Bad Honnef – Erst vor einem Monat meinte Bürgermeister Otto Neuhoff, Bad Honnef sei nicht die Bronx. Damit kommentierte er positive Berichte der Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa zur Polizei- und Kriminalstatistik Bad Honnefs. Er könnte Unrecht haben.
Zumindest was Grafenwerth angeht. Das historische Fleckchen ist schon lange nicht mehr die Insel der Glückseligkeit. Vandalismus, Drogen, Dreck, Lärm – fast täglich gehen Hinweise ein, dass wieder etwas kaputt gemacht wurde, Mülleimer ausgeschüttet, Dixi-Klos umgekippt wurden. Vor wenigen Wochen wurde gleich zwei Mal ein Anleger der Personenschifffahrt gelöst und die Scheibe eines Fahrkartenhäuschens ging zu Bruch. Am schlimmsten allerdings war die Schändung eines Ahornbaums, wenige Meter entfernt vom Biergarten. Unbekannte schnitten die Rinde ab, sodass er gefällt werden musste.
Freitagnacht eskalierte die Situation dermaßen, dass die Polizei mit einem großen Aufgebot die Ordnung wieder herstellen musste. Nach Auskunft der Wache Ramersdorf randalierten Jugendliche, gegen vier Teilnehmer wurde Strafanzeige gestellt.
Mittlerweile werden immer mehr Informationen von Zeugen bekannt. Glaubt man ihnen, war die Situation auf der Insel und an der Endhaltestelle alles andere als harmlos. Es soll sich demnach um eine organisierte Geburtstagsfeier gehandelt haben. Ein „Veranstalter“ hätte im Vorfeld angekündigt, es würden Getränke im Wert von 2500 EUR ausgegeben, so Zeuge Harald B. (Name geändert). Gegen 23 Uhr sei die Lage angespannt gewesen, mehrere Gruppen hätten sich beschimpft und damit begonnen, sich gegenseitig zu schubsen.
[the_ad id=“111078″]
Nach Angaben von B. kam zunächst eine halbe Stunde nach Mitternacht eine Polizeistreife auf die Insel. Sie sei von Jugendlichen mit Flaschen beworfen und beschimpft worden. Ein Rollstuhlfahrer hätte den Kofferraum des Streifenwagens geöffnet und sei dann wieder weggefahren. Die Szene wird in einem Video wiedergegeben. Dort wird dokumentiert, dass diese Tat unter dem Gejohle der umstehenden Jugendlichen stattfand.
Etwa 20 Minuten später sei ein großes Polizeiaufgebot auf der Insel erschienen. Laut B. sollen etwa zehn Fahrzeuge auf die große Inselwiese gefahren sein. An anderer Stelle ist von 20 bis 25 Fahrzeugen die Rede. Sie hätten mit Scheinwerfern den Platz abgeleuchtet. In der Folge seien die Jugendlichen mit den Fahrzeugen von der Insel gedrängt worden. Im Bereich der Stadtbahn hätte es weitere Kontrollen gegeben.
Die Darstellung des Vorfalls wird weitestgehend durch Handyvideos, die „Honnef heute“ zur Verfügung gestellt wurden, bestätigt. Sowohl die Provokation des Rollstuhlfahrers ist dort zu sehen, als auch der Flaschenwurf auf ein Polizeiauto. In einem Facebook-Video wird die starke Verschmutzung eines Teilbereichs der Insel gezeigt, die vermutlich mit den nächtlichen Ereignissen im Zusammenhang steht.
Ob es eine Verbindung zwischen diesem und anderen Vorfällen in der letzten Zeit auf der Insel gibt, vermochte die Polizei nicht zu sagen. Eine Beurteilung der Stadt aufgrund der aktuellen Vorkommnisse liegt Honnef heute noch nicht vor.
Am Samstag soll es erneut zu einem Polizeieinsatz auf der Insel gekommen sein. Nähere Informationen liegen dazu ebenfalls noch nicht vor.
Ironie des Schicksals: Erst Freitagmorgen fand im Bonner Polizeipräsidium eine Veranstaltung unter dem Titel „Respekt-Bonn/Rhein-Sieg!“ mit dem Comedian Tom Gerhardt statt. „Hausmeister Krause“ forderte dabei mehr Respekt für die Mitarbeiter von Polizei, Feuerwehr, Ordnungsamt und Technischem Hilfswerk (THW).