Wenn nach der Europawahl überhaupt etwas beruhigend wirkt, dann, dass der Rutsch nach rechts nicht allein ein deutsches Problem ist. Klar ist das Nonsens.
Wenn Bürgerinnen und Bürger in einem demokratischen System eine Systemänderung heraufbeschwören, dann hat das nichts mit Vernunft, Recht auf freie Wahl, Meinungsfreiheit und so weiter zu tun, sondern eher mit Psychologie.
Dreimal Urlaub im Jahr in Dubai, auf den Kanaren und der hippe Trip nach Südafrika, zwei bis drei Autos – Minimum – in der Garage, Eigenheim mit Swimmingpool, Frauen laufen mit dicken Lippen herum und sehnen sich immer häufiger an den Herd zurück, Männer wollen wieder richtige Kerle sein.
Offensichtlich halten manche diese „Errungenschaften“ für gefährdet oder es geht ihnen zu gut und sie können ihr Wohlbefinden nicht mehr toppen – außer mit Schmerz. Lösung: rechtsextrem wählen.
Summiert man jetzt noch die viele (Frei)-Zeit für Handynutzung, Klatsch, Tratsch, Mobbing in den Sozialen Medien, Dschungelcamp, Bauer sucht Frau – da bleibt keine Sekunde mehr übrig für das Engagement in Vereinen, in der Politik oder im Ehrenamt.
Statt die notwendigen Strukturen einer Demokratie für wichtige gesellschaftliche Veränderungen zu nutzen, suchen viele deutsche Frauen und Männer lieber ihr Heil in der Flucht in Unfreiheit und Unselbstständigkeit: in die Diktatur. Nichts anderes ist die Konsequenz, wenn man Rechtsextreme zu Entscheidern über das Schicksal eines Volkes, eines Europas macht.
Ist das Ergebnis einer Untersuchung der Uni Leipzig nicht furchtbar, „dass sich derzeit viele Menschen in den ostdeutschen Bundesländern nicht mehr demokratische Teilhabe und Sicherung der demokratischen Grundrechte wünschen, sondern die scheinbare Sicherheit einer autoritären Staatlichkeit“?
Was könnte zu einer Lösung beitragen? Nicht nur im Verein Spaß haben, sondern auch mit Vorstandsarbeit Verantwortung übernehmen? Nicht nur im Ernstfall auf die Feuerwehr vertrauen, sondern aktiv für die Sicherheit anderer sorgen? Nicht nur gegen Bauprojekte wettern, sondern in der Kommunalpolitik mit dazu beitragen, dass sich die (kleine) Welt verbessert?
Fragen über Fragen. Eigentlich liegen die Antworten klar auf der Hand.
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