Das Abenteuer Kiezkaufhaus, alias Rheinkaufhaus ist beendet. Gut so. Von Beginn an hakte das Projekt. Es wurde zwar idealistisch, aber unprofessionell vorbereitet und der Zeitpunkt, es wegen vorhersehbarer Erfolglosigkeit abzubrechen, wurde verpasst. Der war spätestens mit dem Auslaufen der Fördergelder erreicht.
Ein Kardinalfehler war beispielsweise, die Bevölkerung wie die Einzelhändler nicht zu befragen, ob sie ein solches Angebot überhaupt wollen. Jedes neue Unternehmen macht eine Marktanalyse und prüft, ob es am Standort einen entsprechenden Bedarf für ein neues Produkt oder eine Diensteistung gibt. Beim Kiezkaufhaus schien das unbedeutend zu sein. Vielleicht, weil man kein eigenes Geld riskierte, sondern Steuergelder.
Schon bei der Präsentation im Rathaus gab es mehr Skepsis als Zustimmung, ja, sogar deutlich Ablehnung. Welches Unternehmen gründet unter solchen Voraussetzungen? Was haben sich die Verantwortlichen eigentlich dabei gedacht, das Projekt trotzdem durchzuziehen? Hielten sie sich für die Wissenden und die, um die es gehen sollte, für diejenigen, die man nur zu ihrem Glück zwingen müsse?
Man mag es kaum glauben, wer den ersten Funken zum digitalen Marktplatz zündete. Das waren Akteure des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens, für die zum damaligen Zeitpunkt das Internet Teufelswerk war. Aber es gab Fördergelder. Offensichtlich eine Droge nicht nur für diese Kommune.
200.000 EUR und mehr, die sich nun endgültig in Luft aufgelöst haben. Dabei gab es 2017 bis auf den Lieferdienst mehrere fertige gleichwertige Digitalprodukte Made in Bad Honnef, und wenigstens eins wäre für die Stadt kostenlos gewesen.
Jetzt ist es mehr als wundersam, dass sich die Verwaltung mit Aussagen wie „Das Angebot einer preiswerten Plattform, die den Einstieg des Handels und der Gastronomie in die digitale Vermarktung unterstützt war wichtig und richtig“ (Bürgermeister Otto Neuhoff), oder „Mit dem Projekt haben wir viele wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen gewonnen. In der Coronazeit war es gar für manche Geschäfte des Einzelhandels und der Gastronomie eine überlebenswichtige digitale Infrastruktur, um den Kunden zu halten“ (Wirtschaftsförderin Johanna Liel). Als ob die Verwaltung 2017 schon wusste, dass uns Corona 2020 den Lockdown bescheren sollte.
Das allergrößte Problem allerdings ist, daß sich der lokale Handel natürlich digital weiterentwickeln muss. Aber fragen Sie nach diesen Erfahrungen die Geschäftsleute mal, ob sie bei einem Bad Honnefer Onlineportal mitmachen wollen. Wie wird da wohl die Antwort lauten, auch wenn es sie nichts kosten würde?
Eine Riesenchance wurde vertan. Was die städtische Förderung der Unternehmen bei der digitalen Entwicklung betrifft, dürfte Bad Honnef wieder bei Null angelangt sein. Die Kassen sind leer. Und das bei manchen im Kreis vorherrschende Image Bad Honnefs als innovative Kommune beim Onlinemarketing ist dahin.