Früher fanden die großen Bad Honnefer Karnevalsveranstaltungen immer im Kursaal statt. Sessionseröffnung, Familiensitzung, Ramba Zamba, Halt Pols Große Prunksitzung etc. Diesmal hat das Festkomitee seine Veranstaltungen in den Saal Kaiser verlegt, die KG Ziepches Jecke feiert in Königswinter – lediglich Halt Pol bleibt an alter Stelle.
Warum ist das so? Angeblich sollen die Veranstaltungskosten im Kursaal für manche Vereine einfach zu hoch sein.
Stimmt das, sollte die Stadt als Verpächterin intervenieren. Immerhin gehört der Kursaal zu Bad Honnef, wie der Drachenfels zum Siebengebirge. Und er steht für Bürgersaal.
Es kann nicht richtig sein, dass die Nutzung des Bad Honnefer Wohnzimmers für Traditionsveranstaltungen aus Kostengründen nicht mehr möglich ist. Sonst wird man in Zukunft in dieser Stadt von einer jecken Zweiklassen-Gesellschaft sprechen müssen.
Wobei natürlich Karneval im Saal Kaiser schon etwas ganz Besonderes ist.
Wieviel hat die notorisch klamme Stadt (und damit die Bürger, die hierzu nicht gefragt wurden) die Sanierung des Kurhauses gekosten? Wenn ich mich richtig erinnere waren es knapp 10 Mio. Euro. Und wofür? Auch einem Juristen sollte bewusst sein, dass sich der Umsatz aus Preis mal Menge ergibt. Offensichtlich sind die „Benutzungsgebühren“ für das Kurhaus aber so hoch, dass sie potenzielle Veranstalter abschrecken. Ergebnis: Kaum Einnahmen aus der Vermietung, die die ursprünglichen Sanierungskosten im Nachhinein rechtfertigen würden.
Ich freue mich sehr darüber, dass dieses Thema aufgegriffen wird. Seiner Zeit, zur Planung der Kurhaussanierung, war meines Wissens nach, eines der Ziele einen Veranstaltungsort zu schaffen, welcher auch den Vereinen zu Gute kommt. Mit Argusaugen beobachtete die Bad Honnefer Bevölkerung die Sanierungsarbeiten im Kurhaus, welche für ein Projekt im öffentlichen Dienst, ohne größeren zeitlichen und finanziellen Verzug von statten ging.
Die Vereine und andere Institutionen konnten kaum erwarten das Wohnzimmer Kurhaus Bad Honnef wieder mit Freude und Leben zu füllen – doch die Ernüchterung kam schnell. Ein komplett sanierter Veranstaltungsort mit Vollausstattung und ein Betreiber der damit Geld verdienen möchte. In dem Zusammenhang bitte nicht falsch verstehen: der Betreiber soll und muss Geld verdienen, aber anscheinend wurde bei der Vergabe nicht vollends drüber nachgedacht, in welcher Art und Umfang Kosten auf die Vereine zukommen. Den Vereinen wurde das Kurhaus mit dem Betreiber auf div. Städtischen Veranstaltungen regelrecht angepriesen.
Natürlich gibt es ein städtisches Regelwerk zur Förderung der Vereinsveranstaltungen im Kurhaus – Allgemein bekannt über das städtische Kontingent und eine Art Kulturfond, ein finanzieller Zuschuss zur Kostendeckung. Dennoch scheinen, wie in dem Kommentar beschrieben, die Vereine vorwiegend abzuwandern und sich alternative Veranstaltungsorte zu suchen. An sich gar nicht schlecht die Veranstaltungen verstreut im Stadtgebiet oder auch über den Stadtgrenzen hinaus stattfinden zu lassen – trotz ziemlich begrenzter Alternativen, aber dennoch Schade, dass die Option Kurhaus vorwiegend durch finanzielle Gründe vielen Vereinen entweder gar nicht mehr zur Verfügung steht oder an der Preisgestaltung von Eintrittskarten eine bittere Ernüchterung findet.
Ich möchte hier auch gar nicht auf den Betreiber abzielen – der Betreiber macht das, was er anderorts auch macht, zu Konditionen die er wo anders nun mal auch vereinnahmt. Der Honnefer Vereinsmensch war zumal auch anderes gewöhnt – unter dem damaligen Betreiber Avendi, welcher den Vereinen immer gut gesonnen war, waren „traditionell“ bedingte Absprachen „so wie immer“ einfach und unkompliziert. Die doch marktüblichen Konditionen, Absprachen und Regelungen des neuen Betreibers fühlen sich hier durch eher doppelt so Schlimm an.
Das Kurhaus ist ein traumhafter Veranstaltungsort – Hochzeitsfeiern, Konzerte mit Gewinnerzielungsabsicht, Firmenfeiern und sonstige Events in höheren Preisklassen haben nach der Sanierung einen weiteren hochkarätigen Ort gewonnen. Das eh schon immer schwerer, regulierte und kostenintensiver werdende Ehrenamt hat hier jedoch wenig bis gar nichts gewonnen. Wünschenswert wäre hier mal ein Statement der Stadt Bad Honnef, denn diese profitiert von allen ehrenamtlichen Bürgern und den Vereinen aus Honnef.