LeserInnenbrief

Geldautomatensprengungen – Muss eine gesetzliche Regelung her?

Deutschland, und insbesondere unser NRW, ist ja wohl inzwischen Schlaraffenland für Geldautomatenknacker. Die Sprengung in Bornheim-Merten in der vergangenen Woche ist das jüngste Beispiel dafür. Das Haus musste sogar evakuiert werden. Es ist allmählich lächerlich, dass im Prinzip nichts gegen die Sprengungen unternommen wird. Und es ist eine Zumutung für die Vermieter und Bewohner der betroffenen Häuser, bei denen man deutschlandweit Sachschäden bis zu 400.000 € festgestellt hat, in einem Jahr laut BKA im zweistelligen Millionenbereich, ganz abgesehen von dem Schrecken und den oft langwierigen Renovierungen. Gibt es vielleicht Versicherungen, die dieses Theater mitspielen?

Es ist doch nicht mehr hinzunehmen, dass Banken und Sparkassen nur zögerlich etwas dagegen unternehmen. Man hört nach einer Sprengung jedes Mal den fast wörtlich gleichen Report der Polizei, aber auch die Schilderungen der aufgebrachten Bewohner. Wenn die Chefs und Chefinnen der Geldinstitute sich äußern, vermerken sie immer öfter, dass in Deutschland noch zu viele Leute bar bezahlen. Will man mit der Untätigkeit dem Barzahlen den Garaus machen?

Dabei bräuchte man doch nur die Zugangszeiten der Geldautomaten in die Öffnungszeiten der Geschäfte zu legen. Die Sparkasse Fulda hat für Ihren Einzugsbereich festgestellt, dass nachts kaum 2 % (!) der Abhebungen stattfinden. Somit ist eine Zugangszeit von 6 bis 22 Uhr geboten und auch für jeden Nachtschwärmer machbar. Denn wenn Sie im Internet recherchieren, stellen Sie fest: Alle Überfälle finden nachts statt, in der Regel zwischen 1 und 4 Uhr. Hier nur ein paar Beispiele aus unserer Region:

Bornheim-Merten (jetzt gerade) um 2 Uhr, Bornheim-Sechtem 2:55, Bornheim-Hersel 3:15, Tannenbusch 3:45, Wachtberg 3:30, Königswinter-Ittenbach 2:15, Bad Honnef-Aegidienberg 2:05. Diese Liste könnte man entsprechend von Flensburg bis München fortsetzen. Die Automatenknacker – die Jungs von der Abteilung „Doo laachs de dich kapott“ – wissen doch: Die spät Heimgekommenen schlafen fest, und die Frühaufsteher sind noch nicht unterwegs. Und das Wichtigste: Die Straßen sind so frei für ihre, meist gestohlenen hochmotorisierten Fluchtautos.

Wenn aber die Geldinstitute nicht bereit sind, selbst aktiv zu werden – z.B. durch sofortige Einschränkung der Zugangszeiten – muss – wie der ehemalige Innenminister von Niedersachsen, Boris Pistorius, heute Verteidigungsminister, es formuliert hat, eine gesetzliche Verpflichtung her, und zwar schnellstmöglich, ohne diese Initiative, wie so oft bei uns üblich, in diversen Ausschüssen jahrelang zu prüfen und zu begutachten. Vielleicht wären dann Einfärbungen und Verklebungen der Geldscheine nur noch für externe Automaten sinnvoll.

Oder wollen wir das Märchen fortsetzen „Deutschland, das Schlaraffenland für Geldautomatenknacker“, koste es, was es wolle?

Lothar Vreden
Königswinter

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