings der Saisonstart.
Zu verdanken hat die Stadt den Erwerb der Insel maßgeblich dem damaligen Bad Honnefer SPD-Mitglied Engelbert Kickel, ehemaliger Honnefer Weingutsbesitzer. Kickel schaffte es dank seiner Beziehungen, die Insel der damaligen preußischen Staatsregierung für 300.000 Mark abzukaufen. Ab dem 1. April 1921 ging sie in den Besitz der Stadt über. Ein Baum mit einer kleinen Tafel auf der Insel erinnert noch heute an die für die Stadt bedeutende Leistung des Sozialdemokraten.
Dem SPD-Ortsverein Bad Honnef, der im letzten Jahr sein 100-jähriges Bestehen feierte, verdankt die Stadt aber nicht nur diese prägende Errungenschaft. Die Sozialdemokraten wirbelten seinerzeit das eingesessene Bürgertum, die Unternehmer, die katholische Kirche und die örtliche Presse ordentlich durcheinander, spielten nach dem Krieg eine wichtige Rolle beim sozialen Wohnungsbau, holten in dem schwarz geprägten Siebengebirgsstädtchen zum ersten Mal Mehrheiten in Wahlkreisen und lösten mit Wally Feiden die CDU-Vorherrschaft im Rathaus ab.
Der folgende Beitrag erschien anlässlich des 90jährigen Bestehens des SPD-Ortsvereins Bad Honnef in der Jubiläumsfestschrift:
„Männer und Frauen jeden Standes, die unserer Partei beitreten wollen, sind herzlich willkommen“, so stand es Anfang Februar 1919 in einer Anzeige der Honnefer Volkszeitung. Zum ersten Mal lud die Sozialdemokratische Partei Deutschlands in Honnef zu einer Mitgliederversammlung ein, zu Hüning am Markt, das heutige Lokal unter der Adresse Markt 3. Die Versammlung fand am 11. Februar 1919 statt. Gut zwei Wochen später wurde dem Bürgermeisteramt mitgeteilt, dass eine Ortsgruppe Honnef der Sozialdemokratischen Partei gegründet worden sei. Unterzeichnet war diese Meldung vom Honnefer Weingutsbesitzer Engelbert Kickel. Und nur einen Tag später fand erneut eine Mitgliederversammlung statt, dieses Mal offiziell einberufen von der SPD.
In kurzen Zeitabständen mussten wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die junge SPD-Ortsgruppe musste Kandidaten und Kandidatinnen für die bevorstehende Stadtverordnetenwahl am 6. April aufstellen. Die HVZ empfand die Sozialdemokraten unverändert und unvermindert als Gefahr für das Land, musste aber die Anzeigen der SPD wohl oder übel abdrucken. Ihre politischen Sympathien schenkte die Lokalzeitung dem katholischen Zentrum und warnte im redaktionellen Teil davor, dass die Honnefer Sozialisten die Besitzenden bekämpfen würden. Das mutete seltsam an, standen doch auf der Kandidatenliste auf Platz eins Weingutsbesitzer Kickel und auf Platz zwei der Möbelfabrikant Niedecken.
Das Wahlergebnis konnte sich sehen lassen: 22,5 Prozent. Kickel war es übrigens zu verdanken, dass im April 1921 von der Stadt die Insel Grafenwerth, die einst königlich-preußische Domäne war, erworben werden konnte. Wäre Kickel ein Zentrumsmann gewesen, dann hätte die Stadt Honnef gewiss schon lange dafür gesorgt, dass die Bürger und Bürgerinnen an diesen verdienstvollen Mann erinnert werden.
In den zwanziger Jahren hatte Honnefs SPD es nicht leicht. Zum einen gab es eine festgefügte, unüberwindbare Phalanx aus eingesessenem Bürgertum, den Unternehmern, der katholischen Kirche und der örtlichen Presse. Hinzu kam, dass auch Honnefs SPD nicht unberührt blieb von der Zersplitterung der Linken in SPD, USPD, KPD und andere Gruppen.
Das schlug auch auf die Wahlergebnisse durch. Die SPD versank in der Bedeutungslosigkeit. Zunächst profitierten die Kommunisten von dieser Entwicklung. Zu Beginn der 30er Jahre erzielten dann auch die Nationalsozialisten ein eindrucksvolles Ergebnis. Aber auch noch bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 behauptete das Zentrum seine führende Position in Honnef. Vier Monate später lief die Zentrumsfraktion geschlossen zur NSDAP-Fraktion über, gewiss einer der schwärzesten Tage der Honnefer Stadtgeschichte.
Die Wiedergründung der Honnefer SPD nach dem Zweiten Weltkrieg ist eng mit den Namen Hans Liebig und Gottfried Lüning verknüpft. Es war praktisch eine Neugründung, denn es gab kaum personelle und organisatorische Anknüpfungspunkte an die Vorkriegszeit. Bei den ersten Kommunalwahlen am 15. September 1946 erreichte die SPD 11,6 Prozent. Honnef wählte überwiegend konservativ. Die SPD im Stadtrat setzte sich vor allem für den sozialen Wohnungsbau ein, engagierte sich aber auch bei allen anderen Themen der Lokalpolitik. Und schon Anfang der 50er Jahre zählte dazu die Verkehrssituation auf der Hauptstraße und der Linzer Straße.
Bei den Kommunalwahlen 1956 konnte die SPD ihren Stimmenanteil verdoppeln. Sie wurde zweitstärkste Partei in Honnef. Die Kommunalwahlergebnisse der nächsten Jahre stabilisierten sich im Bereich zwischen 23 und 30 Prozent. Die Aktivitäten der Honnefer SPD in den 60er Jahren waren oft Gesprächsstoff in der Stadt. Bei einem Prominenten-Fußballspiel traten die Weltmeister von 1954 Fritz Walter, Toni Turek, Werner Liebrich und Mitglieder der Münchner Lach- und Schießgesellschaft gegen eine Altherren-Mannschaft des HFV an. Am Abend gastierten dann die populären Kabarettisten aus München im Kursaal.
Als sich 1969 Honnef und Aegidienberg vereinten und sich die Gemeinde fortan Bad Honnef nennen durfte schlossen sich auch die beiden SPD-Ortsvereine zusammen. Da die lokalpolitischen Interessen des Bergteils der Stadt andere waren als die im Tal bildete sich ein parteiinterner Arbeitskreis Aegidienberg, der diesen Problemen fortan Rechnung trug. In der größer gewordenen Stadt, auch unter dem Einfluß der bundespolitisch gestärkten SPD, gelang den Honnefer Sozialdemokraten am 9. November 1969 ihr bisher bestes Wahlergebnis: 31,3 Prozent. Bei dieser Wahl zeigte sich auch, dass es der Honnefer SPD sehr wohl gelingen konnte Wahlkreise auch direkt zu erobern. Das gelang 1969 Helmut Schubert und Brigitte Meyer auf der Heide.
Um die Stadtpolitik aber unmittelbar zu beeinflussen reichte auch dieser Zuwachs an Stimmen nicht aus. Der SPD blieb nur die Oppositionsrolle. In dieser Rolle engagierte sie sich für die Erhaltung des Honnefer Ortsbildes, protestierte aber auch und das unter beachtlichem Zuspruch der Honnefer Bevölkerung gegen die brutalen Putschisten in Chile. Im Weinhaus Steinbach trat Isabel Allende, die Tochter des ermordeten Präsidenten, auf. In den Jahren darauf musste sich die Honnefer SPD mit zahlreichen Themen auseinandersetzen, die der damals von CDU-Bürgermeister Kayser und seiner Ratsmehrheit regierten Stadt lange nachwirkende Probleme bescherten: das Ende des Kurbetriebs etwa, aber auch der Neubau des Rathauses, der die finanziellen Möglichkeiten der Stadt mehr als nur strapazierte.
1994 stellte die Honnefer SPD zum ersten Mal eine Frau als Spitzenkandidatin bei den Kommunalwahlen auf: Wally Feiden. Sie hat in den darauf folgenden Jahren das Erscheinungsbild der Honnefer SPD stark geprägt. Im Anfang als Vizebürgermeisterin, dann zum Entsetzen der CDU – seit 2004 als Bürgermeisterin. In einer Stichwahl ließ sie mit knapp 53 Prozent dem amtierenden CDU-Bürgermeister Peter Brassel keine Chance. Gegen viele Widerstände der bürgerlichen Parteien und einiger Splittergruppen im Rat der Stadt Bad Honnef behauptete sich die Sozialdemokratin Wally Feiden vier Jahre später im Herbst 2008 erneut gegen ihre politischen Gegner, die CDU-Kandidatin Nasner und den vorgeblich unabhängigen Schaaf. Das spricht für die Qualitäten der Honnefer Bürgermeisterin, aber es zeigt auch, dass wie noch vor 90 Jahren die Bürger und Bürgerinnen von Bad Honnef nicht mehr die Straßenseite wechseln, wenn sie eines Sozialdemokraten oder einer Sozialdemokratin ansichtig werden. Auch in Bad Honnef hat sich die SPD ihren Platz erkämpft: als Impulsgeberin zukunftsweisender Politik stets mit klarem Blick für die sozialen Themen in unserer Stadt. Auf ihre Erfolge kann sie stolz sein.“