DRK Bad Honnef: "Wir sind ein echtes Team"

Bad Honnef | A3, Schlaganfall, Krankentransport – für den DRK-Rettungsdienst Bad Honnef Synonyme für Notfalleinsatz. „Im letzten Jahr sind wir 1830 Einsätze gefahren“, sagt Jens Koelzer(36), Leiter der DRK-Bereitschaft in der Bad Honnefer Bergstraße 27. Dieses Jahr waren es schon 140. Koelzer: „Das liegt auch daran, dass wir seit Anfang des Jahres 24 Stunden im Einsatz sind.“ Bis dahin fuhren die Bad Honnefer Retter nur nachts.

Bundesweit nimmt durchschnittlich jeder 9. Bürger eine der Leistungen der Rettungs-Helfer (Notfallrettung und Krankentransport) in Anspruch.

Seit 1987 ist Jens Koelzer schon aktiver DRKler, sein Kollege Nico Gay (26), Rettungsassistent, begann 2006 beim Ortsverband. Beide waren  bislang alleine unterwegs. Seit Anfang des Jahres können sie sich über zwei neue  Kollegen freuen: Marc Lelke (22) und Sascha Ringel (30). Weitere 39 ehrenamtliche Helfer stehen den Profis zur Seite. Koelzer: „Ohne die Ehrenamtler könnten wir die vielen Aufgaben gar nicht erfüllen.“

Bei jedem Anruf startet ein Film

Und das Leistungsspektrum ist umfangreich. Einsätze bei Unfällen auf der A3, B42, im Schmelzbach gehören wie die Unfallversorgung bei Bränden zu den ganz großen praktischen und psychischen Herausforderungen. Aber auch bei Schlaganfällen, Herzinfarkten und anderen Erkrankungen, die nicht selten tödlich enden, sind Geschick und seelische Belastbarkeit gefordert. „Natürlich startet bei jedem Anruf sofort ein Film. Ganz schnell schaltet das Gehirn dann aber automatisch um und es geht nur darum: Welche Situation finden wir vor, was müssen wir als Erstes tun?“, so Jens Koelzer.

Pater Jürgen Langer, Mitarbeiter eines Hilfsprojektes für Rettungssanitäter, bestätigt diesen Ablauf. Aber er weiß auch, dass oft schon während des Abtransports der Verletzten oder Toten das Gehirn wieder anders tickt und die Dramatik der Situation wahrnimmt. Besonders schlimm sei es, wenn Kinder oder Freunde der Helfer betroffen sind.

Den Mitarbeitern des DRK sind die Gefahren, die ihr Job mit sich bringt, nicht unbekannt. Nico Gay, der auch Pressesprecher des Ortsverbandes ist: „In Schulungen werden wir  regelmäßig auf solche Situationen vorbereitet.“ Mindestens 30 Fortbildungsstunden muss jeder Rettungssanitäter im Jahr nachweisen können. „Ist das Soll nicht erfüllt, kann er auch nicht mitfahren“, so Gay.

Partner der Vereine und bei Bürgerfesten

Damit die hohen Anforderungen eingehalten werden, hat das DRK vor einigen Jahren ein Qualitätsmanagement eingeführt. „Darin ist alles geregelt – vom Logo  bis zur Erstversorgung“, so Gay. Die vom DRK betreuten Menschen hätten somit die Sicherheit, dass sie nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Rettungswesen betreut werden.

Natürlich ist nicht jeder Einsatz mit solchen enormen Belastungen verbunden. Als Partner vieler Vereine  sind die Frauen und Männer mit ihren roten Jacken und dem roten Kreuz auf vielen Bürgerfesten und Sportveranstaltungen zu sehen. Bei den Profibasketballern der Dragons helfen Jens Koelzer und andere Mitglieder der DRK-Familie sogar bei der Motivation. Mit ihren Pauken sorgen sie für die richtige Akustik. Erfolgreich. Im Gleichschlag mit den Trommelstöcken eilen die Dragons von Sieg zu Sieg.

Koelzer: „Seit 1992 bin ich infiziert. Ich fahre sogar oft mit zu den Auswärtsspielen“. Schuld daran sei sein damaliger Gruppenleiter Matthias Braubach. Der habe ihn mal für den Ordnungsdienst angeheuert. Irgendwann hatte er dann sein Coming-out.

Mehr als ein Arbeitsplatz

In Bad Honnef genießt  das DRK einen hervorragenden Ruf. „Wir sind ein echtes Team“, sagt Koelzer. Und Nico Gay kann sich eigentlich keinen anderen Arbeitsplatz vorstellen: „Das ist hier täglich neues Erleben, kein Job“.

Zur Erfolgsgeschichte des DRK Bad Honnef hat Siegfried Westhoven einen erheblichen Teil beigetragen. Nach 15 Jahren Vorstandsarbeit wird er heute den Vorsitz an seinen Sohn Uwe abgeben.

Zwei Wünsche hat das DRK-Team: Noch mehr Ehrenamtliche, die sich für die wichtige Aufgabe begeistern und rücksichtsvollere Autofahrer. Jens Koelzer: „Manchmal sind die Straßen so eng zugeparkt, dass wir weite Umwege fahren müssen.“

Das kostet wertvolle Zeit – und manchmal Menschenleben.

 

 

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