Die Medien zeigen in Zeiten von Corona ein Bild einer gebrechlichen älteren Generation, welche der Fürsorge bedarf, am Rollator geht oder im Rollstuhl sitzt. Kurzum: Es wird ein Bild geschaffen, dass es sich bei den Alten um den senilen, debilen, vulnerablen Teil der Gesellschaft handelt.
Welch ein Bild! Gewiss, für eine kleine Gruppe zumeist der Hochbetagten treffen diese Bilder zu. Aber 91% der Alten, der über 60-Jährigen, leben in ihren eigenen vier Wänden und nicht im Pflegeheim. Viele stehen noch voll im Berufsleben und tragen vor allem durch ehrenamtliche Arbeit zum Gemeinwohl bei. Andere sind überaus aktiv, reisen, betreiben Sport, haben endlich genug Zeit für ihre Hobbys. Die Gruppe der Alten ist so wenig homogen, wie die Gruppe der unter 20-Jährigen.
Es gibt eine Verjüngung des Alters. Während unsere Großeltern mit 70 wirklich alt und ausgelaugt waren und am Ende ihrer statistischen Lebenserwartung – sie hatten zwei Kriege und Notzeiten erlebt –, sind die heute 70-Jährigen dagegen größtenteils fit und gesund, sie sind leistungsfähig und leistungswillig. Viele wollen gar nicht in Rente gehen, sie wollen und können weiter arbeiten. Das Älterwerden hat sich gewandelt – die Alten sind die Best-Ager.
In Bad Honnef ist ein knappes Drittel der Bevölkerung über 60 (bundesweit ca. ¼), ihre durchschnittliche Lebenserwartung beträgt weitere gut 20 Jahre – Tendenz steigend.
Kurzum: Das Image des Alters hält nicht Schritt mit der Wirklichkeit des Alters, sondern ist weiterhin von Senilität und Debilität geprägt.
Es wird beklagt, dass die Stadt überaltert ist, doch es wird Zeit den demographischen Wandel zu akzeptieren und die Politik daran auszurichten.
Wir müssen unsere Stadt demographiefest machen. Die Demographie zeigt eine Zunahme der Alten und ein Negativ-Wachstum der Jungen. Die Bevölkerungsstruktur ändert sich. Wir müssen lernen, die „Überalterung“ nicht zu bejammern, sondern als Fakt zu begreifen und die Chancen, die sich daraus ergeben zu nutzen und die Stadt so gestalten, dass man hier gerne alt werden kann. Das beginnt beim Wohnungsbau, der Mobilität im Haus und vor der Haustür, bei Verkehrsmitteln, bei Strukturen, die die Älteren einbinden, ihren Erfahrungsschatz nutzen und vor Einsamkeit bewahren. Erhöhen präventive Maßnahmen die Lebensqualität, so verringern sie das Stadtbudget. Die Stadt muss die Rahmenbedingungen schaffen, um soziale Innovationen voranzubringen.
Die Altenpolitik muss Anlaufstelle und Vermittler sein, um die Tatkraft der Alten einbinden zu können. Die Alten sind überdurchschnittlich im Ehrenamt engagiert, man schaue sich in Bad Honnef nur die Vereine an. Ohne die Alten ginge hier kaum etwas. Schon jetzt ist die Kommune auf das Ehrenamt, was in großem Umfang von den Alten geleistet wird, angewiesen. Und das wird in Zukunft mehr werden, mehr werden müssen. Schon jetzt, und Corona hat diese nochmals verdeutlicht, ist die Stadt auf die Ehrenamtler angewiesen. Die Alten werden für das Funktionieren der Zivilgesellschaft gebraucht. Sie sind die Gemeinwohlproduzenten.