Lieber Herr Erzbischof Woelki,
wir wissen nicht, ob es Ihnen bekannt ist, dass das Erzbistum als Träger der staatlich anerkannten Ersatzschule St. Josef in Bad Honnef plant, den einzigen großen Sportplatz im Innenstadtbereich von Bad Honnef, der sich auf dem erzbistümlichen Schulgelände befindet, mit Wohneinheiten zu bebauen. Der bisherige Sportplatz, soll wegfallen, obwohl die Schüler*innenzahl wachsen wird.
Was wir hingegen wissen, ist, dass der Verlust des Platzes für die Schüler*innen in der Obhut Ihrer Gesamtschule bedeutet, dass ihnen zukünftig ein wichtiger Bewegungsraum fehlen wird. – Klar, es gibt die neue Sporthalle Ihrer Schule, aber „draußen ist auch wichtig“, finden wir zumindest. Oder?
Was wir uns fragen, lieber Herr Woelki: Wurden eigentlich seitens des Schulträgers auch die Betroffenen befragt, was sie von dieser Entscheidung halten? Wie wichtig sind Ihnen die Stimmen der demokratisch legitimierten schulischen Mitwirkungsgremien, wie Schüler*innenvertretung, der Eltern in der Schulpflegschaft, des Kollegiums und auch der Schulkonferenz als wichtigstes Gremium in diesem Prozess? Kann es sein, dass dies im Eifer einer Top-down-Entscheidung übersehen wurde? – Tja, kann passieren, kann aber auch nachgeholt werden!
Nach Auskunft der Vertreter des Erzbistums hat man in Köln offensichtlich entschieden, dass dieses Gelände für die Schule „nicht benötigt“ wird – bedauerlicherweise jedoch ohne eine ordentliche Rückkopplung mit den schulischen Gremien. Das ist für uns völlig unverständlich. Wir sind gewohnt, dass solche großen Einschränkungen für den Schulbetrieb wie die Stilllegung einer Sportfläche vom Schulträger umfassend mit den schulischen Gremien beraten werden und deren Voten bzw. Beschlüsse in die Entscheidung mit einfließen.
Was Sie als vermutlich Ortsunkundiger nicht wissen können ist, dass für Schüler*innen Ihrer Schule wie auch des benachbarten Siebengebirgsgymnasiums und der Löwenburgschule ein Sportplatz als Ausweichziel zur Verfügung steht. Leider aber befindet sich dieser nicht im Bereich der Innenstadt, so dass vom Frühling bis zum Herbst täglich mehrfach Busse eingesetzt werden müssen, um Sporttreiben unter freiem Himmel zu ermöglichen. Diese Umweltbelastung wäre mit Leichtigkeit zu vermeiden, und viele Kinder und Jugendliche würden es Ihnen danken, wenn sie sich die vielen Stunden entgangener Lebens- und Bewegungszeit durch überflüssige Busfahrten zum Menzenberger Stadion ersparen könnten. Der Sportplatz müsste dann einfach nur für die Nutzung durch andere Schulen geöffnet werden. Kooperationsvereinbarungen machen es möglich – so etwas „läuft“ in anderen Kommunen recht gut.
Wir wissen natürlich auch, dass ein Wohnbauvorhaben weitaus lukrativer ist, als einen Sportplatz zu erhalten. Dabei übersehen wir auch keineswegs, dass die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum – für uns als Mitglieder der SPD in Bad Honnef eine politische Grundüberzeugung – sehr wichtig ist. (Aber unter uns gesagt, dafür gibt es in Bad Honnef durchaus auch Alternativen.)
Diese Entscheidung betrifft Bad Honnefer Kinder und Jugendliche. Der Stadtrat soll nun diese zweifelhafte Entscheidung des Erzbistums baurechtlich genehmigen und damit bestätigen. Das fällt naturgemäß schwerer, wenn man kein klares Votum von Schulkonferenz, Elternvertretung, Schüler*innenvertretung etc. hat.
Da es sich um eine private Schule handelt, haben wir als Kommunalpolitiker*innen keinen Einfluss auf das Schulgeschehen.
Wir erwarten aber vom Erzbistum trotzdem die Einhaltung der üblichen Entscheidungswege, gerade bei einer solch einschneidenden Veränderung der Freizeitflächen der Schule, gerade auch wegen der spürbaren Wirkung auch über die Gesamtschule St. Josef hinaus. Deshalb bitten wir an dieser Stelle die Verantwortlichen, die schulischen Gremien zu dieser Entscheidung zu befragen und deren Votum der Kommunalpolitik mitzuteilen.
Lieber Herr Erzbischof, vielleicht denken Sie oder die Menschen, die solche weitreichenden Entscheidungen fällen müssen, ja doch noch einmal darüber nach. Wir und mit uns bestimmt viele Kinder, Jugendliche und deren Eltern in Bad Honnef würden es Ihnen danken.
Kerstin Salchow
Ratsmitglied Bad Honnef
Guido Mädje
Sachkundiger Bürger Bad Honnef