Bad Honnef – Mehr oder weniger ratlos gingen heute Abend die Mitglieder des Sportverbands Bad Honnef (svb) auseinander. Sie trafen sich im Alten Standesamt zum „Runden Tisch des Sports“. Thema: Das Gutachten zur Sportentwicklung im Menzenberger Stadion – Kunstrasen vs. Naturrasen – Folgen für Vereine und Schulen.
Noch im letzten Jahr erklärte Gutachter Holger Fuhrmann im Sportausschuss, am besten sei es, den Rasenplatz beizubehalten. Ein Schlag ins Gesicht des Hockeyclubs Bad Honnef (HCH). Der soll nach Plänen der Stadt auf sein jetziges Gelände verzichten, damit dort Wohnungen entstehen können. Erklärt wurde dem Verein, ersatzweise könne er dann das Stadion mitnutzen, in Aussicht gestellt wurde ein Kunstrasenplatz für Fußball und Hockey. Der könnte ihn wieder wettbewerbsfähig machen, da in der Regel nur noch Hockey auf Kunstrasen gespielt wird. Fast alle Seniorenspieler haben mittlerweile den HCH Richtung Bonn verlassen und spielen dort beim BTHV.
Ein künstlicher Bodenbelag im Menzenberger Stadion wiederum brachte die Leichtathleten auf den Plan. Er würde für die Wurfdisziplinen das Aus bedeuten. Räumliche Alternativen gibt es für sie nicht.
In der Zwischenzeit wurden auch Bodengutachten eingeholt. Einige Ergebnisse stehen offenbar noch aus. Die Sportflächen wurden auf einer ehemaligen Müllhalde gebaut.
Fachleute außerhalb von Verwaltung und Politik bezweifelten, dass der erwartete Erlös durch den Verkauf von Grund und Boden von rund 1.8 Millionen EUR überhaupt erzielt werden könne, sagte HCH-Ehrenpräsident Harald Wegener, selbst Architekt. Er vermutet eine Kontaminierung des Bodens, sodass die geplanten Häuser auf Stelzen gebaut werden müssten oder sogar das Erdreich ausgetauscht werden müsste.
Es gibt weitere Unbekannte. Zu erschließende Grundstücke befinden sich in Privatbesitz, so Wegener, die Verkehrsbelastung in dem Viertel würde deutlich zunehmen und eine angedachte Flutlichtanlage dürfte auch nicht jeden Anwohner erfreuen. Der Ex-Vorsitzende hält Beschwerden für möglich.
Selbst ansatzweise kamen die Teilnehmer des Runden Tischs zu keinen praktikablen Vorschlägen, mit denen das Gesamtproblem zu lösen wäre. Viele Sportvereine klagen über einen Rückgang ihrer Mitgliederzahlen. Kommen keine neuen Bürger in die Stadt, geraten sie weiter in Bedrängnis, erklärt die Vorsitzende des größten Bad Honnefer Sportvereins, dem TV Eiche, Marita Weinberg. Es müsse also gebaut werden. Laut Stadt und Teilen der Politik ginge das zurzeit preiswert und unkompliziert nur auf städtischen Grundstücken – wie dem Hockeyplatz.
Norbert Grünenwald, verantwortlich bei der Stadt für die Bereiche Bildung, Kultur und Sport erinnerte an das Gutachterergebnis mit der Voraussage, dass gerade Ballspielsportarten immer weniger Zulauf haben werden. Man müsse also bei dem Bau eines Kunstrasenplatzes auch an Nachhaltigkeit denken. Ließe sich ein Kunstrasenplatz überhaupt so auslasten, dass sich der Aufwand rechne, fragte der Verwaltungssportchef. HCH-Vorsitzender Wilhelm Strohmeier wollte nicht widersprechen und bestätigte zudem, dass ein für das Hockeyspiel geeigneter Kunstrasenplatz nur eine Lebenserwartung von 10 bis 12 Jahre habe.
Am „Runden Tisch des Sports“ gab es zum Thema Sportentwicklung im Menzenberger Stadion keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse, bis auf die Vision, Bad Honnef-Süd nun endlich zu bebauen. Dann könne man auf Pläne, den jetzigen Hockeyplatz bewohnar zu machen, verzichten.
Ein Hinweis an die Politik. Die war aber bis auf einen Vertreter der SPD am heutigen Abend nicht vertreten. „Die geringe Beteiligung bedauere ich sehr“, erklärte svb-Vorsitzende Marie-José Püllen.
Die betroffenen Vereine stehen weiterhin vor einer ungewissen Zukunft. Der Hockeyclub will nicht resignieren und investiert 2019 gut 7.000 EUR in die Pflege des umstrittenen städtischen Rasenplatzes. „Das werden wir auch die nächsten Jahre so machen“, lässt Strohmeier die svb-Vertreter wissen und hofft, dass eine mögliche Bebauung in naher Zukunft nicht Realität wird. Passivität in dieser Situation bringe seinem Verein nichts.